Das Eisenbahnverkehrsunternehmen Arverio ist bekannt für seine blauen Züge. Diese bekamen Fahrgäste auf der Lindauer Insel und im Westallgäu zuletzt allerdings immer weniger zu Gesicht. Kunden berichten von Verspätungen und Zugausfällen. Dafür liefert das Unternehmen mehrere Erklärungen.
Ein Leser hat gegenüber Schwaebische.de scharfe Kritik geübt und schreibt: „Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember häufen sich Verspätungen und Zugausfälle“. In letzter Zeit habe er festgestellt, dass Arverio den ersten Zug, der von Lindau-Insel nach Memmingen fährt, komplett ausfallen lasse. Teilweise sei das auch bei der nachfolgenden Verbindung so. Der Zug fährt über Hergatz und ist bei Fahrgästen im Westallgäu beliebt. „Weitere Begründungen oder Informationen sind leider Fehlanzeige“, zeigt er sich enttäuscht. Ähnliche Klagen sind auch bei der Westallgäuer Zeitung eingegangen.
Dazu bezieht das Unternehmen Stellung. Auf die Frage, ob Arverio den ersten Zug tatsächlich aus dem Fahrplan gestrichen habe, antwortet Pressesprecher Winfried Karg mit einem klaren Nein – und erklärt: „Wir haben derzeit auf dieser Strecke eine Grippewelle beim Personal und konnten bei kurzfristigen Krankmeldungen leider keinen Ersatz besorgen“. Auch den wiederholten Ausfall der nachfolgenden Verbindung bestätigt der Pressesprecher. Dieser habe sich ebenfalls wegen einer kurzfristigen Krankmeldung ergeben.
Die Arverio Deutschland GmbH ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen im Konzern der Österreichischen Bundesbahnen. Seinen Sitz hat es in Stuttgart. Früher liefen die Züge unter dem Namen Go Ahead.
Länder zahlen je gefahrenen Kilometer
Die Zugausfälle sind nicht nur für die Fahrgäste ärgerlich, sondern auch für Arverio selbst. Denn das Unternehmen bekommt vom Freistaat Bayern und vom Land Baden-Württemberg einen festen Beitrag für jeden gefahrenen Zugkilometer. „Daher sind wir hochgradig daran interessiert, dass möglichst alle Züge fahren“, versichert Karg.
Doch dies ist nicht das einzige Problem, mit dem sich Arverio konfrontiert sieht. „Auf dieser Strecke macht uns die dichte Belegung mit vielen Zügen in Verbindung mit der Infrastruktur der Deutschen Bahn AG sehr zu schaffen“, betont der Pressesprecher.
Zwischen Hergatz und Buchloe ist die Strecke auf über 100 Kilometern Länge nur eingleisig ausgebaut. Von dort aus gibt es bis München zwar zwei Gleise. Diese muss sich das Unternehmen aber mit allen anderen Bahnunternehmen teilen. Ab Geltendorf ist auch die S-Bahn auf den Gleisen unterwegs.„Das ist alles sehr knapp, und die kleinste Unregelmäßigkeit kann zu großen Verspätungen führen“, sagt Karg.
Zudem habe die Deutsche Bahn AG angekündigt, dass es 2025 im Schienennetz deutschlandweit mindestens so viele Baustellen geben werde wie im Vorjahr. Wann und wo genau die Fahrgäste betroffen sein werden, das habe die Deutsche Bahn ihrem Konkurrenten aber noch nicht mitgeteilt.
Unternehmen will Lokführer ausbilden
Zumindest ein Problem versucht das Unternehmen gerade zu lösen: Die knappe Personaldecke soll so schnell wie möglich aufgestockt werden. Gelingen soll dies mit der Ausbildung neuer Lokführerinnen und Lokführer – auch für die Strecke Lindau-Memmingen. Dennoch: „Generell lassen sich Zugausfälle nie ganz vermeiden“, sagt der Pressesprecher.
Das Unternehmen entschuldige sich bei den betroffenen Fahrgästen und versichert, dass sich die Mitarbeiter täglich darum bemühen werden, alle Züge planmäßig fahren zu lassen.
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