Mit Platz neun hat Katharina Henning beim Zehn-Kilometer-Massenstart der Tour de Ski in Oberstdorf vor 2.700 Zuschauern das beste Ergebnis aus deutscher Sicht geliefert. Und sie war am Mittwoch zugleich beste Allgäuerin. Denn die gebürtige Sächsin wohnt, das erzählte die 22-Jährige, seit Kurzem in Sonthofen. Siegerin wurde die Norwegerin Ingvild Flugstad Oestberg in 32:08 Minuten. Bei den Männern war ebenfalls ein Norweger Schnellster über 15 Kilometer: Emil Iversen gewann in 45:30 Minuten. 19 Sekunden dahinter folgte Sebastian Eisenlauer aus Sonthofen auf Platz 31 als bester Läufer des Deutschen Ski-Verbands.

Genau beobachtet hat die Wettbewerbe auch Franziska Müller (23/Immenstadt). Sie ist auf Skiern bei den großen internationalen Volksläufen unterwegs, startete schon beim legendären Wasa-Lauf in Schweden und gewann 2018 unter anderem im Tannheimer Tal. Für uns stand sie als Langlauf-Expertin Rede und Antwort und sprach unter anderem über ...
... die Belastung eines mehrtägigen Etappenrennens: „Das ist für die Athleten schon anstrengend. Nach dem Rennen geht’s meistens kurz zum Auslaufen oder abends eine Runde joggen. Mehr Regeneration ist kaum möglich. Dieses Jahr kritisieren viele, dass bei der Tour die Abwechslung fehlt. Nur zwei von insgesamt sieben Rennen werden im klassischen Stil ausgetragen, einen Skiathlon für die Allrounder gibt es auch nicht.“
... die WM-Loipe in Oberstdorf: „Ich bin hier vergangene Woche selbst noch gelaufen. Es ist schon eine ziemlich strenge Runde, gerade im klassischen Stil. Es geht eigentlich permanent rauf und runter. Man läuft den Berg hoch schon am Anschlag, muss aber auch bergab hoch konzentriert sein, weil die Abfahrten sehr schwierig sind.“
... die Dominanz der Skandinavier: „Langlaufen hat in Skandinavien einen ganz anderen Stellenwert, fast wie Fußball bei uns. Die Kinder werden schon mit ein, zwei Jahren das erste Mal auf Ski gestellt, ganze Familien gehen sonntags zusammen zum Langlaufen. Ich glaube auch, dass dort ganz anders trainiert wird. Die Skandinavier legen erst spät richtig Wert auf die Kaderaufstellungen. Bei uns in Deutschland ist der Zug an die Spitze eigentlich schon abgefahren, wenn man mit 15, 16 Jahren nicht dem D/C- oder C-Kader angehört.“

... Herausforderungen eines Massenstarts: „Bei einem solchen Rennen ist eigentlich alles möglich. Man kann als 20. ins Ziel kommen und trotzdem nur wenige Sekunden hinter dem Sieger sein. Bei den Männern war das Feld von Anfang bis Ende zusammen, somit gab es bei einem Distanzrennen trotzdem einen Zielsprint. Da wurde viel taktiert.“
... Neuschnee beim Rennen: „Die Spur war am heutigen Mittwoch schon ziemlich stumpf. Es hat geschneit, zwischendurch fast geregnet. Da kommt es sehr auf das richtige Wachs und das Material an. Es ist nicht einfach: Entweder man hat Grip, oder Geschwindigkeit. Viele Athleten hatten bei diesen Bedingungen Probleme, weil sich durch die Kombination des Schnees mit dem entsprechenden Wachs sogenannte Stollen an den Skiern bildeten.“
... die deutschen Langläufer: „Ich glaube, Peter Schlickenrieder hat als neuer Bundestrainer das System ziemlich verändert. Es wird mehr Wert auf das Team, als auf den Einzelnen gelegt. Man muss den Deutschen aber auch Zeit geben. International wird auf hohem Level gefahren, es ist extrem schwer, dorthin zu kommen. Für einen Podestplatz braucht es einen Ausnahmetag.“