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Finale furioso

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Finale furioso

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    Fußball
    Fußball Foto: Ballerstedt / Burkhard

    „Hi, ha, höre, Weiler Amateure, Landesliga Süd, Weiler Favorit!“ Der rhythmische Fangesang schallte dutzendfach durch das Rothachstadion und übertönte sogar die riesige Trommel. Mit jedem Treffer wurde er noch lauter, während die Cheerleader auf der Tribüne ihre rot-weißen Pompons schüttelten. Sage und schreibe 1400 Zuschauer (bis heute absoluter Rekord bei einem Pflichtspiel des Vereins) erlebten einen historischen Tag: Am 29. Mai 1999 gewann der FV Rot-Weiß Weiler in der Landesliga das „Finale furioso“ gegen den direkten Konkurrenten FV Olympia Laupheim mit 4:1 – und stieg als Meister in die Verbandsliga auf. Bis heute ist es der größte Erfolg des Vereins.

    Markus Wagner ist mit über 800 Partien der Rekordspieler des FVW. An das, was sich heute vor 20 Jahren ereignet hat, kann sich der damalige Torhüter noch genau erinnern. „Solche Spiele hast du nicht immer“, weiß der 49-Jährige. Der letzte Spieltag war das i-Tüpfelchen auf das dramatische Meisterschaftsrennen, das sich die beiden Mannschaften damals geliefert hatten. „Vier Wochen davor hatten wir das Nachholspiel in Laupheim verloren. Aber danach beim Einkehren hat Roland Gaus gesagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben“, erinnert sich Wagner an die Worte seines damaligen Mitspielers. Die Rot-Weißen rückten noch enger zusammen, gewannen danach unter anderem mit 5:0 beim FC Lindenberg (mit Spielern wie Gege Natterer und Nito Ferreiro) – und gingen somit als knapper Tabellenführer in den 30. Spieltag: Weiler hatte 72 Punkte und 87:19 Tore, Laupheim hatte 70 Zähler und 76:28 Treffer. Dass es damals tatsächlich die beiden Übermannschaften der Landesliga waren, zeigt der gewaltige Vorsprung auf Platz 3: Der VfB Friedrichshafen hatte satte 20 Punkte weniger.

    „Wir haben eine überragende Runde gespielt. Das war damals eine Top-Mannschaft, charakterlich und sportlich“, blickt Wagner zurück. Und die Truppe um Kapitän Markus Heinrich war auch am alles entscheidenden Tag voll da. Nach einer Viertelstunde erzielte Torjäger Marcus Birkmüller abgezockt das 1:0. Zehn Minuten später drückte Stefan Traut einen missglückten Schuss von Hansi Heim über die Linie – und präsentierte den 1400 Zuschauern das Superman-T-Shirt unter seinem Trikot, das er von seiner Freundin geschenkt bekommen hatte.

    Kurz vor der Pause wurde es dramatisch. Zoran Golubovic verkürzte auf 1:2 (44.) – und eine Minute später schoss Laupheims Frank Schick den Ball freistehend über das Tor, anstatt das 2:2 zu erzielen. „Dann wäre es kritisch geworden“, analysierte damals Trainer Fredy Huckenbeck. Wurde es aber nicht. Der eingewechselte Ilir Imeri erhöhte nach Zuspiel von Bernd Reichart auf 3:1 (66.) und Anton Specht machte sogar noch den vierten Treffer (80.). „Das war mehr als verdient“, blickt Wagner zurück.

    Während Weiler feierte, stand Laupheim mit leeren Händen da – denn der Zweite durfte vor 20 Jahren noch nicht wie heute üblich in die Relegation. Was den damaligen Erfolg ebenfalls noch ein Stück bemerkenswerter macht: 1999 gab es noch ein anderes Spielklassensystem. Die Landesliga war damals eine Stufe höher angesiedelt und die sechsthöchste Liga – also das, was heute die Verbandsliga ist.

    Aus dieser stieg der FVW zwar ein Jahr später wieder ab. Die Meisterschaft von 1999 hallt aber immer noch nach. Nicht nur, weil der Wimpel von damals im Vereinsheim hängt. „Das waren lauter gute Typen. Die Mannschaft ist immer noch in Kontakt“, sagt Wagner. So helfen beispielsweise Ex-Spieler wie Roland Gaus oder Carlos Casal regelmäßig beim Oktoberfest mit. Andere sind gerne gesehene Gäste bei den heutigen Landesliga-Heimspielen. Immer wieder kommt dann natürlich auch der 29. Mai 1999 zur Sprache. Die großartige Kulisse, das historische Spiel, die lauten Fangesänge. „Hi, ha, höre, Weiler Amateure, Landesliga Süd, Weiler Favorit!“

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