Es brennt und der Feuerwehr fehlt es an Löschwasser. So geschehen am Samstag beim Brand eines Dachstuhls in Thumen, einem Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Sigmarszell. Kommandant Tobias Thullner ordnet den Fall ein und erklärt, wie groß das Problem tatsächlich ist.
Thumen liegt an der B308, wenige Kilometer von der Grenze zu Lindau entfernt. Die Feuerwehren wurden am Samstag kurz vor 11 Uhr alarmiert. Ein Anwohner hatte ein Zischen und einen Knall gehört, berichtet die Polizei. Im Anschluss stand der Balkon im Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses im Vollbrand. Von dort schlugen die Flammen auf den Dachstuhl über.
Alarmiert wurden die Wehren aus Sigmarszell, Bösenreutin und Weißensberg. Zudem rückten Einsatzkräfte der Hauptwache Lindau mit einer Drehleiter an. Tobias Thullner, Kommandant der Feuerwehr Sigmarszell und Einsatzleiter, berichtet von einem offenen Dachstuhlbrand. Deshalb wurden die Feuerwehren Niederstaufen und die Lindauer Feuerwachen Nord und Wache West nachalarmiert. Bis zu 120 Einsatzkräfte versuchten so, den Brand in den Griff zu bekommen.
Allerdings haperte es an der Wasserversorgung. Kaum waren mehrere Schläuche im Einsatz, fiel der Wasserdruck massiv ab, schilderten Einsatzkräfte.
Kein Einzelfall in Thumen: Vor einigen Jahren hatte es dort bereits einmal bei dem Großbrand eines landwirtschaftlichen Anwesens an Löschwasser gemangelt. Allerdings ist in solchen Fällen der Bedarf an Löschmitteln auch enorm. „Für den ersten Angriff bei einem Wohnungsbrand ist das Hydrantennetz dicht genug“, sagt Thullner zu der Lage in Thumen. Allerdings sei mehr Wasser und höherer Druck nötig, wenn auch von der Drehleiter aus gelöscht werde. Das war bei dem Dachstuhlbrand der Fall.
Man werde sicher mit dem Wasserversorger Gespräche führen, wie sich die Lage in Thumen verbessern lasse, kündigt der Kommandant auf Nachfrage der Redaktion an. Mit Versorger ist der Zweckverband Handwerksgruppe gemeint. Er versorgt mehrere Gemeinden im Westallgäu und dem unteren Landkreis Lindau mit Trinkwasser.
Alpenstraße wird zwei Stunden gesperrt
Um bei dem Dachstuhlbrand Wasser an die Brandstelle zu bringen, richteten die Wehren einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen zur Hauptleitung nach Zeisertsweiler ein. Dadurch sollte das Wassernetz entlastet werden. Zudem zapften die Einsatzkräfte einen Pool in Thumen an, damit die Einsatztrupps im Haus genügend Löschwasser zur Verfügung hatten. Gleichzeitig bauten die Feuerwehrler eine mehr als ein Kilometer lange Löschwasserleitung zum Rathaus in Schlachters auf. Weil der Schlauch dazu über die B308 gelegt werden musste, wurde die Alpenstraße zwei Stunden lang für den Verkehr gesperrt.
Gerettet wird auch eine Katze
In dem Mehrfamilienhaus befanden sich insgesamt 24 Menschen. 21 konnten das Haus rechtzeitig verlassen. Ein Einsatztrupp fand eine Frau und zwei Kinder in einem Teil des Gebäudes, der nicht direkt vom Brand betroffen war. Die Feuerwehrleute brachten die drei ins Freie. „Es bestand keine akute Gefahr für sie. Wir evakuieren in solchen Fällen aber immer das ganze Gebäude“, sagt Thullner. Alle Personen wurden in die Halle im Haus des Gastes nach Schlachters gebracht und dort vom Roten Kreuz betreut werden.
Die Dachgeschosswohnung sowie zwei weitere Wohnungen wurden nach Polizeiangaben durch Feuer und Rauch so stark beschädigt, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. Die Bewohner, die nicht in ihre Wohnungen zurückkönnen, wurden in Ferienwohnungen untergebracht. Darum kümmerte sich Bürgermeister Jörg Agthe. Noch während der Feuerwehreinsatz lief, boten Vermieter in den sozialen Medien entsprechende Unterkünfte an.
Kommandant lobt Zusammenarbeit mit Nachbarwehren
Wohlauf ist entgegen ersten Meldungen auch eine Katze. Feuerwehrleute hatten sie in der Wohnung angetroffen, die direkt unter der vom Brand betroffenen Einheit liegt, und in Sicherheit gebracht. Die Helfer übergaben sie dann an die Besitzer.
Gegen 12.30 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Die Feuerwehrler konnten anschließend den Dachstuhl weiter öffnen, um eventuelle Glutnester zu löschen. Gegen 14.30 Uhr war der Einsatz auch für die Feuerwehr Sigmarszell beendet. Kommandant Thullner hebt vor allem die gute Zusammenarbeit mit den benachbarten Feuerwehren hervor. „Es hat einwandfrei funktioniert“, sagt er.
Die Brandursache ist derzeit noch unklar. Wie in solchen Fällen üblich, ermittelt die Kriminalpolizei. Die Polizei beziffert den Schaden in einer ersten vorläufigen Schätzung auf 100.000 Euro.
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