„Es waren stürmische Zeiten“, sagt Helmut Pietsch, Vorsitzender des Caritasverbandes Lindau. Das zurückliegende Jahr steckt nicht nur ihm in den Knochen: Wachsende Armut im Landkreis, Sozialberatung am Limit und ein Ansturm auf die beiden Tafelläden.
Herausforderungen hätte es auch so genügend gegeben. Weil Geschäftsführer Harald Thomas gesundheitsbedingt immer wieder ausgefallen war, musste zudem viel improvisiert und umstrukturiert werden. „Das hat uns alle sehr gefordert“, sagt Katharina Pschibul, die bislang für die allgemeine Sozialberatung und Betreuung zuständig war. Nun aber hat sich die Caritas neu aufgestellt und hofft in ruhigeres Fahrwasser zu kommen.
Geschäftsführer Harald Thomas im Ruhestand
Harald Thomas, jahrzehntelang Chef der Caritas Lindau, ist seit September im Ruhestand. Pschibul ist seine Nachfolgerin. Sie ist seit November offiziell im Amt. Für die Tafel gibt es jetzt eine extra Ansprechpartnerin: Corinne Späth ist für Lindau und Lindenberg zuständig.
Der Vorschlag, das zu splitten, kam von Thomas. Die Tafel müsse nicht zwangsläufig der Geschäftsführer leiten, sagt er. „Das wurde immer mehr“, seine Kapazitäten dagegen nicht. Corinne Späth, die eigentlich Lehrerin ist und sich ehrenamtlich schon lange bei der Tafel engagiert, hat für diese Aufgabe eine 50-Prozent-Stelle.
Bewerbung kam aus Portugal
Die Geschäftsführung sei intern und extern ausgeschrieben worden, erzählt Pietsch. 29 Bewerbungen seien eingegangen, eine kam sogar aus Portugal. Doch die meisten wollten nur die Geschäftsführung übernehmen. „Das gibt unser kleiner Caritasverband nicht her“, sagt er. Hier müsse die Geschäftsführung auch selbst noch beraten.
Die Entscheidung fiel auf Katharina Pschibul. Ein großer Vorteil ist, dass sie nicht eingearbeitet werden muss. Allerdings entstehe dadurch an anderer Stelle eine Lücke, denn als Geschäftsführerin kann sie nur noch in reduziertem Umfang in der Sozialberatung und Betreuung tätig sein. Für diese Aufgaben muss wieder jemand gesucht werden.
Da die Leute immer älter werden, nehmen die Betreuungen zu. Sie würden laut Pietsch zudem „intensiver und problembehafteter“. Das gelte auch für Sozialberatungen. Für die steigende Zahl an Rat und Hilfe Suchenden im Kreis Lindau gebe es zu wenig Anlaufstellen.
Für Klienten sei es oft schwierig, die richtigen Ansprechpartner zu finden. „Das ist manchmal wie die Herbergssuche“, sagt Pschibul. Am Ende landeten die meisten bei der Caritas. Wenn das Geld knapp ist, sei die Tafel ein Teil der Lösung, sagt Pietsch.
Aufnahmestopp in der Tafel ist aufgehoben
Hier gibt es gute Nachrichten: Die Tafel nimmt wieder Kunden auf. Es gibt keinen Aufnahmestopp mehr und auch keine Warteliste. Wer eine Berechtigung hat, kann alle zwei Wochen zweimal in der Tafel einkaufen.
Hoffnung gibt es auch bei der Kurberatung. Die ist seit März nicht besetzt, soll aber 2025 wieder in Angriff genommen werden, sagt Katharina Pschibul.

Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden