
In seiner Jugend war Andreas Niedrig „Topmanager“, sagt er. In Höchstzeiten gab er 1000 Mark pro Tag für Drogen aus. „Ich war so gut organisiert, dass ich genau wusste, wie ich an Geld komme.“ Dass er damals sein Leben kaputt machte, habe der heute 51-Jährige erst spät gemerkt - und reagiert. In kürzester Zeit schaffte er es, zu einem der Top-Triathleten Deutschlands zu werden. Inzwischen arbeitet Niedrig als Motivationsredner und hielt in Kooperation mit der Technikerkrankenkasse und Physiomed einen Vortrag im Gasthof Hirsch in Betzigau. Sein Ziel: Menschen anzuspornen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Etwas, das Niedrig gemeistert hat. Davon erzählte er seinen etwa 250 Zuhörern in Anekdoten, die er immer wieder mit Lebensweisheiten spickte. Statt zu belehren, setzte der Ex-Sportler auf Bodenständigkeit und entwaffnenden Humor. Diesen Ton schlug der zweifache Vater bereits zu Beginn der Veranstaltung, zu der er zu spät erschienen war, an: „Am Ende wird eh alles gut, aber am Anfang ist oft alles scheiße.“

„Ich hing zwischen Leben und Tod, und ich habe mich entschieden, zu leben“Andreas Niedrig über seine Drogenabhängigkeit
Dieses Motto lässt sich auch auf Niedrigs Leben übertragen: Das Talent und den Körperbau zum Schwimmen habe er bereits in der Jugend entdeckt, aber: „Daraus habe ich nichts gemacht“. Stattdessen fing er mit 13 Jahren zu kiffen an, stieg schnell auf härtere Drogen um. Als ihm seine Ehefrau nach einer Überdosis Heroin ein Ultimatum stellte, legte sich in seinem Kopf langsam ein Schalter um. „Ich hing zwischen Leben und Tod, und ich habe mich entschieden, zu leben“, erzählte er.
Nach zwei Therapien stand er vor dem Nichts: Fünf Jahre hielt er seine Familie mit Hilfsjobs über Wasser. Dann entdeckte er den Sport für sich. „Er hat mir ermöglicht, auf Ziele hinzuarbeiten“, sagte er. Anfangs lief er mit seinem Vater, später stieg er auf den Triathlon um - und holte sich bei seinem ersten Ironman Europe in Roth direkt Platz 5.
Sowohl diese Erfolge als auch sein autobiografisches Buch „Vom Junkie zum Ironman“, das 2008 verfilmt wurde, brachten ihm Aufmerksamkeit. Die nutzt er: „Ich habe gemerkt, dass meine Geschichte Menschen berührt“, sagte er. Im Gespräch mit der AZ verriet er seine Botschaft: „Jeder muss für sich seine Zufriedenheit in dem finden, was er tut. Dabei geht es nicht um Leistung, Geld oder Schönheit, sondern um ein persönliches Gefühl.“
Die Top-5-Tipps von Andreas Niedrig:
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"Ehrgeiz ist besser als Talent, denn Talent macht faul."
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"Wenn ihr denkt, das geht nicht, dann schaut euch um: Es gibt so viele Menschen, die zeigen, dass und wie es geht."
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"Das Einzige, was ihr alle habt, ist eure Einzigartigkeit. Zeigt also eure Persönlichkeit."
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"Für etwas brennen, reicht nicht. Ihr müsst dran bleiben."
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"Was nachhaltig motiviert, ist das Selbstwertgefühl. Das klingt zwar egoistisch, aber wem es gut geht, der kann das auch weitergeben."