„Dass Bahnstrecken gewartet und instand gesetzt werden müssen – manchmal auch unter Vollsperrung – ist nachvollziehbar. Und dass dann alles getan wird, um die Auswirkungen auf den Fahrgast gering zu halten, ist erwartbar“, schreibt der Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben (Bodo), der auch für den Landkreis Lindau zuständig ist, in einem Newsletter für Fachpublikum im November. Darin wird Kritik an der Deutschen Bahn laut.
2018 hatte die DB Regio Baden-Württemberg einen „10-Punkte-Aktionsplan“ veröffentlicht, durch den es zu Verbesserung der Qualität des Nahverkehrs kommen sollte. Viel passiert aber scheint nicht zu sein. Bodo sehe sich als Sprachrohr der Fahrgäste und habe diese Probleme mit dem Land und der Deutschen Bahn angesprochen und aufgezeigt, erklärt der Verkehrsverbund und nennt ein konkretes Beispiel: Es könne nicht sein, dass der Bahnbetrieb zwischen Langenargen, Markdorf, Friedrichshafen und Ravensburg vorübergehend eingestellt werde, nur weil der Fahrdienstleiter, der in Karlsruhe seinen Dienst tut, eine gesetzliche Arbeitspause einlegen müsse. Hier müsse die Bahn Personalengpässe lösen.
ÖPNV müsse verlässlicher werden
Der Bodo-Geschäftsführer formuliert seine Aufgabe und die des Verkehrsverbunds darin, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. Dazu habe man zwei Themenfelder identifiziert, an denen gearbeitet werden müsse. Das sei zum einen die Digitalisierung, um das System für die Nutzer einfacher zu machen. Das andere Thema sei Qualität: Der ÖPNV müsse verlässlicher werden.
Kritik übt Bodo in erster Linie an der unzureichenden Kommunikation und Absprache. Anschlusszüge, die wegen ein oder zwei Minuten nicht erreicht würden, „weil es schlicht an Koordination und Kommunikation scheitert, sind auch in unserem Verbund schwer erträglicher Alltag, zum Beispiel in Lindau-Reutin, Friedrichshafen oder Aulendorf oder Kißlegg“, sagt Hasenfratz.
Schlechtere Leistung auf der Fläche
Und weiter vertritt er seine Position: „Wir sind ein Verkehrsverbund, der für qualitativen Nahverkehr vom Fahrplanangebot bis hin zur Kundeninformation eintritt. Zugleich haben wir nur wenig Einflussmöglichkeiten auf eine Bahn, die sich erkennbar auf die großen Hauptachsen konzentriert und in der Fläche eine zunehmend schlechtere Leistung bringt. Wegschauen ist jedoch keine Option – wir bleiben dran.“ Wege, die zur Lösung führen sollen, sieht Hasenfratz in zunehmender Digitalisierung, aber eben auch in Absprache und Koordinierung von Leistungen.
Der Bodo habe ein erstes Gespräch mit der neuen Konzernbevollmächtigten der DB in Baden-Württemberg, Clarissa Freundorfer, geführt, berichtet der Verbundchef. Und er gehe davon aus, dass dieses erfolgreich und konstruktiv weitergeführt werde.
„Schelten kann jeder, wir wollen konstruktive Dialoge mit den Verantwortlichen beim Land und bei der Bahn führen. Diese von uns angestrebten Verbesserungen sollen dann aber auch umgesetzt werden.“
Bernd Hasenfratz, Bodo-Geschäftsführer
„Schelten kann jeder, wir wollen konstruktive Dialoge mit den Verantwortlichen beim Land und bei der Bahn führen. Diese von uns angestrebten Verbesserungen sollen dann aber auch umgesetzt werden“, sagt Bernd Hasenfratz. „Wir selber sind Nutzer des ÖPNV, wir sind aber auch Sprachrohr der Fahrgäste und möchten mit dieser Kritik eine Wirkung erzielen, wie das bei verschiedenen Einzelfällen in der Vergangenheit bereits geschehen ist.“
So habe das Land die Anregungen von Bodo auch gleich umgesetzt und für eine Kapazitätsverstärkung beispielsweise bei Weinfesten in Nonnenhorn oder Wasserburg gesorgt. Auch einen Sonderzug bis Stuttgart habe es im Sommer gegeben. Solche Erfolge will der Verkehrsverbund vermehren und die Zuverlässigkeit des ÖPNV in den Landkreisen Ravensburg, Bodenseekreis und Lindau verbessern.
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