Der bayerische Amateurfußball ruht nach einer Vereinsabfrage und einem Verbandsbeschluss bis Ende August. Frühestens im September soll die hier noch laufende Saison fortgesetzt werden, schlimmstenfalls erst im Frühjahr 2021. Die Regionalliga Bayern mit dem FC Memmingen (FCM) sitzt derzeit zwischen den Stühlen. Wie auch für die anderen vier Regionalliga-Staffeln Südwest, West, Nord und Nordost ist hier noch keine offizielle Entscheidung getroffen worden. Die Verzahnung mit der Dritten Liga ist hier maßgeblicher als mit den Oberligen darunter.
Wie ist die Lage?
Für die Regionalligen sind – außer in Bayern – jeweils mehrere Landesverbände zuständig. Nur einige wenige wollen wie im Freistaat die laufende Saison bis Ende August ruhen lassen und dann möglichst ab September zu Ende bringen. In den anderen vier deutschen Regionalliga-Staffeln geht die Tendenz in Richtung Abbruch. Übrigens aus den gleichen Gründen, warum Bayern für eine Fortsetzung votiert: Geisterspiele sind kein Thema und die Hygienekonzepte wie bei den Profis nicht umsetzbar. Offiziell ist noch nichts, der Ausgang in der völlig zerstrittenen Dritten Liga über Fortsetzung oder Abbruch soll abgewartet werden. Über ein Aus müssten die einzelnen Verbände – nicht zuletzt aus Haftungsfragen – auf außerordentlichen Verbandstagen (im Internet?) abstimmen lassen.
Wie ist die Stimmung in der Regionalliga Bayern?
Mit der anfänglichen Solidarität der Klubs untereinander und mit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) ist es offenbar nicht mehr weit her. Geschäftsführer Wolfgang Gruber von der SpVgg Bayreuth sagte, dass sich angeblich zwölf der bayerischen Regionalligisten für einen Abbruch ausgesprochen hätten. Nur noch Memmingen würde dem Verbandsweg mit einer Fortsetzung folgen, der Rest habe sich enthalten. FCM-Vorsitzender Armin Buchmann will das nicht kommentieren, bestätigt aber, dass der Ton zwischen BFV-Präsident Dr. Rainer Koch und einigen Vereinen sowie auch der Ton untereinander deutlich rauer geworden sei.
Was passiert, wenn die Saison der Regionalliga Bayern abgebrochen wird?
Viele Landesverbände wollen im Fall des Abbruchs zwar Meister und Aufsteiger küren, aber auf Absteiger verzichten. Damit könnte der FCM als Tabellenvorletzter leben, weil der Regionalliga-Erhalt am grünen Tisch gesichert wäre. Sollte es Absteiger geben, und würden diese nach dem aktuellen Tabellenstand oder nach einer Quotientenregelung ermittelt, würde es den FC Memmingen erwischen. Würde nur die Hinrunde gewertet, hätte Memmingen hingegen den Klassenerhalt sicher.
Was passiert, wenn die Dritte Liga zu Ende spielt?
Dann müsste die Regionalliga Bayern für die nächste Saison einen Aufsteiger stellen, auch wenn die eigene Runde noch nicht beendet wäre. Der BFV hat für diesen Fall die Entscheidung getroffen, dass dann der aktuelle Spitzenreiter – derzeit Türkgücü München – als Aufsteiger gemeldet würde. Sollte die Drittliga-Meldefrist vor der Meldefrist für die DFB-Hauptpokalrunde liegen, dann würde wohl Schweinfurt für den DFB-Pokal gemeldet. Bayreuth spricht von einem „Kuhhandel“ und droht auch für diesen Fall mit einer Klage.
Kann und will Türkgücü aufsteigen?
Daran bestehen nach jüngsten Berichten in der Münchner Presse offenbar große Zweifel. „Projekt vor dem Aus“, wird hier nach mehrdeutigen Äußerungen von Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny spekuliert. Die Corona-Lage mit Geisterspielen und fehlenden Einnahmen auch in der neuen Drittliga-Saison spielen eine Rolle, wie auch die ungeklärte Stadionfrage. Dass im Grünwalder Stadion mit 1860, Bayern II und Türkgücü drei Münchner Mannschaften in derselben Klasse spielen, schließt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aus.
Was passiert mit dem laufenden BFV-Toto-Pokal?
Einer der beiden bayerischen Plätze für die DFB-Pokal-Hauptrunde wird über die Regionalliga an das beste Amateurteam vergeben, der andere über den Landes-Pokalwettbewerb, in dem der FCM gegen 1860 und Viktoria Aschaffenburg gegen die Würzburger Kickers im Halbfinale stehen. Es verlautete, dass selbst im Fall eines Saisonabbruchs dieser Wettbewerb im Herbst zu Ende gebracht werden solle, denn auch der Beginn der DFB-Hauptrunde wird sich ins letzte Jahresdrittel hinein verschieben. Sollte der Landespokal nicht zu Ende gebracht werden, ist wohl mit einem Losentscheid unter den vier verbliebenen bayerischen Mannschaften zu rechnen.
Wie soll es mit der Zwischenebene zwischen Profi- und Amateurfußball weitergehen?
Der DFB-Bundestag wird am 25. Mai über einen überraschend gestellten Antrag abstimmen, die Dritte Liga künftig zweigleisig mit jeweils 18 Mannschaften zu fahren. Bisher sind es 20 Klubs in einer bundesweiten Staffel. 27 Regionalligisten sollen zu den Unterstützern gehören, aus Bayern der FC Schweinfurt, die SpVgg Bayreuth und Viktoria Aschaffenburg sowie aus dem Südwesten unter anderem auch der SSV Ulm 1846. Die aktuellen Drittligisten lehnten den Vorschlag schon im Vorfeld ab. Und der DFB sieht keine Möglichkeit zur kurzfristigen Umsetzung.