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Illegaler Holzlagerplatz im Naturschutzgebiet? Westallgäuer Unternehmer steht in der Kritik

Vorwurf von Naturschützer

Westallgäuer Unternehmer soll Firmengelände illegal ins Naturschutzgebiet ausgedehnt haben

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    Der Rundholzplatz des Wangener Holzwerks Baumann vor etwa vier Jahren: Schon damals wurde auf Flächen nördlich (oben) und westlich (links, Richtung Untere Argen) des Betriebsgeländes Holz gelagert.
    Der Rundholzplatz des Wangener Holzwerks Baumann vor etwa vier Jahren: Schon damals wurde auf Flächen nördlich (oben) und westlich (links, Richtung Untere Argen) des Betriebsgeländes Holz gelagert. Foto: Archiv/Holzwerk Baumann

    Das Wangener Holzwerk Baumann hat in der Region schon vor längerer Zeit für Gesprächsstoff gesorgt. Es ging damals um m einen umstrittenen Rundholzplatz, den das im Ortsteil Beutelsau angesiedelte Unternehmen bauen wollte und für den Zehntausende Quadratmeter Wald in einem Schutzgebiet gefällt werden sollten. Vor allem Naturschützer gingen seinerzeit auf die Barrikaden, es gab zwei Petitionen im Landtag, doch nach insgesamt zehn Jahren für Planung und Genehmigung durfte Baumann letztlich doch erweitern.

    Nun, weitere zehn Jahre später, kommen Erinnerungen an damals wieder hoch. Denn erneut gibt es Ärger über ein Projekt des Holzwerks. Diesmal steht ein womöglich rechtswidriger Eingriff ins Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) im Raum, in dem Lebensräume von Tieren und Pflanzen besonders geschützt sind.

    Stiftung informiert Polizei und Umweltmeldestelle

    Dies wirft der Kißlegger Naturschützer Walter Hudler von der Stiftung „Wilde Argen“ dem Holzwerkbetreiber vor. Das Unternehmen soll sein Betriebsgelände Richtung Westen illegal ausgeweitet haben und auf einer Fläche im FFH-Schutzgebiet Holz lagern. Hudler hat darüber vor einigen Wochen die Polizei und die Umweltmeldestelle des Landes informiert. Wie sich jetzt herausstellt, wird in dem besagten Bereich aber schon seit Jahren Holz gestapelt.

    Es war im Februar 2020, als Orkantief „Sabine“ über der Region wütete und eine Holz-Jahresmenge umwehte. Landauf, landab waren Holzwerke überlastet, weil es an Lagerkapazität fehlte. Baumann konnte dank seines großen Rundholzplatzes monatelang Material aufnehmen. Und tat dies nicht nur entlang eines angrenzenden Forstwegs nördlich des Betriebsgeländes, sondern auch westlich davon, auf einer knapp 5000 Quadratmeter großen, früheren Waldfläche, die laut Unternehmen zuvor wegen eines Borkenkäferbefalls gerodet worden war.

    „Bei der genannten Fläche, die sich in unserem Besitz befindet, sind keine artenschutzrechtlich relevanten Pflanzen oder Tiere betroffen“

    Armin Baumann, Chef des Holzwerks

    „Bei der genannten Fläche, die sich in unserem Besitz befindet, sind keine artenschutzrechtlich relevanten Pflanzen oder Tiere betroffen“, erklärt dazu Armin Baumann, Chef des gleichnamigen Holzwerks. Eine Beeinträchtigung des FFH-Gebiets und der rund 30 Meter entfernten Argen sei ausgeschlossen. Generell, so der Unternehmer, habe man damals aus der Not an Lagerflächen eine Tugend gemacht - indem man das Schadholz rasch aus den Wäldern bringe, es in der Region schnell verarbeite und mit einer günstigen Lagerung wirtschaftlichen Druck von Privatwaldbesitzern nehme.

    Aus einer vorübergehenden Lösung des Problems wurde dann aber eine dauerhafte. Gespräche mit Behörden, wie man auf den Flächen Holz lagern könnte, und die Ausarbeitung eines Antrags hätten sich in die Länge gezogen, so Baumann: „Wir brauchen hier bei großen Schadensereignissen aber eine vernünftige Lösung.“ Vernünftig, weil effizient genutzt, seien die besagten Flächen auch deshalb, weil auf lediglich 6000 Quadratmetern rund 10.000 Festmeter Holz gelagert werden könnten – genauso viel wie auf dem gesamten, gut drei Hektar großen Rundholzplatz.

    Das sagt Wangens Baudezernent

    Doch die Genehmigung fehlt. „Eine Erstmaßnahme wäre tolerierbar gewesen“, sagt dazu Wangens Baudezernent Peter Ritter. „Man hätte aber mit einem Antrag früher reagieren müssen, um das Ganze auf legale Füße zu stellen.“

    Baumann spricht davon, seit „geraumer Zeit mit den Behörden in Klärung“ zu sein. Die Stadt wurde laut eigener Aussage vor rund einem Jahr über die Holzlagerung westlich des Betriebsgeländes informiert. Der Landkreis hatte dagegen, wie er auf Nachfrage mitteilt, zum ersten Mal im November 2024 Kenntnis davon, dass außerhalb des Betriebsgeländes Holz gelagert wird.

    Walter Hudler sieht einen „gesetzeswidrigen Eingriff in das FFH-Gebiet an der Argen“ und informierte darüber Anfang 2025 die Medien. Dies dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Gespräche zwischen der Stadt und dem Holzwerk nahmen seitdem Fahrt auf. Vor wenigen Tagen reichte Baumann Bauantrag ein.

    Bis zu endgültiger Entscheidung dürfte es Monate dauern

    Der Antrag wird nun von der Verwaltung geprüft und dann an die Fachbehörden im Landkreis Ravensburg zur Stellungnahme geschickt.„Nach ersten Einschätzungen“, erklärt der Kreis, „liegt eine erhebliche Beeinträchtigung des FFH-Gebiets ‚Untere Argen mit Seitentälern‛ sowie des Waldbiotops ‚Argenwald bei Beutelsau‛ vor.“

    Die Stellungnahmen vom Landkreis werden vom städtischen Fachbereich Baurecht bewertet. Die Stadt entscheidet dann, ob die Erweiterung des Betriebsgeländes nachträglich genehmigt werden kann oder ob die Fläche zurückgebaut und renaturiert werden muss. Der Unternehmer will jedenfalls „hochwertige Ersatzmaßnahmen umsetzen“.

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