Im Kreisel vor dem Ziel ging’s zum Teil turbulent zu. Hier kommen der Schweizer Gaetan Procureur (links) und der Italiener Raphael Mahlknecht zu Fall.
Bild: Ralf Lienert
Im Kreisel vor dem Ziel ging’s zum Teil turbulent zu. Hier kommen der Schweizer Gaetan Procureur (links) und der Italiener Raphael Mahlknecht zu Fall.
Bild: Ralf Lienert
2357 Schellen waren es, die die letzte Entscheidung des Telemark-Weltcups am Oberjoch einläuteten. Offiziell und notariell beglaubigt. Ziel dieser Aktion war es, den alten Schweizer Rekord von 750 Kuhglocken zu brechen.
Drei Tage hatten Athletinnen und Athleten aus elf Nationen um Tagessiege, Disziplin-Kristallkugeln und den Gesamt-Weltcup gekämpft. Und es war spannend bis zum allerletzten Lauf am Samstag. Vor allem bei den Frauen kämpften Amelie Wenger-Reymond und Martina Wyss (beide Schweiz) um die begehrte große Kristallkugel.
Top-Favoritin Wenger-Reymond, die zuletzt sieben Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen hatte, musste nach einem Sturz in der Qualifikation ihre Titelambitionen begraben. Die 35-Jährige verfolgte den Rennverlauf im Finale nur noch als Zuschauerin. Ähnlich erging es ihrem Landsmann Bastien Dayer, der das Rennen nur als 15. beendete. Da sein Punktevorsprung im Gesamt-Weltcup auf Verfolger Elie Nabot (Frankreich) aber beruhigend groß war, änderte das Tagesergebnis nichts am Endergebnis.
Der Ausfall von Wenger-Reymond machte den Weg frei für ihre Teamkollegin Martina Wyss, die sich die Kristallkugel mit nur 16 Punkten Vorsprung sicherte. Beim Kampf um den Tagessieg der Frauen gab es noch ein Kuriosum. Die Entscheidung musste zwischen der Norwegerin Goril Strom Eriksen und Argeline Tan Bouquet fallen. Im Rennverlauf waren beide stets gleichauf und überquerten die Ziellinie auch gleichzeitig.
Auch nach genauem Video-Studium konnte die Jury keine eindeutige Siegerin ermitteln und so standen beide einträchtig zusammen auf dem obersten Podest. Im Rennen Mann gegen Mann und Frau gegen Frau schenkten sich die Sportler nichts. Spektakuläre Flugeinlagen und Stürze begeisterten die vielen hundert Zuschauer.
Auffallend während des gesamten Wettkampfs war die gelöste Stimmung im Kreis der Athletinnen und Athleten. Shakehands und Umarmungen, auch nach einem verlorenen Duell, ließen keinen Raum für Zoff und Streit.
Zufrieden äußerte sich auch Telemark-Chef Chris Leicht: „Wir hatten den Wettergott auf unserer Seite und so konnten wir den Zuschauern hervorragenden Sport bieten und den Athleten Top-Bedingungen garantieren. Mein Dank gilt auch den 120 Helfern, den Bergbahnen und den Sponsoren für ihren Einsatz.“
Sucht man auf den Ergebnislisten nach deutschen Teilnehmern, so muss man weit nach unten scrollen. Die Zeiten, in denen Johanna Holzmann aus Oberstdorf und Tobias Müller aus Fischen (beide wechselten zur olympischen Disziplin Skicross) oft auf dem Siegertreppchen ganz oben standen, sind vorbei.
Fairerweise muss erwähnt werden, dass das Telemarken in der Schweiz, Norwegen und Frankreich finanziell wesentlich stärker gefördert wird als hierzulande. Beim DSV ist Telemarkk als Breitensport angesiedelt.
Parallel-Sprint Frauen 1. G. S. Eriksen (Norwegen) und A. Tan Bouquet (Frankreich), 3. M. Wyss (Schweiz), jeweils 9. C. Frick (SC Oberstdorf), K. Reischmann (Neu-Ulm), 9. A.K. Kessler (Überlingen), B. Junger (Grosssachsenheim), jeweils 17. A. Wenger-Reymond (Schweiz), D. Pettinger (Bad Boll), N. L. Willmann (Scheidegg).
Männer 1. T. N. Loeken (Norwegen), 2. E. Nabot , 3. Th. Sillon (beide Frankreich), ..., 15. B. Dayer (Schweiz), 16. M. Sautter (Eningen), 17. Th. Orlovius (Sonthofen), 19. Leonhard Müller (Unterjoch), 28. M. Kroschewski (Gottmadingen).
Endstand Gesamt-Weltcup Frauen 1. Wyss 1350 Punkte, 2. Wenger-Reymond 1334, 3. Tan Bouquet 811, ..., 13. Junger 229, 14. Kessler 207, 18. Willmann 189.
Männer 1. Dayer (Schweiz) 1208, 2. Nabot 1106, 3. Loeken 965, ..., 15. Müller 246, 25. Orlovius 112.