Vinzenz Geiger vom SC Oberstdorf hat auf der zweiten Station des Weltcup-Winters 2020/2021 den Norweger Jan Magnus Riiber, Dominator der Szene und Weltcup-Gesamtsieger der vergangenen beiden Jahre, in die Schranken gewiesen. Und irgendwie hatte es Bundestrainer Hermann Weinbuch nach dem Springen am Vormittag schon geahnt.
Geiger war von der Normalschanze auf 92 Meter gesprungen, nur zweieinhalb Meter kürzer als Riiber. Weinbuch sprach von einer "sehr guten Ausgangsposition" und sagte: "Vinzenz hat hier in Ramsau seine bislang besten Sprünge gezeigt. Mal sehen, vielleicht können wir den Riiber sogar noch angreifen." Als hätte er geahnt, in welch großartiger Laufform der 23-jährige Allgäuer gerade ist.
Vinzenz Geiger setzt sich im Zielsprint gegen Jan Magnus Riiber durch
25 Sekunden hinter dem Norweger ging Geiger am Nachmittag auf die zehn Kilometer lange Strecke. In der Loipe zeigte er eine taktische Meisterleistung. Geiger machte mit einer kleinen Verfolgergruppe Meter um Meter gut, schloss nach knapp zwei Drittel der Distanz zu Sprungsieger Riiber auf und warf auf der Zielgeraden im Sprint noch einmal den Turbo an. Dritter wurde der Österreicher Lukas Greiderer.
Vinzenz Geiger jubelt: "Heute ist ein perfekter Tag"
Bundestrainer Weinbuch lobte den jungen Allgäuer und meinte, er habe volles Vertrauen in dessen bekanntlich starken Schlussspurt gehabt. Und Geiger selbst jubelte im Ziel: "Heute ist ein perfekter Tag!" Ramsau liege ihm einfach, meinte der Oberstdorfer. Schon im vergangenen Jahr feierte Geiger am Dachstein einen Weltcup-Sieg, einen Tag später kam er als Dritter erneut aufs Podest. 2018 wurde er an gleicher Stelle Zweiter und Fünfter.
Für den Allgäuer war es bereits der vierte Einzel-Triumph im Weltcup. "Das war mein bester Sprung in dieser Saison und auch im Lauf ging alles perfekt auf. Ich habe geschaut, dass ich mein Tempo laufen kann und am Ende dann einfach intuitiv entschieden", analysierte er nach dem erfolgreichen Rennen. Zur Feier des Tages wurde Geiger bei der Siegerehrung auch noch als "Rookie of the Year", also zum besten Nachwuchs-Kombinierer 2020, ausgezeichnet.
Johannes Rydzek aus Oberstdorf wird Zwölfter
Hinter Geiger und Fabian Rießle (5.) komplettierten Terence Weber (8.), Eric Frenzel (10.) und der Oberstdorfer Johannes Rydzek (12.) ein starkes Mannschaftsergebnis vor traumhafter Wintersport-Kulisse. Youngster Julian Schmid, ebenfalls vom SC Oberstdorf, kam als 22. ins Ziel. Am Sonntag steht ein weiteres Einzel auf dem Programm: um 11 Uhr geht es auf die Normalschanze, ab 15.15 Uhr in die Loipe zum abschließenden Langlauf über zehn Kilometer.
Unterdessen meldete sich Karl Geiger, mit dem Vinzenz entfernt verwandt ist, aus der Quarantäne. Kann der Skispringer doch an der Vierschanzentournee teilnehmen?