Im Männer-Eishockey ist die nordamerikanische Profiliga NHL schon seit Jahrzehnten das Maß aller Dinge. Nun schicken sich auch die Frauen an, mit der National Women’s Hockey League (NWHL) einen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung zu machen. Im Jahr 2015, mit Unterstützung der NHL gegründet, starteten vier Klubs (Boston Pride, Buffalo Beauts, Connecticut Whale und Metropolitan Riveters) zur ersten Profi-Meisterschaft in den USA. Neu in dieser Eliterunde ist das Team der Minnesota Whitecaps, bei der als erste Deutsche in der NWHL überhaupt die 25-jährige Kaufbeurerin Tanja Eisenschmid einen Vertrag für diese Saison unterschrieben hat. Wir haben uns mit der 127-fachen Nationalspielerin unterhalten.
Kannst Du uns einen kurzen Abriss Ihrer sportliche Karriere geben?
Tanja: Ich habe das Eishockey mit drei Jahren beim ESVK begonnen und dort bis einschließlich Schüler-Bundesliga in der Saison 2010/11 mit den Buben gespielt. In der darauffolgenden Spielzeit wurde ich mit den Memminger Indians in der Frauen-Bundesliga Vizemeister. Danach bin ich zum Studieren in die USA gegangen und spielte dort vier Jahre lang bei der University of North Dakota.
Nach diesen vier Jahren durftest Du nicht mehr für die Universität spielen. Wie ging es dann weiter?
Tanja: Ja, das ist richtig. Die Regeln dort sind sehr strikt, und es gab bis dahin eigentlich nach der Universität keinen vernünftigen Spielbetrieb mehr für Frauen. Ich habe mich während meines Masterstudiengangs den Minnesota Whitecaps angeschlossen, in deren Team auch etliche US-Nationalspielerinnen standen und war die letzten zwei Jahre für diese Mannschaft aktiv. Die Whitecaps waren damals eine Mannschaft, die Eishockeyspielerinnen in Minnesota Trainingseinheiten und Spiele nach dem College anbot. Auch wenn die Partien vom Spielerischen und der Schnelligkeit sehr gut waren, gab es keinen richtigen Ligenbetrieb.
Jetzt hat sich Dein Team als fünfte Mannschaft der NWHL angeschlossen. Da warst Du schon wieder zurück im Allgäu, aber dann kam der Lockruf aus Übersee ...
Eisenschmid: Ich habe mir das lange überlegt. Nach sechs Jahren in den USA habe ich mich schon wieder auf das Allgäu gefreut, aber dann kam das Angebot von den Whitecaps und da habe ich mich entschlossen, doch noch ein Jahr dort drüben ranzuhängen. Die Möglichkeit, in der ersten Saison der Minnesota Whitecaps in der neuen Profiliga und dazu noch als erste Deutsche in der gesamten NWHL mitzumischen, konnte ich einfach nicht auslassen.
Wie finanziert sich das Ganze und gehörst Du jetzt auch zu den Eishockey-Millionären?
Tanja: Die NWHL wird von den Klubs der NHL unterstützt. Bei uns stellen beispielsweise die Minnesota Wild die Eishalle, Trainingszeiten und die ganze Infrastruktur zur Verfügung. Darüber hinaus ist Dunkin’ Donuts (eine Schnellrestaurant-Kette, Anm. d. Red.) unser Hauptsponsor. Wir bekommen eine Aufwandsentschädigung, von der aber leider immer noch keine Spielerin ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.
Du kommst aus einer Eishockey verrückten Kaufbeurer Familie...
Tanja: Mein Bruder Markus spielt in der DEL bei den Adler Mannheim und wurde für den heute beginnenden Deutschland Cup in Krefeld für die Nationalmannschaft nominiert (siehe überregionalen Sport, d. Red.). Meine Schwester Nicola ist kürzlich von Memmingen nach Ingolstadt gewechselt. Mein Bruder Michael spielt bei den Piranhas Germaringen Streethockey. Ich habe die letzten Wochen bei den Indians in Memmingen mittrainiert und mich so fitgehalten. Inzwischen bin ich wieder in Amerika und trainiere und spiele mit meiner neuen Mannschaft, die übrigens nach sechs Begegnungen ungeschlagen die Tabelle anführt. Nach dieser Saison möchte ich dann zur Sportfördergruppe der Bundeswehr gehen und wieder für die Indians die Schlittschuhe schnüren.
Dein sportliches Ziel?
Tanja: Ich würde gern noch einmal mit der deutschen Nationalmannschaft bei Olympia 2022 in Peking dabeisein. Es wäre natürlich zudem noch sehr schön, wenn ich dieses Erlebnis zusammen mit meinen beiden Geschwistern Nicola und Markus teilen könnte.