Mehr geht nicht. Wenn es ein Transparent schafft, Heiko Vogler sprachlos zu machen, dann darf man getrost urteilen: Mission erfüllt! „Mir fehlen die Worte, so überwältigt bin ich im Moment. Und das kommt nicht oft vor“, kam dem Trainer des ERC Sonthofen dann doch über die Lippen. Wenige Augenblicke zuvor hatte sein Team den EV Regensburg auf heimischem Eis im vierten Spiel der Play-offs mit 3:2 besiegt und die faustdicke Überraschung im Achtelfinale perfekt gemacht.

„Heiko - Seele und Gesicht des Vereins“, zierte das Banner, das dem extrovertierten und für gewöhnlich so schlagfertigen und redegewandten Vogler die Worte raubte. Ein Großteil der 1.400 Zuschauer im Sonthofer Eisstadion harrte minutenlang in „Vogler, Vogler-Gesängen“ aus. „Das ehrt mich und ich hatte Tränen in den Augen, aber das ist nicht allein mein Erfolg. Ich gebe Anweisungen und die Mannschaft setzt sie um“, sagte Vogler und erinnerte sogleich an seine holprigen Anfänge, nachdem er das sportliche Zepter beim ERC im vergangenen November von Gerd Wittmann übernommen hatte. „Ich hatte sehr schwere Monate, in denen es hieß: Der Vogler hat nur eine große Klappe und da ist nichts dahinter. Jetzt bin ich glücklich.“
Zu einer Einheit geformt
Tatsächlich hatte der 33-Jährige die Latte schon vor Saisonbeginn mit kessen Sprüchen und ambitionierten Zielen hochgelegt. Die Öffentlichkeit traute ihre Ohren kaum, als der Heilbronner eine Mannschaft angekündigt hatte, die „um 180 Grad verbessert“ sei. „Die Leute werden sich wundern, wie geiles Eishockey in Sonthofen funktioniert“, hatte Vogler unter anderem versprochen.
„Ich hatte sehr schwere Monate, in denen es hieß: Der Vogler hat nur eine große Klappe und da ist nichts dahinter. Jetzt bin ich glücklich.“Heiko Vogler
Es sollte anders kommen. Für Vogler folgte als Sportlicher Leiter und Co-Trainer von Wittmann allerdings eine Durststrecke zum Start mit 13 Niederlagen aus 15 Spielen. Zwischenzeitlich Oberliga-Schlusslicht, waren die Bulls Lichtjahre von der Meisterrunde entfernt. Als Trainer-Legende Wittmann seinen Hut nahm, legte Vogler los.
Gemeinsam mit Routinier Chris Stanley krempelte „der Macher“ das Training um, zwang die Mannschaft förmlich zu Kabinenfesten und formte eine Einheit. Ab Dezember starteten die Bulls eine beispiellose Aufholjagd, sicherten den Klassenerhalt und schlossen die Meisterrunde vor den Play-offs - gemessen an den erspielten Punkten - sogar als Dritter ab.
Geht sogar das Halbfinale?

Das jüngste Weiterkommen in der Best-of-Five-Serie gegen Traditionsklub Regensburg markiert den Höhepunkt des Aufschwungs. „Genugtuung ist das falsche Wort. Aber ich freue mich sehr darüber, dass all die Leute jetzt verstummen, die so lange eine negative Stimmung verbreitet haben“, sagte Vogler. Wie er sich aber auch in den sportlich dunklen Stunden vor das Team stellte, rückte der extrovertierte Coach auch am Abend des Triumphs die Mannschaft in den Vordergrund. „Die Jungs sind unglaublich. Ich habe immer an sie geglaubt, auch als man in der Stadt nichts mehr auf sie gegeben hat.“
Das ist mitunter der größte Erfolg Voglers: Aus einer verunsichert auftretenden Gruppe von Spielern formte der „Macher der Bulls“ eine aufopferungsvoll kämpfende Einheit, die es wieder geschafft hat, die Fans zu elektrisieren. Nun soll die Reise noch nicht zu Ende sein - „noch lange nicht“, geht es nach Vogler. Ab dem 31. März geht es im Viertelfinale vermutlich gegen Herne oder Duisburg. „Wir sind als Außenseiter in die Serie gestartet und hatten freie Köpfe. Das kann gut so bleiben“, sagt Vogler und ergänzt: „Wir nehmen alles mit, was wir bekommen können. Ein Halbfinale wäre ein Traum.“ Und nicht die erste große Überraschung, für die Heiko Vogler sorgt.