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Dortmunderin wird Landärztin

Opfenbach

Dortmunderin wird Landärztin

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    HOH Ärztin Opfenbach
    HOH Ärztin Opfenbach Foto: Anna Kabus

    Einige Zeit sah es so aus, als ob es in Opfenbach keine Hausarztpraxis mehr geben sollte. Denn vor eineinhalb Jahren ist die beliebte Ärztin Dr. Rita Schuster-Jartym in den Ruhestand gegangen. Trotz intensiver Suche fand sie keinen Nachfolger. Doch nun ist die Landarzt-Praxis wieder voll besetzt. Dr. Iris Goldscheider aus Lindau hat sich entschieden, die Praxis ganz zu übernehmen, nachdem sie seit Oktober 2018 stundenweise Sprechstunde in Opfenbach gehalten hatte.

    Die Medizinerin aus Dortmund hat in einem Krankenhaus im Ruhrgebiet als Anästhesistin gearbeitet, bevor sie vor 13 Jahren nach Hergensweiler zog. Sie wollte schon immer in die Berge, erzählt sie. In Lindau leitete sie eine Schmerztherapie-Praxis. Als sie von einem Patienten hörte, dass die Praxis in Opfenbach schließen soll, machte sie sich Sorgen: „Ich wusste, dann wird die Gegend hier unterversorgt sein“, sagt die 50-Jährige. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Anästhesiologie begann deshalb, ein paar Sprechstunden pro Woche als Hausärztin in Opfenbach anzubieten.

    Gereizt hatte sie der Gedanke, als Allgemeinmedizinerin zu arbeiten, schon länger. Denn in ihrer Lindauer Schmerztherapie-Praxis beobachtete sie oft, dass Patienten mit chronischen Schmerzen erst nach vielen Jahren zu ihr kamen – als letzte Anlaufstation. „Da habe ich mir gedacht, man müsste doch hausärztlich früher ansetzen.“

    Außerdem gefallen ihr die vielfältigen Aufgabenbereiche der Allgemeinmedizin, nachdem sie jahrelang nur auf ihrem Spezialgebiet tätig war. „Ich behandle hier in der Hausarztpraxis alle: vom Kleinkind bis zum Senior“, sagt sie. Und gerade auf dem Land, wo es kaum Fachärzte gibt, ist der Hausarzt in der Regel der erste Ansprechpartner. „Das gefällt mir.“

    Die Bemühungen von Dr. Iris Goldscheider, einen weiteren Arzt für die Opfenbacher Praxis zu gewinnen, scheiterten. Zwei Praxen nebenher zu betreiben, kam für Goldscheider auf Dauer nicht in Frage. Der doppelte administrative Aufwand belastete sie enorm – teilweise arbeitete sie 60 Stunden in der Woche. Sie entschied sich für die Landarztpraxis in Opfenbach. Ihre Praxis in Lindau musste sie schließen, da sie keinen Nachfolger fand.

    Einige Patienten aus Lindau fahren weiterhin zu ihr bis nach Opfenbach. Von denen, die weniger mobil sind, musste sich die Medizinerin jedoch verabschieden. Das war für beide Seiten nicht ganz einfach: „Da ist auch das ein oder andere Tränchen geflossen.“ Die neuen Patienten hätten sie größtenteils herzlich aufgenommen. Auch mit ihrer Vorgängerin pflegt sie ein gutes Verhältnis: Hin und wieder schaut Dr. Rita Schuster-Jartym in der Praxis vorbei.

    Goldscheider geht in ihrer Tätigkeit als Landärztin voll auf. Kann sie verstehen, warum so viele junge Ärzte nicht aufs Land wollen? Ihre Antwort lautet: „Jein. Ich denke schon, dass junge Ärzte Spaß an einer Landarztpraxis haben können. Aber entweder man mag es, oder eben nicht.“ Sie vermutet, dass viele junge Kollegen Bedenken haben, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht. „Wobei das bei mir ja auch geklappt hat“, sagt sie. Goldscheider ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    In Zukunft möchte Goldscheider jungen Assistenzärzten anbieten, in ihrer Praxis die Facharzt-Weiterbildung zu machen. „Da kann derjenige ja gleich überlegen, ob er vielleicht auch mal in einer Landarztpraxis arbeiten will.“

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