Die Diskussion um die Zukunft der Kliniklandschaft in der Region wird um ein Kapitel reicher: Jetzt beginnen die beiden großen kommunalen Krankenhausträger im benachbarten Württemberg eine Zusammenarbeit: Laut gemeinsamer Mitteilung haben die Stadt Friedrichshafen und der Landkreis Ravensburg eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, wie sich die bundesweite Krankenhausreform auf die Kliniken in der Region auswirkt. Dabei geht es um die Häuser des Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen und Tettnang sowie jene der Oberschwabenklinik (OSK) in Ravensburg und Wangen. Der MCB wird mehrheitlich von der Stadt Friedrichshafen getragen, die OSK vom Landkreis Ravensburg.
Hintergrund: Mit der Krankenhausreform erfolgt die Krankenhausplanung künftig nicht mehr nach Betten, sondern nach medizinischen Leistungsgruppen. Maßgeblich sind die medizinischen Leistungen, die das jeweilige Bundesland den einzelnen Kliniken zuweist. Nur diese Leistungen dürfen erbracht werden, heißt es in dem Schreiben.
Die Stadt Friedrichshafen und der Kreis Ravensburg betonen darin, die möglichen Auswirkungen der Krankenhausplanung auf ihr Versorgungsgebiet zu analysieren und zu bewerten. Sie „wollen auf diese Herausforderungen bestmöglich vorbereitet sein“. Mit der Studie haben die Kooperationspartner Consus.health beauftragt, ein auf die Beratung von Gesundheitseinrichtungen spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Freiburg. Dieses wolle in seiner Analyse vorwegnehmen, welche Leistungen das Land Baden-Württemberg künftig den einzelnen Krankenhäusern in der Region Bodensee-Oberschwaben-Allgäu zuweist.
Wann Ergebnisse vorliegen sollen
Die Träger der Krankenhausunternehmen MCB und OSK sollen so in die Lage versetzt werden, frühzeitig auf Strukturänderungen reagieren zu können. Ziel von Consus.health soll es sein, „dass nachhaltige Lösungen für eine zukunftsweisende Gesundheitsversorgung der Region entwickelt werden“. Die Kliniken selbst sollen in den Prozess eingebunden werden. Mit Ergebnissen rechnen die Stadt Friedrichshafen und der Kreis Ravensburg im Herbst.
Deren Zusammenarbeit in Form der gemeinsamen Studie ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Erstens haben sich MCB und OSK in jüngerer Vergangenheit gegenseitig Konkurrenz gemacht. Insbesondere ab 2013, als die Häfler das marode und 2020 geschlossene Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten übernommen hatten, das nur wenige Kilometer vom Haupthaus der OSK, dem St.-Elisabethen-Klinikum in Ravensburg, entfernt lag.
Klinikträger folgen dem Sozialminister in Stuttgart
Zweitens passt die Kooperation zur Marschroute, die der Stuttgarter Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) vorgegeben hat. Dieser hatte im Winter einer länderübergreifenden Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern beim bis dahin möglichen Bau eines gemeinsamen Krankenhauses für das Westallgäu und den Raum Lindau eine Absage erteilt. Lucha hatte stattdessen eine gemeinsame Krankenhausplanung für die Region Oberschwaben/Bodensee/Allgäu gefordert.
Der Landkreis Ravensburg hat inzwischen auf die Signale reagiert, die Neubaupläne ad acta gelegt und eine Sanierung sowie den Ausbau des Wangener Krankenhauses per Kreistagsbeschluss auf den Weg gebracht. Im Landkreis Lindau hatte diese Entscheidung zu deutlicher Kritik geführt.
Der Landkreis Lindau wiederum will mit einem eigenen Gutachten klären, wie die stationäre medizinische Versorgung vor Ort künftig aussehen könnte.
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