Eigentlich ging es bei dem Vortrag vor kurzer Zeit in Friesenhofen um den Wolf. Darum, wann dieser wohl erstmals im württembergischen Allgäu nachgewiesen wird. Und was das beispielsweise für Nutztierhalter bedeuten würde. Ein Zuzug des Raubtieres wäre etwa über die Adelegg denkbar, hieß es vom Referenten des Abends.
Der Wolf ist ein natürlicher Feind
Durch die Adelegg, diese reizvolle Berglandschaft auf Isnyer und Leutkircher Gemarkung, könnte aber bereits ein anderes Raubtier streifen. Eines, das über den Zuzug des Wolfes vermutlich alles andere als glücklich wäre. Ist der Wolf doch dessen natürlicher Feind - und wohl auch der Grund dafür, dass es früher auf europäischem Boden eventuell gar keine Vertreter dieser anderen Raubtierart gab.
Es geht um den Goldschakal. Am Rande des Vortrags über den Wolf war auch die Rede davon, dass es in der Adelegg eine Goldschakal-Sichtung gegeben habe. „Derzeit sind uns keine aktuellen Hinweise auf Goldschakale aus dieser Region bekannt. Meldungen sind bei uns keine entsprechenden eingegangen“, erklärt dazu allerdings Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).
Schakal in Bad Wurzach nachgewiesen
Der Goldschakal-Experte betont aber auch: „Dennoch ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich auch weiterhin Goldschakale in diese Region ausbreiten, durchwandern oder niederlassen.“ Die letzten sicheren Nachweise eines Goldschakals aus dem Kreis Ravensburg stammen aus dem Oktober 2021, so Böcker. Dabei handelt es sich um das Tier aus dem Wurzacher Ried.
Bereits 2022 äußerte Böcker angesichts ausbleibender Folgenachweise die Befürchtung, dass der „Wurzacher Schakal“ tot sein könnte. Bis zum heutigen Tag gab es von „GG008m“, so der wissenschaftliche Name des männlichen Tieres, keinen weiteren Nachweis, so Böcker zum aktuellen Stand.
Im Sommer 2022 machten zudem Gerüchte über Goldschakal-Sichtungen rund um Leutkirch die Runde. Allerdings gibt es auch hierzu keinen gesicherten Nachweis. Ein in einem Leutkircher Garten von einer Wildkamera aufgenommenes Tier entpuppte sich als Rotfuchs.
Oft Verwechslungen mit Füchsen
Mit Hinweisen oder Erzählungen zum Goldschakal, die sich nicht näher untersuchen lassen, sei generell mit Vorsicht umzugehen, so Böcker damals zu entsprechenden Gerüchten. „Erfahrungsgemäß werden dort, wo der Goldschakal in den Köpfen ist, sehr häufig Füchse mit ungewöhnlicher Fellfärbung oder anderweitig unerwartetem Aussehen, für Goldschakale gehalten und gemeldet.“
Einen gesicherten Nachweis hingegen gab es Anfang des Jahres 2023 im Landkreis Sigmaringen. Hier fiel ein weiblicher Goldschakal bei Pfullendorf wohl dem Verkehr zum Opfer.
Im Herbst 2024 machten dann Berichte zu mehreren Goldschakal-Sichtungen rund um Bad Waldsee die Runde. Einen sicheren Nachweis, der der FVA vorliegt, gab es hier aber nicht.
Anders als im Bereich des Bodensees. Im Kreis Konstanz sind, ebenfalls im Herbst 2024, sogar zwei Jungtiere in eine Fotofalle getappt.
In Deutschland wurde der erste Goldschakal-Nachweis 1997 in Brandenburg dokumentiert. Das bekannte Verbreitungsgebiet des fuchsähnlichen Goldschakals erstreckt sich vor allem über den südostasiatischen Raum bis in den Westen nach Südosteuropa. Seit einigen Jahren werden jedoch auch in weiter nördlich und westlich liegenden Ländern Europas Goldschakal-Nachweise registriert.
Die Gründe für die Ausbreitung, so Böcker, dürften vielfältig sein: Veränderungen des Klimas, der Kulturlandschaft und Habitatstrukturen, des Lebensraumes und der Nahrungsgrundlagen, die regionale Abwesenheit von Konkurrenten wie dem Wolf und einige mehr.
Tiere sind etwas größer als Füchse
Goldschakale sind etwas größer als Füchse, können jedoch aufgrund ihrer Färbung auch mit einem kleinen Wolf verwechselt werden. Auch ihre Reviergröße und ihre Ernährung sind mit denen eines Fuchses vergleichbar.
Zurück zur Adelegg. Danach gefragt, ob dieses Gebiet sich grundsätzlich als Lebensraum für den Goldschakal anbieten würde, und für wie viele Individuen es Platz bieten könnte, erklärt Böcker: „Goldschakale sind sehr anpassungsfähig und grundsätzlich ist auch diese Region für Goldschakale als Lebensraum geeignet.“
Aussagen über mögliche Zahlen der Tiere in bestimmten Gebieten seien sehr spekulativ. Die Territoriengrößen von einzelnen Goldschakalen und Familiengruppen liegen in Europa zwischen wenigen Quadratkilometern bis zu etwa 30 Quadratkilometern.
Klar sei, so Böcker: „Es muss grundsätzlich überall in Deutschland damit gerechnet werden, dass Goldschakale in Gebieten auftauchen und niederlassen, in denen es sie vorher nicht gegeben hat.“ Passend dazu trägt ein längerer Text zum Goldschakal von Böcker, der kürzlich auf der Plattform Waldwissen.net erschienen ist, den Titel „Neuer Nachbar“.
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