Aufstiegsträume, Abstiegsängste, Neuanfänge und Umbrüche: Sie alle hat die Corona-Pandemie zerstört, gestoppt, vorzeitig beendet, zumindest aber unterbrochen – und die Fortsetzung hinausgezögert. Alle Mannschaftssportarten befanden sich Mitte März im Spielbetrieb und mussten – je nach Statuten des Dachverbands – die Aussetzung oder den Abbruch des Spielbetriebs hinnehmen. Allmählich kehrt bei den großen Vereinen in der Region Normalität zurück. So haben inzwischen nicht nur die Kontaktsportarten den regulären Trainingsbetrieb aufgenommen. Die Fortsetzung des Spielbetriebs ist, wenn auch unter Vorbehalten, weitgehend terminiert. Wir liefern einen Überblick zur aktuellen Lage.
- Basketball
Die SG Heising-Kottern ist auch in der kommenden Saison für die Bayernliga gemeldet, einen neuen Trainer gibt es allerdings noch nicht. Martin Karch, Leiter der SG, ist dennoch optimistisch: „Im schlimmsten Fall bekommt ein Spieler eine Übergangslizenz und übernimmt das Team, bis wir einen Coach gefunden haben.“ Trainiert wird schon fleißig: Seit vier Wochen sind die Spieler in der Sporthalle in Lauben aktiv, müssen in der Ferienzeit nun aber wieder pausieren, da die Trainingsstätte für vier Wochen geschlossen wird. Die neue Spielzeit soll Ende September beginnen, ob bis dahin aber Spiele erlaubt sind, ist noch offen. Karch sagt: „Wenn nach der Urlaubsphase die Sporthallen zubleiben, bin ich sehr skeptisch, dass es im September losgeht. Da bräuchten wir dann ein komplett neues Hygienekonzept.“
- Eishockey
Schon seit vielen Wochen wird beim Bayernliga-Aufsteiger ESC Kempten im Sommertraining geackert. Es geht um Kraft und Ausdauer. Im Fitnessstudio, auf dem Ergometer oder beim Joggen. Aufs Eis dürfen die Sharks erst Anfang September, wenn die Spielfläche im Eisstadion an der Memminger Straße wieder aufbereitet worden ist. An diesem Termin wird bislang aber auch nicht gerüttelt. „Ich bin guter Dinge, dass das alles klappt“, sagt ESC-Trainer Carsten Gosdeck. Seit Kurzem steht auch fest, dass Testspiele gegen andere Mannschaften bestritten werden dürfen. Allerdings mit zwei gravierenden Einschränkung: Zuschauer sind vorerst noch keine zugelassen und die Kontrahenten dürfen nur aus Bayern kommen. Das wiederum beschert den Sharks aber ein attraktives Vorbereitungsprogramm unter anderem mit Spielen gegen die Oberligisten Peiting, Lindau und Füssen. „Es ist zwar schade, dass unsere Fans zunächst noch draußen bleiben müssen. Wir werden alle unsere Testspiele aber im Internetstream über Sprade-TV live übertragen“, verspricht Gosdeck. Der Saisonstart in der Bayernliga ist am 2. Oktober vorgesehen. Bis dahin, hofft Gosdeck, ist auch klar, unter welchen Umständen gespielt werden darf. Ein entsprechendes Hygienekonzept hat der Verein ausgearbeitet und der Stadt vorgelegt. Beim ESC wünschen sie sich, dass zu den Heimspielen dann wenigstens 1000 Zuschauer in das Stadion mit einem normalen Fassungsvermögen von 3400 Fans kommen dürfen. In der Vorsaison lag der Zuschauerschnitt bei 900 Besuchern pro Spiel.
- Fußball
Fußball-Bayernligist TSV Kottern hat am Wochenende das erste Testspiel nach über fünf Monaten Zwangspause bestritten (siehe Bericht Seite 30). Weitere Partien sind geplant. Unter anderem am kommenden Samstag gegen den Regionalligisten FC Memmingen – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trainer Matthias Günes freut sich trotzdem über die Rückkehr auf den Platz und sagt: „Das ist für uns alle ein wichtiger Schritt.“ Jetzt hoffen alle, dass es auch tatsächlich Anfang September wieder losgeht mit Punkt- und Pokalspielen. Nach jetzigem Stand sollen laut Bayerischem Fußball-Verband (BFV) bis Mitte Oktober fünf Spieltage der Bayernliga Süd absolviert werden, dazu ein Ligapokal nach neuem Modus ausgespielt werden. Ab 10. April 2021 sind die verbleibenden fünf Spieltage geplant.
- Handball
Beim Bayerischen Handball-Verband liegen Pläne für zwei verschiedene Szenarien in der Schublade. Thomas Kinkel, Sportlicher Leiter beim Landesligisten HSG Dietmannsried/Altusried, sieht – je nach Infektionslage und politischer Vorgaben – in beiden Varianten Vorteile. „Aus sportlicher Sicht hoffe ich natürlich, dass es am 3. Oktober endlich losgeht“, sagt er. Zumal die Dietmannsrieder gleich im ersten Spiel ein Derby gegen den Rivalen TSV Ottobeuren zu bestreiten hätten. Doch genau dieser Punkt stimmt Kinkel nachdenklich. „Sollten zu diesem Zeitpunkt noch immer keine Zuschauer zugelassen sein, macht ein Auftakt im Oktober keinen Sinn. Unter solchen Umständen würde ich für Plan B und einen verspäteten Saisonstart im Januar plädieren“, meint er. Schließlich sei gerade der Handballsport so abhängig von den Emotionen in der Halle und damit von der Stimmung auf den Rängen. Kinkel sagt: „Ohne Zuschauer wäre Handball eine andere Sportart.“ Die erste Phase der Vorbereitungszeit haben die HSG-Handballer am vergangenen Freitag abgeschlossen. Jetzt ist erst einmal Pause. In zwei Wochen geht’s weiter. Testspiele sind zwar wieder erlaubt, allerdings unter strengen Auflagen. Daher sagt der Sportliche Leiter: „Wir werden Vorbereitungsspiele wohl nur recht kurzfristig ausmachen.“
- Ringen
Die Ringer trifft es besonders hart. Ihr Sport zählt zu den Vollkontakt-Disziplinen, die noch nicht einmal normal trainieren dürfen. „Es sind nur maximal fünf Ringer im Training zugelassen. Und bis vor Kurzem durften wir noch nicht einmal in die Turnhalle“, erklärt Bernd Eschbaumer, Abteilungsleiter beim Bayernligisten TSV Kottern. Florian Geiger, Vizepräsident des Bayerischen Ringer-Verbands (BRV) wählt drastische Worte: „Das benachteiligt uns als Sportart nicht nur ganz explizit, sondern verschärft die drohende Problematik des Nachwuchsverlustes für das Ringen.“ Ob es im Herbst überhaupt wieder losgeht, steht noch in den Sternen. Dabei war im Frühjahr eigentlich schon alles klar: Der Verband hatte die Staffeln eingeteilt und einen Terminplan erstellt. All das ist jetzt hinfällig. Eschbaumer glaubt: „Vor Ende Oktober wird heuer nichts passieren.“ Die Vereine drängen auf weitere Lockerungen. Ende Juni trafen sich die Vertreter der bayerischen Ringer-Klubs zu einer Videokonferenz, bis 31. Juli mussten sich die Vereine für oder gegen eine Teilnahme an der Punktrunde aussprechen. „Wir werden auf jeden Fall mitmachen“, sagt Eschbaumer.