Madlen Kappeler gehört zu Deutschlands größten Ausdauersport-Hoffnungen.
Bild: Kappeler
Madlen Kappeler gehört zu Deutschlands größten Ausdauersport-Hoffnungen.
Bild: Kappeler
Es ist der Auftakt zu etwas Neuem. Wenige Tage nach dem kalendarischen Beginn des Frühlings fällt auch der Startschuss zum sportlichen Frühlingsanfang. Mit der elften Auflage des Sonthofer Frühlingslaufs erwacht am kommenden Sonntag um 11 Uhr auch die Ausdauersport-Szene aus dem Winterschlaf. Madlen Kappeler steht sinnbildlich für die Jahreszeit der Blüte. Denn die 20-jährige Vorderhindelangerin, die am Sonntag ihre Premiere beim Lauf im Sonthofer Süden feiert, erlebt gerade ihren eigenen prosperierenden Karriere-Abschnitt. Kappeler ist die neue Pflanze im bunten Garten der Laufszene.
"Sie macht eine wahnsinnige Entwicklung durch", lobt beispielsweise die Allgäuer Triathlon-Legende Axel Reusch, Ausrichter des Frühlingslaufs: "Sie ist ja inzwischen im Triathlon zu Hause, aber im läuferischen Bereich ist sie eine richtige Macht. Es beeindruckt mich, wie ehrgeizig und gewissenhaft sie trainiert. Das alleine reicht ja oft nicht aus, aber es ist eine gute Voraussetzung." Und die hat sich Kappeler innerhalb eines Jahres erarbeitet. Denn erst 2017 absolvierte die gebürtige Sonthoferin ihre erste Triathlon-Saison und sorgte darüber hinaus mit Erfolgen bei den großen Läufen in der Region für Aufsehen. Doch der Reihe nach.
Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die Oberallgäuerin größtenteils auf dem Mountainbike. Von der U11 bis zur U17 war sie für das Bike-Team Oberallgäu im Einsatz – im Winter meist für den SC Sonthofen im Skilanglauf.
Run for fun
"Das alles war für mich meistens nur Vergnügen. Richtig trainiert habe ich für Wettkämpfe eigentlich nie", erinnert sich Kappeler. Diese Zeit sollte schon bald kommen. Mit 15 Jahren entdeckte sie das Laufen für sich, absolvierte ein paar Kinderläufe und Wettkämpfe in der Jugendklasse. Fast im jährlichen Schritt reifte sie zur Triathletin heran. 2015 kam sie über den TV Immenstadt erstmals in Berührung mit dem Triathlon-Sport und fasste im Oktober 2016 aus dem Nichts einen Entschluss:
"Meine Mutter hat an mein Talent geglaubt und hat mir klar gemacht, welche Möglichkeiten ich haben könnte, wenn ich mein Potenzial abrufe", erinnert sich Madlen Kappeler: "Sport war immer meine Leidenschaft, und darum habe ich mich entschlossen, diesen nächsten Schritt zu gehen."
Mit dem Umzug nach Köln, wo Kappeler inzwischen Sportwissenschaft studiert, erhielt strukturierte Trainingsarbeit Einzug in ihr Leben. Der Kölner Vorzeige-Triathlon-Trainer Benjamin Herrera bringt Kappeler seither auf Vordermann – mit Erfolg. 2017 erlebte Kappeler einen kometenhaften Aufstieg. Bei den Läufen in der Region gewann sie den "5er" beim Allgäu-Panorama-Marathon, siegte beim Abt-Laufsporttag in Kempten über dieselbe Distanz und verblüffte die Konkurrenz beim Widderstein-Trail über 15 Kilometer und 980 Höhenmeter.
In 1:39:11 Stunde pulverisierte sie den Rekord bei den Damen um acht Minuten und blieb sogar nur 19 Minuten hinter Lauf-Phänomen Jojo Klein aus Oberstdorf. Im Triathlon, ihrer Paradedisziplin, wurde sie sogar Dritte der deutschen Meisterschaft über die Sprintdistanz in ihrer Altersklasse und gewann zudem die regionalen Wettkämpfe in Ottobeuren und Schongau – ebenfalls über die Sprintdistanz. "2017 war einfach nur unbeschreiblich, es war ein krasses Jahr", schwärmt Kappeler, die bei der Erinnerung fast sprachlos wird: "Ich kann nicht begreifen, welchen Leistungsschub ich gemacht habe. Es war ein geniales Jahr."
Im Winter habe sie viel an ihrer Schwäche, dem Schwimmen, gearbeitet. Neben Grundlagentraining habe sie mit Trainer Benjamin Herrera und ihrem Verein Kölner Triathlon-Team Spitzen gesetzt. In den Semesterferien, wie derzeit, genießt es das "Kind der Berge", wie sich Kappeler selbst bezeichnet, wieder zu Hause zu im "Gäu" zu sein.
Und so wird der Frühlingslauf für Kappeler, wie für viele Ausdauersportler der Region, eine Bestandsaufnahme zum Auftakt. Über 250 Läufer werden sich vom Wonnemar aus auf die 10-Kilometer-Runde machen. Darunter sind auch heuer die großen Namen der Szene – Kappelers Konkurrenten.
Allen voran Eva-Marie Spielvogel (Laufsport Saukel b_faster), unter anderem Siegerin des Frauenlaufs, die zweimalige deutsche Marathon-Meisterin Heidrun Besler vom SC Altstädten und die Vorjahressiegerin Andrea Weber aus Reutte. Bei den Männern sind das Lauf-Ass Florian Lorenz ("Saukel b_faster"), NieSo-Lauf-Sieger Bernd Scheidle vom SSV Niedersonthofen und der dreimalige Frühlingslauf-Sieger Stefan Stahl aus Wangen dabei.
Kappeler startet für Reusch’ Team, "der Laufladen". "Es ist vorbildlich, wie zielorientiert sie arbeitet", lobt Reusch seinen Schützling: "Man spürt, dass sie viel vor hat." Für Kappeler selbst steht Sonntag, am Beginn der zweiten, hoffentlich verheißungsvollen, Saison ein sportlicher Lagebericht im Vordergrund.
"Ich war bis zur vergangenen Woche 14 Tage im Trainingslager auf Mallorca, deshalb weiß ich noch nicht so recht, wo ich stehe", sagt Madlen Kappeler. Und die 20-Jährige schiebt hinterher: "Es ist ein guter Start in den Frühling, und es ist toll, dass so namhafte Leute dabei sind. Von daher würde ich mich freuen, wenn ich unter die Top Drei laufen kann. Dann weiß ich, wo ich stehe." Wohin sie will, weiß Madlen Kappeler allemal.