Ab dem 1. Januar werden die Notdienste der Apotheken in Bayern neu organisiert. Das hat die Landesapothekenkammer mitgeteilt. Das betrifft auch den Landkreis Lindau. Was sich dadurch ändert – und welche Medikamente nachts besonders gefragt sind.
Wie sieht der Apotheken-Notdienst ab 1. Januar 2025 aus?
Grundsätzlich gilt: Ein Notdienst dauert weiterhin 24 Stunden. Die Dienstbereitschaft der jeweiligen Apotheke beginnt bayernweit einheitlich um 8.30 Uhr – und endet am nächsten Tag um dieselbe Zeit.
Notdienste der Apotheken werden neu eingeteilt
Was ändert sich dann überhaupt?
„Die bisherigen Notfallkreise werden aufgelöst“, sagt Lena Jost. Die Inhaberin der Steig-Apotheke in Lindau ist die Sprecherin der Apotheker im Landkreis Lindau. Bisher hatte eine bestimmte Anzahl von Apotheken ein bestimmtes Gebiet abgedeckt. Beispielsweise rund um Lindau waren es 13 Apotheken, wobei das Gebiet über die Landesgrenze bis nach Langenargen gegangen ist. Diese feste Einteilung gibt es künftig nicht mehr. Stattdessen werden die Notdienste nach einem Algorithmus verteilt. Die Landesapothekenkammer spricht von einem „digitalen Verplanungssystem“. Auf Nachfrage unserer Redaktion erläutert Jost, was das für sie als Apothekerin bedeutet: „Bisher hatte ich alle 13 Tage Notdienst, nach einem starren System und immer die gleiche Reihenfolge. Nun sind die Dienste unregelmäßiger: Es kann sein, dass ich am Donnerstag und Samstag dran bin – und dann drei Wochen lang gar nicht mehr.“
Was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger?
Wer spätabends oder nachts dringend ein Medikament benötigt, muss unter Umständen künftig auch mal einen weiteren Weg zurücklegen als bisher. Die Landesapothekenkammer weist aber darauf hin, dass nach wie vor eine flächendeckende Versorgung gewährleistet sei: „92 Prozent der Menschen in Bayern finden weiterhin eine Notdienst-Apotheke innerhalb von 20 Kilometern – auch nachts und an Feiertagen.“ Zum Vergleich: Der Landkreis Lindau sind die „Randgemeinden“ Maierhöfen und Nonnenhorn rund 35 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Wie findet man heraus, welche Apotheke Notdienst hat?
Eine Übersicht gibt es ab 1. Januar auf www.blak.de/notdienstsuche im Internet. Zudem gibt es telefonische Auskunft unter der mobilen Notdienstnummer 22833 sowie der kostenlosen Festnetznummer (0800) 0022833. Jost empfiehlt, eine der beiden Nummer abzuspeichern: „Dann ist man im Fall des Falles immer auf der sicheren Seite.“ Zudem informieren Aushänge in den Schaufenstern der Apotheken über den aktuellen Notdienst. Hingegen gibt es den kleinen Notdienst-Kalender, der vor allem bei Seniorinnen und Senioren gefragt war, gibt es künftig nicht mehr.
Weshalb gibt es diese Änderung?
Die Zahl der Apotheken geht laut der Landesapothekenkammer in Bayern zurück. Durch die Neuorganisation würden die Notdienste „künftig gerechter [...] verteilt“. Im Landkreis Lindau gibt es derzeit 18 öffentliche Apotheken.
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Müssen Apotheken sich an den Notdiensten beteiligen?
Ja. „Das ist gesetzlich verpflichtend“, sagt Jost. In so einem Fall übernachten die Apotheker auch in ihrem Geschäft. Denn auch das ist vorgeschrieben. „Im besten Fall hat man ein Bett. Andere Kollegen haben nur eine Pritsche“, sagt Jost.
Kann man beim Notdienst alles kaufen – oder gibt es Vorgaben?
Grundsätzlich ja. Allerdings weist Jost darauf hin, dass der Notdienst möglichst tatsächlich nur für Notfälle genutzt werden sollte: „Es wäre schön, wenn wir nicht nachts um 4 Uhr wegen Hustenbonbons oder einem Nasenspray rausgeklingelt werden.“ Dafür sei die Nachtbereitschaft nicht gedacht.
Welche Medikament werden von den Apotheken beim Notdienst am häufigsten ausgegeben?
Jost nennt vor allem Antibiotika, Schmerzmittel oder Medikament für Kinder wie Fieberzäpfchen oder Fiedersäfte.
Medikament im Notdienst kosten Zusatzgebühr
Wird eine Zusatzgebühr fällig?
Apotheken dürfen nach der Arzneimittelpreisverordnung in der Zeit von 20 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen eine Notdienstgebühr erheben. Diese beträgt pauschal 2,50 Euro – unabhängig von der Anzahl der Medikamente. Bei einem Kassenrezept zahlt laut Jost die Krankenkasse.
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Wie häufig wird der Notdienst in Anspruch genommen?
„Es hält sich in Grenzen“, sagt Jost. In der Regel sei sie hin und wieder bis 22 Uhr gefragt – als eine Art verlängerte Öffnungszeit. „Dafür sind wir auch da.“ Dafür komme vor allem unter der Woche häufig nachts niemand. „Nach 2 Uhr oder 3 Uhr kann es durchaus aber auch sein, dass jemand wegen der Pille danach klingelt“, sagt Jost. Die Notfallverhütung werde in so einem Fall natürlich auch ausgegeben – allerdings ergänzt die Apothekerin: „So etwas hätte auch bis zum nächsten Morgen noch Zeit.“
Gibt es zu den Notdiensten auch eine offizielle Statistik?
Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat etwa jeder vierte Deutsche in den letzten fünf Jahren mindestens einmal eine Notdienst-Apotheke aufgesucht. Insgesamt geben die Apotheken im Notdienst mehr als sieben Millionen Arzneimittel pro Jahr ab. Ein Drittel davon sind Arzneimittel für Kinder.
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