Bei der Vorstellung dieses Projekts stutzte so mancher im Bauausschuss des Stadtrats. „Kids-Slope-Anlage“ – was ist denn das? Und von zwei Kindern beantragt? Das war eine Neuheit für das Gremium.
Noch dazu, dass einem Neun- und Zehnjährigen aus Kempten gelang, wovon mach anderer Baubewerber nur träumen kann: Nach intensivem Nachhaken beim Stadtoberhaupt wurde ihr Anliegen, nämlich ein kleiner Bike-Park am Hoefelmayrpark, rasch und einstimmig durchgewunken – und kann bereits ab 6. August gebaut werden. Ein Projekt sozusagen von Jugendlichen und für Jugendliche als Bereicherung für das Freizeitangebot.
Kinder an die Macht!
Wie das zustande kam? Julius Knoll (9) und Pius Leukert (10) sind begeisterte Mountainbiker. Jede freie Minute, erzählen sie, verbringen sie auf dem Rad und mit dem Rad. Doch die Schanze auf dem Spielplatz nahe ihrer Elternhäuser m Hoefelmayrpark war den beiden Buben und anderen jungen Bikern zu langweilig. So haben sie sich zwar am Jägerdenkmal selbst ein paar Hindernisse gebaut, aber „das war dann auch zu wenig cool“. Ein kleiner Bike-Park, auch „Kids-Slope-Anlage“ genannt, war ihr Traum.
So wurden die beiden Schüler aktiv. Im Namen einer ganzen Gruppe von Kindern schrieben sie einen Brief an „Herrn Oberbürgermeister Thomas Kiechle“ und „beantragten“ einen Bike-Park mit Hindernissen und eben allem, was das Mountainbiken kurzweiliger macht.
Sie sollten sich doch mal die Fläche beim Möbelhaus XXX Lutz anschauen, bekamen die beiden zur Antwort und trafen sich mit dem damaligen Betriebshofleiter Uwe Gail. Doch mit diesem Platz waren alle nicht einverstanden und Gail schlug die Wiese neben dem Spielplatz am Jägerdenkmal vor. Dazu geholt wurde gleich die Firma Velosolutions aus Durach, die eine solche Anlage bauen kann.
Man muss auch nerven können...
Doch dann, sagt Julius Knoll, passierte erst mal nichts. Bis der Bub bei der Glockeneinweihung den Oberbürgermeister nochmals ansprach. Und siehe da: Das Projekt „Kids-Slope“ wurde schnellstmöglich dem Bauausschuss vorgelegt und von Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann vorgestellt.
„Nun gut“, lachte dieser, Kids-Slope habe er selbst erst mal nachschauen müssen. Aber Fakt sei: Die Nachfrage nach Jump- und Pump-Trails und anderen Sportarten mit dem Fahrrad sei gestiegen. Die Anlage an der Iller sei für Kinder nur mit Eltern erreichbar. Natürlich habe man auch andere Standorte Nähe Wohngebiet Franzosenbauer geprüft. Doch der auserwählte, der südliche Teil des Hoefelmayrparks, sei ideal.
So wurde die Planung in die Wege geleitet, die aber nicht allein von der Verwaltung durchgeführt wurde. Die Jugendlichen selbst durften ihre Ideen einbringen und mitbestimmen, wie der Bike-Park aussehen soll. Entstanden ist laut Wiedemann ein „spannender Kids-Slope, der sich gut in die Umgebung einpasst“. Und die Kosten? Etwa 40.000 Euro plus Material von 10.000 Euro, das die Firma Geiger zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellt.
Was sagen jetzt die Initiatoren? „Mega-Klasse“ kommt spontan von Julius. Er sei voll aus dem Häuschen, dass das geklappt habe. „Echt cool“ findet das Pius. Jetzt könne man fast wie Profis Sprünge machen. Und wer so hartnäckig ist, hat dann später mal das Zeug zum Politiker? Vielleicht wolle er ja mal Stadtrat werden, sagt Haubenschloß-Schüler Julius. Und Pius Oberbürgermeister? Der künftige „Hilde“-Schüler peilt beruflich lieber etwas anderes an: Bike-Profi. „Aber nur wenn’s finanziell fürs Leben reicht“.