8. Februar 1987 – es ist der letzte Tag der Ski-Weltmeisterschaften in Crans-Montana. Und der Tag der faustdicken Überraschung, als Frank Wörndl sensationell Slalom-Weltmeister wird. Im Jahr darauf knüpft der Sonthofer an diese Leistung an und gewinnt Silber bei den Olympischen Winterspielen in Calgary. Nur wenige Monate später beendet Frank Wörndl seine Karriere im Alter von 29 Jahren aufgrund einer schweren Knieverletzung.
„Für mich war klar, dass ich nach der Operation und dem daraus resultierenden Saison-Aus nicht mehr die Kraft habe, mich wieder zurück zu kämpfen“, beschreibt der heute wechselweise in München und in Sonthofen lebende Ex-Weltmeister die Entscheidung zum doch recht frühen Karriereende.
Dennoch ist Wörndl mit seiner Laufbahn „im Großen und Ganzen“ zufrieden. Lediglich der zweite Platz bei Olympia und die fehlende Podest-Platzierung bei einem Weltcuprennen wurmen ihn auch heute noch ein wenig. „In Calgary hätte ich das Rennen gewinnen können, ein paar Wochen später bin ich im schwedischen Are nur um wenige Hundertstel-Sekunden am Podium vorbeigeschrammt“, erzählt Wörndl.
Seit dem Karriereende TV-Experte bei Eurosport
Über drei Jahrzehnte nach dem Ende seiner Karriere verfolgt der Sonthofer den Ski-Sport noch sehr intensiv. Durch den Job als Slalom- und Riesenslalom-Experte beim TV-Sender ist Wörndl nach wie vor eng mit dem „Ski-Zirkus“ verbunden: „Als TV-Experte bin ich nah am Geschehen. Meine Aufgaben bestehen darin, den Zuschauern in kurzen Zeiträumen anschaulich zu erklären, warum ein Rennläufer schneller ist als ein anderer, oder wieso ein Fahrer einen Lauf hat“, erklärt der 61-Jährige.
Zudem schnallt sich der ehemalige Profi die „Bretter“ weiter selbst unter die Füße, wenn auch nur zum Vergnügen – nicht für den Kampf gegen die Uhr. „Das Skifahren macht mir noch großen Spaß, obwohl es ab und zu ein bisschen frustrierend ist, wenn ich sehe, wie ich im Vergleich zu den Profis fahre“, erzählt der fünffache deutsche Meister lachend. Mittlerweile hält sich der Weltmeister von 1987 auch durch andere Sportarten fit. Vor allem das Rennradeln hat Wörndl für sich entdeckt: „Dieses Jahr habe ich fast 10 000 Trainings-Kilometer abgespult. Ausdauertechnisch bin ich fit wie nie“, sagt Wörndl, der darunter 2019 mit seinem Sohn Marlon die Tour Transalp absolvierte.
Engagements bei "Salomon" und Willy Bogner
Doch nach seinem Karriereende ist zuallererst die erfolgreiche sportliche Laufbahn ein Türöffner für den damals fast 30-Jährigen. Zunächst arbeitet der Sonthofer für den französischen Sportartikelhersteller „Salomon“. „In den ersten Jahren war ich für die Ski-Entwicklung mitverantwortlich und habe Mitte der 1990er Jahre das erste Freeride-Team des Unternehmens mit aufgebaut. Daraufhin bin ich in die Marketingabteilung der Firma gewechselt“, erzählt Wörndl. Zudem wirkt er in dieser Zeit in Filmen von Willy Bogner mit, wandert im Jahr 2000 aber zur Konkurrenz „Völkl“ ab, bei der er über ein Jahrzehnt lang tätig ist.

Zusätzlich leitet der Wintersportler über mehrere Jahre ein Fitnessstudio in seiner Heimatstadt. Seit 2012 ist der 61-Jährige bei dem Bekleidungs-Unternehmen „Bogner“ angestellt. „Hier bin ich für die technischen Entwicklungen von Ski, Helmen und Brillen zuständig und nebenher veranstalte ich Schulungen in unseren Shops“, sagt Wörndl. „Außerdem organisiere ich die Film- und Fotoshootings im Winter – fordernde und vielseitige Aufgaben.“
Durch seine Arbeit als Ski-Entwickler und TV-Experte kreuzen sich die Wege des Weltmeisters von 1987 mit ehemaligen Teamkollegen und Konkurrenten auch heute noch regelmäßig: „Die Ski-Welt ist relativ klein, so treffe ich durch meine Jobs immer wieder auf alte Weggefährten“, sagt Wörndl. „Markus Wasmeier beispielsweise ist ebenfalls bei Bogner unter Vertrag und gerade erst habe ich mit Armin Bittner telefoniert.“
"Heute fahren sie einen komplett anderen Schwung"
So verfolgt der Sonthofer auch stets die rasante Entwicklung, die der Skisport in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat. „Der heutige Fahrstil, das Material und einige weitere Anforderungen an die Athleten unterscheiden sich enorm von meiner Zeit im Weltcup. Das hat fast nichts mehr miteinander zu tun. Mittlerweile sind die Sportler viel dynamischer und fahren einen komplett anderen Schwung“, stellt der passionierte Skifahrer fest und fügt an: „Das ist im Sport aber völlig normal, auch ich würde gerne die aktuelle Technik der Profis beherrschen.“
Trotz seines Engagements beihat der Rummel um den olympischen Silbermedaillengewinner über die Jahre abgenommen. Darüber, dass er mittlerweile nur noch selten im Rampenlicht steht, ist Wörndl sehr froh. „Die Aufmerksamkeit um einen Sportler, nur weil er schneller oder besser war als alle anderen, das war nie meine Welt. Ich bin glücklich, wenn ich mein Privatleben genießen kann und nicht auf Schritt und Tritt verfolgt werde“, sagt der Vater von zwei erwachsenen Söhnen und einer jungen Tochter. Es wirkt, als habe Wörndl den richtigen Platz für sich gefunden – dem Skisport zwar weiterhin verbunden, aber mit gewissem Abstand und genügend Zeit für Hobbys und Familie.