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Holzmann und Schmid auf dem Weg zurück in den Ski-Weltcup

Ski alpin

"Wie ein altes Ehepaar": Sebastian Holzmann und Manuel Schmid planen ihr Comeback

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    Die beiden Skifahrer Sebastian Holzmann und Manuel Schmid arbeiten an ihrem Comeback im Weltcup. Während der gemeinsamen Reha verbrachten die Allgäuer viel Zeit mit einander – unter anderem bei Besuchen in Cafés.
    Die beiden Skifahrer Sebastian Holzmann und Manuel Schmid arbeiten an ihrem Comeback im Weltcup. Während der gemeinsamen Reha verbrachten die Allgäuer viel Zeit mit einander – unter anderem bei Besuchen in Cafés. Foto: Ralf Lienert

    Nein, ein Verbrecherpärchen sind sie nicht. Natürlich auch kein Liebespaar. Warum sie sich dennoch gerade ein Café in Oberstdorf ausgesucht haben, das einen ähnlichen Namen trägt? Zufall. Vier Monate nach Beginn ihrer gemeinsamen Verletzungsgeschichte sind „Bonnie und Clyde“ alias Sebastian Holzmann und Manuel Schmid bester Dinge.

    Sie wirken wie ein altes Ehepaar. Spricht der eine Mal nicht, dann redet der andere. Oder ergänzt Dinge seines Vorredners. Blindes Verständnis. Auch beim Kässpatzen machen. Die letzten Wochen, die vielen gemeinsamen Stunden, die sie miteinander verbracht haben, das hat sie zusammen geschweißt.

    Ende August passiert es. Sebastian Holzmann verletzt sich schwer. Beim Training. Kniescheibe inklusive der Sehne. Operation. Nur einen Tag später bekommt er einen Zimmernachbarn. Manuel Schmid. Ebenfalls schwerstverletzt. Kreuzband, Innenband, Meniskus, Brustwirbel. Das genaue Programm.

    Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Gemeinsam im Krankenhaus, gemeinsam in der Reha, gemeinsames Aufbautraining. Alles gemeinsam.

    „Wir haben schon so etwas wie eine kleine Beziehung“, sagt Holzmann und schmunzelt. Die beiden Skifahrer kennen sich schon lange, aus der Jugend, von vielen Rennen. „Aber jetzt machen wir auch privat einiges zusammen“, ergänzt Schmid. „Alles gemeinsam, aber kein Reha-Wettrennen.“ Das ist ihnen wichtig.

    Sebastian Holzmann und Manuel Schmid verpassen Olympia in Peking

    Seit August ist einiges passiert. „Prinzipiell liegen wir sogar etwas vor unserem Zeitplan“, sagt Technik-Spezialist Holzmann. Bedeutet: Sie sind schon auf Ski unterwegs. Allerdings nicht auf den gewohnten Brettern. „So viel beim Langlaufen war in den den vergangen zehn Jahren nicht mehr“, Schmid, der eigentlich Abfahrtsski unter seinen Füßen gewohnt ist, hat sich schnell an das neue „Material“ gewöhnt. Das alles tut der Seele gut, die doch anfangs arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.

    Für den Oberstdorfer Holzmann war es zwar die erste große Verletzung. „Aber die Vorfreude auf die neue Saison, den Olympia-Winter, die war extrem.“ Zumal er die Skimarke gewechselt hatte. Und, genau wie der Fischinger Schmid übrigens, sehr gut mit den neuen „Geräten“ zurecht kam.

    Beweglichkeit, Koordination, die Kumpels pushen sich gegenseitig auf ihrem Weg zurück in den Weltcup. Erste lockere Skitouren gab es auch schon, „nur bergauf natürlich“, erklärt der 28-jährige Holzmann. Sie halten sich penibel an die Vorgaben der Ärzte und Physiotherapeuten.

    Schneetraining kommt für die beiden Wintersportler nicht in Frage

    Schneetraining im eigentlichen Sinne kommt für die beiden noch nicht in Betracht. „Nach sechs Monaten ist es bei mir geplant“, erklärt Kaffee-Liebhaber Holzmann, „nach sieben bis acht bei mir“, ergänzt Schmid. Geht es ein paar Wochen früher, wäre das „was fürs Herz“, die Saison ist zu diesem Zeitpunkt ohnehin gelaufen. Eile ist demnach nicht geboten.

    Einzig ein paar Material-Tests könnten noch gemacht werden. Nach einem kompletten Winter Pause passiert extrem viel auf diesem Sektor. Da ist jede Fahrt wichtig. Zukunftsmusik. Denn Rennsport findet für Holzmann und Schmid in diesen Tagen nur vor dem Fernseher statt. „Für mich war es zuletzt sehr emotional, als der Alex (Schmids Bruder, 3. Platz in Alta Badia, Anm. d. Red.) beim Interview gesagt hat, er hätte den dritten Platz auch für mich erreicht. Das war ähnlich bewegend, wie sein Anruf bei mir im Krankenhaus kurz nach der Verletzung. Da haben wir beide mit den Tränen gekämpft.“

    Alexander Schmid trumpt momentan im alpinen Ski-Weltcup auf

    Die enge Verbindung zu seinem Bruder gibt Manuel Schmid Kraft. Ähnlich wie Sebastian Holzmann. Auch er wird von der gesamten Familie unterstützt.

    Die Familie wiederum „profitiert“ durch die Verletzung der beiden. So lange zu Hause waren weder Schmid noch Holzmann in den letzten Jahren, so früh hatten sie ihre Weihnachtsgeschenke noch nie beisammen. So intensiv hatten sie zu ihren engsten Freunden schon seit gefühlten Ewigkeiten keinen Kontakt mehr. „Weniger Chatten, mehr treffen“, das ist das Motto. Egal ob in einem kultigen Kaffee in Oberstdorf oder sonst wo. „Bonnie und Clyde“ haben nicht nur hier ihre Rollen angenommen. Sie werden ihren Weg gemeinsam weiter gehen.

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