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Warum diese Allgäuerin die Trailrun-Szene verblüfft

Krass schnell: Susi Lell

Warum diese Allgäuerin die Trailrun-Szene verblüfft

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    Susi Lell gehört zu den Favoritinnen bei der Walser Trail Challenge. Sie verblüfft mit schnellen Zeiten.
    Susi Lell gehört zu den Favoritinnen bei der Walser Trail Challenge. Sie verblüfft mit schnellen Zeiten. Foto: Dominik Berchtold
    Susi Lell gehört zu den Favoritinnen bei der Walser Trail Challenge. Sie verblüfft mit schnellen Zeiten.
    Susi Lell gehört zu den Favoritinnen bei der Walser Trail Challenge. Sie verblüfft mit schnellen Zeiten. Foto: Dominik Berchtold

    Um 9.59 Uhr wird es Susi Lell am Samstagmorgen wieder spüren. „Wenn sich das Adrenalin im Körper verteilt, die Lust auf das Rennen mit jeder Sekunde wächst – dann scharre ich mit den Hufen“, sagt die 31-Jährige: „Die Euphorie ist vor dem Start überschwänglich.“ Diese Gefühle werden Susi Lell auch heute übermannen, wenn die Untermaiselsteinerin um 10 Uhr beim Widderstein-Trail im Rahmen der Walser Trail Challenge um den Sieg kämpft.

    Auch bei der vierten Auflage des Ausdauersport-Events freut sich das Triathlon-Team Kleinwalsertal über 900 Athleten aus 16 Nationen. Lell startet eben beim Widderstein-Trail über 15,7 Kilometer und 980 Höhenmeter und tags darauf beim Walser Trail (29/1900), absolviert also die Wertung der „Trail Challenge Classic“. Dabei verbindet Lell eine besondere Geschichte mit dem Walsertal: Heuer ist die 31-Jährige als Vorjahressiegerin die Gejagte – und das nicht nur deshalb, weil sie 2017 in 4:06:31,4 Stunden gejubelt hatte. Der Triumph war Lells erster Sieg. Seit dann aber erlebt sie einen kometenhaften Aufstieg und ist nun die Läuferin, die es zu schlagen gilt.

    Zehn-Stunden-Tour mit drei Jahren
    Dabei sind viele Jahre ins Land gegangen, ehe die gebürtige Trostbergerin ihre „Bestimmung“ als Bergläuferin gefunden hat. In der Kindheit in Ballett, Schwimmen und Tennis aktiv, begleitete Lell der Bergsport schon früh: „Über meinen Vater bin ich zum Klettern gekommen. Für mich gab es nur Bergtouren, Klettersteige, im Sommer oder im Eis“, erinnert sich Lell. Mit drei Jahren habe sie die erste Zehn-Stunden-Tour im Berg gemacht. Die Verbindung zum Laufen allerdings kam über Nacht. Lell, damals Studentin, wurde von einer Freundin gefragt, ob sie an ihrer Stelle den München-Marathon laufen könnte – zwei Tage vor dem Lauf. „Es war ein Freitag und der Marathon am Sonntag“, sagt Lell: „Ich musste mir Samstag noch extra Schuhe kaufen und bin Sonntag gestartet.“

    Die Trails sind ihr Zuhause: Susi Lell auf dem Grat zwischen Stuiben und Steineberg im Naturpark Nagelfluhkette.
    Die Trails sind ihr Zuhause: Susi Lell auf dem Grat zwischen Stuiben und Steineberg im Naturpark Nagelfluhkette. Foto: Dominik Berchtold

    Diese Schuhe vom Premieren-Marathon hat sie noch heute. Auch wenn sie den Marathon in über vier Stunden absolvierte: Lell hatte schon beim Debüt ihre wohl größte Stärke entdeckt. „Ich bin eine Beißerin.“ Das Studium brachte sie von München über Umwege nach Paris und Coburg schließlich ins Allgäu an die Realschule in Sonthofen, wo Lell unter anderem Geografie unterrichtet. Erst mit dem Umzug ins Allgäu kombinierte sie das Laufen mit ihrer Leidenschaft, dem Bergsport – und zwar aus der Zeitnot heraus. „Ich wollte der schönen Gegend hier im Allgäu gerecht werden. Und bei dem zeitlichen Aufwand in der Schule musste das Hobby, das Allgäu zu erkunden, möglichst schnell gehen“, erklärt Lell.

    Der Stein war ins Rollen gekommen. Bis dahin meist ohne große Ambitionen im Berglauf unterwegs, brachte das NTC-Test-Event in Oberstdorf Lell 2016 zum Trailrunning. „Ich habe Gleichgesinnte gefunden und konnte den Spaß mit anderen verbinden“, sagt Lell. „Ich habe die Erfüllung gefunden.“ Von nun an gab es kein Halten mehr.

    Aufstieg seit Sommer 2017

    Ihr erster großer Lauf in der Region war im Mai 2017 der Gebirgstälerlauf in Oberstdorf, wo sie Dritte in der AK wurde. Das „Allgäu Outlet Raceteam“ um Peter Pulfer war von Lells Auftreten begeistert und unterstützt sie seither. „Ich war Feuer und Flamme. Dank der Unterstützung kam der nächste Schritt in der Entwicklung“, freut sich Lell. Diese sollte mit dem späteren Sieg beim Walser Trail „einen echten Kick“ bekommen. Lells Durchbruch aber folgte heuer. Nach Intervall-Training und Skitouren-Wettkämpfen im Winter schreibt sie 2018 ein Erfolgsmärchen. So gewann sie den Stuiben-Run im Öztal in 4:17 Stunden über 33 km und 2700 hm. Im Montafon (33/3300) setzte sie als Siegerin mit über einer Stunde Vorsprung zur Zweiten einen drauf. Allein ein zweiter Rang beim Schweizer Scenic-Trail im internationalen Feld unterbrach ihren Siegeszug.

    Im Sommer folgten Triumphe beim Stubai-Basictrail (28,7/2500 in 4:06 Stunden) sowie beim „Rosengarten-Skyrun“ in Tiers, wo sie in 4:27 Stunden einen Rekord aufstellte. „Es ist cool, so wie es läuft. Aber ich schaue mir die Läufe nicht nach der Konkurrenz an, sondern danach, in welcher Gegend ich was erleben kann“, sagt Lell. „Mir geht es nicht um’s Gewinnen.“ Doch dank ihrer Siegesserie wird Lell auch im Kleinwalsertal unweigerlich die Gejagte sein: „Ich habe kaum Erwartungen an Rennen und das nimmt viel Druck. Ich laufe einfach los und wenn überhaupt, dann kommt der Ehrgeiz im Rennen“, sagt Lell.

    Dabei will sie gerade mit wachsender Bekanntheit und steigendem Niveau von ihrer größten Stärke profitieren. „Es gibt immer Momente, in denen der Körper nicht das macht, was man will, das Atmen schwerfällt und die Beine nicht mehr wollen. Dann denke ich daran, das ich in meinem Leben schon etwas schwierigeres gemeistert habe“, erklärt Susi Lell: „Die schwerste Klettertour im Winter, als ich stundenlang in einer Eiswand gefroren habe. Und auch das habe ich geschafft. So kann man immer weiter machen.“ Zumindest frieren wird Susi Lell am Widderstein nicht …

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