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"Vielleicht kapiere ich das erst in zehn Jahren"

Dennis Endras

"Vielleicht kapiere ich das erst in zehn Jahren"

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    Torhüter Dennis Endras vom DEL-Klub Adler Mannheim wurde am Frankfurter Flughafen bei der Rückker aus Korea auch von seinem Zwergpinscher Tia empfangen.
    Torhüter Dennis Endras vom DEL-Klub Adler Mannheim wurde am Frankfurter Flughafen bei der Rückker aus Korea auch von seinem Zwergpinscher Tia empfangen. Foto: Boris Roessler/dpa

    Wie schön ist es, wieder in der Heimat zu sein? Oder anders gefragt: Vermissen Sie Südkorea?
    Dennis Endras: Es ist immer wieder schön zuhause. Die Zeit in Pyeongchang wird unvergessen bleiben. Wir hatten zwei wunderschöne Wochen mit großem Erfolg. Andererseits war die Stimmung beim DEL-Spiel in Schwenningen am Mittwoch besser als in Südkorea. Und ich bin froh, mal wieder im eigenen Bett schlafen zu können.

    Das war ja eine Achterbahn der Gefühle bei Olympia: Deutschland hat sich erst finden müssen, um dann quasi nacheinander die Favoriten zu schlagen. Wann wurde Ihnen klar, dass da etwas Großes passiert?
    Endras: Viele sagen ja, dass wir einen schlechten Start hatten. Ich habe das Spiel gegen Finnland nicht so gesehen. Das war kein 5:2-Spiel. Finnland war einfach eiskalt vor dem Tor – das hatten sie uns voraus. Wir haben uns gesteigert, wir waren offensiv gefährlicher. Den klaren Moment des Bewusstwerdens, dass wir Großes schaffen können, gab es nicht. Wir haben von Spiel zu Spiel geschaut und wussten, dass wir eine gute Mannschaft haben – und den Team-Spirit, den man für Erfolge braucht. Aber dass die Reise so lang und erfolgreich wurde, konnten wir nicht glauben und können wir auch heute nicht glauben. Umso näher die Medaille kam, umso mehr wollten wir sie auch. Das hat man auch gemerkt. Die Jungs haben alles für den Erfolg getan.

    Ihr Torwart-Kollege Danny aus den Birken hat großartig gefangen, wurde auch ausgezeichnet für seine Leistungen. Wie haben Sie ihn gesehen und wie kann man seinen Kollegen auch abseits des Eises unterstützen?
    Endras: Danny war der Rückhalt, den man bei solchen Turnieren braucht. Meistens fallen international nicht viele Tore, also braucht man einen starken Torwart, sodass man auch mit zwei Toren Spiele gewinnt. Der Danny, Timo Pielmeier und ich sind ein gutes Trio, wir kennen uns schon lange. Man redet über Situationen auf dem Eis, tauscht sich aus. Wenn ich weiß, dass Danny spielt, dann pushe ich ihn, dass er das Selbstvertrauen hat und merkt, dass die zwei, die nicht spielen, voll hinter ihm stehen. So muss es sein. Da muss man sein Ego hinten anstellen, denn es gibt nur ein Ziel: Dass Deutschland gut spielt.

    Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich mal eine olympische Medaille zu Hause habe.Dennis Endras

    Haben Sie eigentlich schon realisiert, was da passiert ist; also welch historischer Erfolg der Mannschaft gelungen ist?
    Endras: Es ging alles Schlag auf Schlag. Wir hatten seit dem Finale keine Zeit, mal daheim auf der Couch alles Revue passieren zu lassen. Wir sind auch wie ein D-Zug durch das Turnier gefahren. Vielleicht kapiert man das alles auch erst, wenn man gar nicht mehr Eishockey spielt. In zehn Jahren. Ich hoffe, dass jetzt ein Ruck durch das Land geht in Bezug auf Eishockey.

    Marcel Goc hat in einem Interview gesagt, er wolle die Medaille am liebsten gar nicht abnehmen. Welchen Platz hat sie bei Ihnen gefunden?
    Endras: Natürlich will man die nicht abnehmen. Marcel hat sich gefreut und mich hat es für ihn gefreut. Ich muss meinen Hut vor ihm ziehen; er kam nach vielen Verletzungen zurück. Einen Platz habe ich mir noch nicht ausgesucht für die Medaille. Aber es wird ein sicherer sein, vielleicht ein Bankschließfach. So viel Wert hat diese Medaille für mich. Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich mal eine olympische Medaille zu Hause habe.

    Jetzt ist der Eishockey-Alltag wieder da – die DEL ruft. Gut so oder wären ein paar Tage Pause schön gewesen?
    Endras: Wir mussten am Mittwoch wieder ran. Natürlich wären ein paar Tage Pause gut gewesen, aber ich glaube, die DEL hatte es vorher auch nicht auf dem Schirm gehabt, dass wir bis ins Finale kommen. Wir sind mit einem Sieg gestartet, entsprechend ist alles gut. Aber den Jetlag merkt man schon noch. Das sind acht Stunden Zeitunterschied. Da ist man schon noch müde.

    Die Tabelle ist eng; die Saison kann für Mannheim noch ein sehr gutes, aber auch noch ein schlechtes Ende nehmen. Das ist gut für Fans, aber für die Spieler nach den ohnehin schon intensiven Wochen eine Herausforderung?
    Endras: Es macht richtig Spaß. Wir haben uns in den vergangenen zehn Spielen sehr gesteigert, das haben wir auch gebraucht. Klar wäre eine Ausgangslage wie sie etwa München hat schöner. Dann könnte man den Nationalspielern auch frei geben. Aber wir brauchen jeden Punkt. Die Pause kommt also erst dann, wenn Pause ist.

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