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Ein letztes Konzert: Musikkapelle Deuchelried spielt für schwer kranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen

Im strömenden Regen

Darum war das letzte Konzert der Musikkapelle Deuchelried so besonders

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    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen.
    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Foto: Oberschwabenklinik

    Es regnete in Strömen, als die Musikerinnen und Musiker aus Deuchelried im September 2024 im Park des Westallgäu-Klinikums in Wangen Aufstellung nahmen. Doch davon ließen sie sich nicht beeindrucken. Die 25 Frauen und Männer trockneten ihre Notenhalter ab und spielten ihre Märsche mit der gleichen Konzentration wie immer.

    Sie versuchten gleichzeitig, Haltung zu wahren und Herz zu zeigen - auch wenn das fast unmöglich war. Denn es war ein ganz besonderes Konzert an diesem regnerischen Tag im September. Das letzte Konzert für ihren schwer kranken Musikkameraden auf der Palliativstation.

    Diese bewegende Geschichte hat die Oberschwabenklinik (OSK), zu der auch das Krankenhaus Wangen gehört, nun in einer Pressemitteilung erzählt.

    Auch für Pflegekräfte und Ärzte gespielt

    Eine Stunde lang spielten die Musikerinnen und Musiker auf der Wiese vor dem Krankenhaus im Regen. Für ihren Musikkameraden. Für einen Mann, der viele von ihnen über Jahrzehnte begleitet hatte und der nun auf der Palliativstation im Sterben lag. Und sie spielten auch für die Menschen, die sich um ihren Musikkameraden kümmerten, für die Pflegekräfte und Ärzte.

    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station.
    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station. Foto: Oberschwabenklinik

    Wenige Tage danach starb ihr Freund an seiner nicht mehr zu heilenden Krankheit. Aber die Musikkameraden waren bei ihm gewesen, hatten ihm nochmals gezeigt, dass sie an ihn denken und keiner allein gelassen wird in Wangen und Deuchelried, schreibt OSK-Pressesprecher Jürgen Schattmann.

    Einnahmen aus Kalenderverkauf gespendet

    „Dieser Besuch hat uns alle bewegt, auch ich selbst war wahnsinnig berührt. Wenn man solch eine menschliche Wärme spürt, so einen Zusammenhalt, dann profitieren alle davon, die das erfahren. Auch mit dem Palliativteam hat das etwas gemacht“, wird Ulrike Ahner, Leiterin der Palliativstation zitiert. Kurze Zeit später bekam ihr Team erneut Besuch von den Musikern der Musikkapelle Deuchelried.

    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station, hier Ulrike Ahner, Leiterin der Palliativstation, und Johannes Zeh, Mitglied im Vorstandsteam der MK Deuchelried.
    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station, hier Ulrike Ahner, Leiterin der Palliativstation, und Johannes Zeh, Mitglied im Vorstandsteam der MK Deuchelried. Foto: Oberschwabenklinik

    Johannes Zeh, Mitglied des Vorstandsteams, überreichte eine Spende von 350 Euro – die Einnahmen aus dem jährlichen Kalenderverkauf der Musiker – als Dank für die „überragende Arbeit Ihrer Station“, wie Zeh sagte. „Was Sie alle für unseren Kameraden in seinen letzten Tagen getan haben, ist nicht selbstverständlich.“

    Palliativteam freut sich über Wertschätzung

    Auch ein Foto der Musikkapelle hatte Zeh dabei, auf dem Dankesschreiben steht: „Viele von uns haben unseren Freund in seinen letzten Tagen besucht. Wir konnten einen winzig kleinen Ausschnitt eurer Arbeit miterleben und sehen, wie liebevoll und mit voller Hingabe ihr euren Job macht.“

    Ulrike Ahner gab das Lob zurück. „Wir freuen uns sehr über diese Wertschätzung und waren sehr dankbar für den Besuch. Musik hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Sie verbindet uns Menschen, sie muntert uns auf und kann uns trösten. Musiktherapie gehört nicht ohne Grund zu den Angeboten auf unserer Station. Eine Kollegin von uns sagt immer: Musik macht einfach glückselig.“

    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station.
    Die Musikkapelle Deuchelried spielt im Regen für ihren todkranken Musikkameraden vor der Palliativstation in Wangen. Ein paar Monate später spenden die Musiker die Einnahmen aus ihrem Kalenderverkauf für die Station. Foto: Oberschwabenklinik

    Johannes Zeh bestätigt das: „Wir sind in unserem Verein alle relativ eng, wir machen vieles zusammen, freuen uns über ein tolles Konzert, gehen danach einkehren, jeder kommt mit jedem klar, Alt und Jung. Darum ist es uns auch wichtig, zusammenzustehen, wenn es einem von uns nicht so gut geht“, wird der 28-Jährige zitiert.

    Blumenstrauß auf den Platz im Probenraum gelegt

    Als ihr Freund gestorben ist, haben die Musiker einen Blumenstrauß auf seinen Platz im Probenraum gelegt. „Als Zeichen, dass er immer noch bei uns ist. Wir haben uns Zeit genommen, Abschied zu nehmen.“

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    Auch die Pflegekräfte und Ärzte auf der Palliativstation nehmen sich Zeit für die Menschen. „Da muss nicht alles schnell-schnell gehen, sondern man hat die Zeit für Menschlichkeit. Dass es solche Palliativstationen gibt, in denen nicht alles auf Effizienz getrimmt ist, ist gesellschaftlich unschätzbar wertvoll für uns alle, denn jeder von uns kann in die Lage kommen, wo er diesen Beistand braucht. Und nicht jeder hat einen Musikverein, der für ihn spielt – viele Menschen sind auch sehr einsam“, so Zeh.

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    Exakt das, inmitten der Einsamkeit und im Angesicht des Leids Geborgenheit zu schenken, das hätten die Deuchelrieder geschafft, ergänzte Ulrike Ahner. „Alle Patienten haben sich sehr über die Musik gefreut. Alle waren glücklich, dass es hier Menschen gibt, die an andere Menschen denken.“

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