Wenn Thomas Kraus in der Küche des Seniorenheims in Wasserburg-Hege die Löffel schwingt, dann liegt aktuell nicht nur der Duft von frischen Frühlingskräutern in der Luft – sondern auch ein Hauch von Tradition. Denn: Um die Ostertage zaubert Kraus für die Bewohner des Heims bekannte Gerichte - wie Kabeljaufilet in Weißweinsoße oder Lammbraten in Rotweinsoße.
Über viele Jahre hinweg hat Thomas Kraus mit seiner Frau den Schachener Hof in Lindau geführt. In vielen Restaurantführern wurde das Haus empfohlen.
Über 100 Essen am Tag verlassen die Küche
Seit 2022 aber bereitet der Sternekoch seine Gerichte nicht mehr im eigenen Restaurant zu, sondern für rund 80 Bewohner – plus Personal und ein paar Gäste von auswärts. Über 100 Essen verlassen täglich seine Küche. Und zu Ostern natürlich mit Tradition: So gab es bereits am Gründonnerstag gekochte Eier mit Frankfurter Grüner Soße – „weil es einfach zu Ostern passt und die Kräuter den Frühling auf den Teller holen“, erzählt Kraus im Gespräch mit Schwäbische.de.
Die Frankfurter Grüne Soße lernte Kraus, so erzählt es der 66-Jährige, in seinen „Wanderjahren“ als junger Koch in Wiesbaden kennen. Heute bringt er mit genau solchen Gerichten Lebensfreude ins Seniorenheim:
Das zeige sich auch in ihren Reaktionen. Gerade bei Klassikern wie Toast Hawaii, aber auch Leber oder Kalbsbraten schwelgen sie in der Vergangenheit, so Kraus. Und das freut ihn.
Das Essen ist für die Senioren oft Höhepunkt des Tages
Für Thomas Kraus ist das Kochen im Heim weit mehr als die Zubereitung von Mahlzeiten. Es sei eine tägliche Verbindung zu den Menschen, ein Stück Fürsorge, etwas „Sinnvolles“, wie er es selbst beschreibt. „Das Essen ist für die Bewohner oft der Höhepunkt des Tages“, sagt er und ergänzt: „Gerade für jene Bewohner, die nicht mehr so viel machen können.“ Viele der Bewohner kämen schon frühzeitig in den Speisesaal, obwohl sie wüssten, dass es erst um zwölf Uhr Mittag gäbe, schildert Kraus die Situation.

Eine Szene habe sich dem Koch besonders ins Herz gebrannt: Eine Bewohnerin, die sich sonst aus Kraftgründen immer den kürzesten Weg aus dem Speisesaal nach draußen suche, habe an einem Tag einen Umweg gemacht und sei an Kraus vorbeigegangen – nur um ihm leise zu sagen, wie lecker das Essen war. „Das sind so Kleinigkeiten, die ganz groß sind“, sagt er. „Da kriegt man Gänsehaut.“

In seiner Küche laufen jeden Tag zwei Menüs vom Band: eines mit Fleisch oder Fisch, das andere vegetarisch. „Das war mir wichtig“, sagt Kraus. „Jeder soll essen dürfen, was er mag – nicht, was verordnet wird.“ Die Resonanz sei großartig. Und auch an Feiertagen wie Ostern bleibt das Prinzip bestehen: Am Ostersonntag gibt es Lammbraten, als vegetarische Alternative Gemüsemaultaschen auf Tomatenragout.
Und was wünscht sich Thomas Kraus zu Ostern? „Dass es friedlich weitergeht. Und dass wir freundlicher miteinander umgehen – im Heim, im Alltag, auf der Straße. Manchmal reicht schon ein Lächeln.“
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