Die Corona-Pandemie trifft nicht nur Mannschaftssportler hart. Auch Ausdauer-Athleten wie der Sonthofer Profi-Triathlet Fabian Eisenlauer und der Extrem-Schwimmer Hamza Bakircioglu haben momentan mit gravierenden Trainingseinschränkungen zu kämpfen. Beiden Sportlern fehlt vor allem das Wonnemar, in dem sie sonst unter guten Bedingungen ihr Schwimmtraining absolvieren können. „Als Triathlet bin ich darauf angewiesen“, sagt Fabian Eisenlauer.
Der Sonthofer Hamza Bakircioglu würde zu dieser Jahreszeit seine längeren Einheiten ebenfalls in der Halle absolvieren. Die Allgäuer Seen sind mit momentan rund zehn Grad Wassertemperatur nämlich selbst dem Rekordhalter im Eisschwimmen für längere Trainingseinheiten „zu kalt“. Das hindert ihn aber nicht daran, täglich ohne Neopren drei Runden im Sonthofer Baggersee zu schwimmen. Anderen rät er jedoch dringend davon ab, es ihm nachzumachen, denn für Schwimmer ohne ausreichend Kaltwasser-Erfahrung könne das böse ausgehen, warnt er. Im kalten Wasser ziehen sich beispielsweise die Muskeln zusammen, was schnell zu Krämpfen führt.
Alpsee im Allgäu selbst für Profi-Sportler noch zu kalt
Fabian Eisenlauer war am Osterwochenende im Alpsee um mögliche Trainingsbedingungen zu testen, ist aber nach fünf Minuten wegen der „beißenden Kälte im Gesicht“ wieder aus dem Wasser raus. „Ich denke, es wird noch zwei bis drei warme Wochen brauchen, bis man im Alpsee trainieren kann“, sagt der Triathlet.
Um seine Muskulatur trotzdem fürs Schwimmen zu fordern, weicht er auf „Trockenübungen“ aus. Dafür hat er Expander ähnliche Zugseile an Bäumen befestigt, die es ihm ermöglichen, die Kraulschwimmzüge zu imitieren. „Die Wasserlage und das Gefühl im Wasser fehlen natürlich“, gibt Eisenlauer zu bedenken. Wer jetzt in einem Pool mit Gegenstromanlage schwimmen kann, habe einen gewaltigen Vorteil, so Eisenlauer. Er weiß jedoch, dass nur die Wenigsten auf so teure Technik zurückgreifen können. Deshalb will der Sportler nicht meckern. „Solange ich gesund bin, muss ich einfach das Beste aus der Situation machen.“
Corona-Pause im Sport: Motivation leidet - trotz Trockenübungen
Die Motivation habe etwas gelitten, weil er alleine und nicht mit anderen Athleten trainieren kann, räumt der Sonthofer ein. „Weil ja in der nächsten Zeit wohl kein Wettkampf stattfindet, fragt man sich manchmal schon, warum man das eigentlich macht“, sagt Eisenlauer. Bis Mitte Juli sind alle Wettkämpfe der Triathlon-Saison abgesagt worden. Bei rund 2.000 Startern pro Event wäre das nicht anders möglich gewesen, sagt der Sonthofer. Obwohl er nicht weiß, wann es wieder losgeht, zieht Eisenlauer sein Training auch unter erschwerten Bedingungen durch.
Aufgeben ist auch für Hamza Bakircioglu keine Alternative. „Ich mache weiter, solange es geht“, betont er, obwohl sein Training derzeit „zeitaufwendiger, viel kraftaufwendiger und anstrengender“ ist. Nach den rund drei Schwimm-Kilometern im Baggersee läuft er etwa fünf Kilometer, bevor er sich in den heimischen Kraftraum begibt. In ein paar Wochen, wenn der See einmal 13 Grad hat, will er sein tägliches Schwimmpensum auf zehn Kilometer ausdehnen.

Extrem-Schwimmer Hamza Bakircioglu: Doppelte Bodenseequerung im Juli 2020 geplant
Was sich für manchen wie ein gutes Trainingsprogramm anhören mag, stellt für den Sonthofer Extremschwimmer allerdings nur etwa 80 Prozent seiner eigentlich angestrebten Schwimmdistanz dar. Bakircioglu hat nämlich ein großes Ziel vor Augen: Im Juli möchte er die doppelte Bodenseequerung packen und dabei von Bodman nach Bregenz und wieder zurück nach Bodman nonstop schwimmen. Dabei muss er eine Distanz von circa 130 Kilometer zurücklegen, wofür es natürlich vorab zu trainieren gilt. „Eigentlich wäre ich jetzt in Italien, um dort längere Einheiten zu schwimmen, aber die Grenzen sind ja dicht“, erzählt er.
Diese verpassten Einheiten hier im Allgäu ohne Halle aufzuholen sei „eigentlich nicht möglich“, räumt er ein. Dennoch will er es versuchen, denn er könnte sein Projekt nicht auf das nächste Jahr verschieben, da er 2021 schon die nächsten Herausforderungen geplant hat.