Das belastende Ausmaß der Corona-Pandemie wird auch in diesem oberschwäbischen Hotel deutlich. Dort, wo Tischtennis-Bundesligist TTF Ochsenhausen zur Saisoneröffnungs-Pressekonferenz vor dem ersten Heimspieltag gegen Meister 1. FC Saarbrücken (Sonntag, 15 Uhr, Dr. Hans-Liebherr-Halle, Ochsenhausen) geladen hat, spricht TTF-Präsident Kristijan Pejinovic Klartext: „Ich bin seit 20 Jahren hier im Verein. So eine Vorbereitung wie heuer habe ich zuvor noch nie erlebt.“
Von den eigenen Spielern – wie beispielsweise dem 24-jährigen Brasilianer Hugo Calderano – müssten die Ochsenhausener nach deren Wiedereinreise aus dem Ausland negative Corona-Tests verlangen. „Alle drei bis vier Wochen nehmen wir Stichproben“, versichert der Präsident des aktuellen deutschen Vizemeisters. In der Vorbereitungsphase hätte kein echter Wettkampf stattfinden können. Pejinovic bestätigt, was man ohnehin ahnt: „Die Saisonplanung ist schwierig und herausfordernd. Man kann einfach vieles nicht einschätzen.“ Man frage sich als Verantwortlicher, wird es in den nächsten Monaten wieder Verschärfungen geben? „Für die Psyche ist das zurzeit schon eine andere Belastung als jemals zuvor.“
Gespielt wird heuer wieder daheim in Ochsenhausen
Der Ochsenhausener Saisonstart gegen den saarländischen Champion musste um zwei Wochen verschoben werden, weil die Gäste einen positiven Corona-Fall in ihren Reihen hatten. Aber auch abseits der Corona-Problematik gibt es einige Fragezeichen beim zweifachen Europacup-Sieger der späten 1990er-Jahre. „Wegen eines Wasserschadens in der Liebherr-Halle mussten wir in den letzten Jahren ausweichen, ab Sonntag sind wir nun zurück in unserer Halle“, sagt Pejinovic. Beim Duell Vize gegen Meister sind am Sonntag maximal 170 Zuschauer zugelassen. „Unsere Fans sollten sich frühzeitig um Eintrittskarten bemühen“, rät der Macher. Zum Vergleich: Zuletzt hatten die Oberschwaben einen Schnitt von 435 Besuchern pro Heimspiel.
Die Mannschaft ist im Umbruch
Auch personell unterliegen die Oberschwaben einem veritablen Veränderungsprozess: Neuer Trainer ist Yong Fu (48), ein Deutscher mit chinesischen Wurzeln, der sein erstes Engagement als Cheftrainer in der Bundesliga antritt. Pejinovic: „Yong war unser Wunschkandidat, er macht hier alles sehr engagiert.“ Neu an den Tischen sind die beiden polnischen Talente Maciej Kubik (17) und Samuel Kulczycki (18) sowie der Kalifornier Kanak Jha (20). „Einen derart großen Umbruch hatten wir schon lange nicht mehr“, sagt der Präsident. Andererseits gibt‘s auch die großen Konstanten im Team: Hugo Calderano, aktuell Weltranglisten-Sechster, geht bereits in seine siebte Ochsenhausener Saison, der Franzose Simon Gauzy, freut sich sogar schon auf seine achte. „Die beiden Jungs sind unsere Flaggschiffe“, sagt der Präsident stolz. Gestützt auf die beiden Top-Profis sollen die Play-offs der Bundesliga und das Pokalfinale erreicht werden. Vom Gewinn der Meisterschaft, wie zuletzt 2019, sprechen sie in dem 8856 Einwohner zählenden Städtchen höchstens hinter vorgehaltener Hand. Zumal Simon Gauzy sagt: „Die Vorbereitung war heuer schon komisch. Wir vermissen den Wettkampf, das Adrenalin, wir können es jetzt nicht mehr erwarten ...“