Süd-West-Schwaben gilt als eine der sichersten in ganz Bayern: Zu diesem Schluss kommt im Hinblick auf die aktuelle Kriminalitätsstatistik das Polizeipräsidium (PP SWS). Und wie sieht es in Lindau aus? Die Behörde legt dazu die Zahlen für 2024 vor.
Ins Auge fällt dem Betrachter dabei vor allem eine extrem hohe „Häufigkeitszahl“ in der Stadt Lindau, die bei 6660 liegt. Diese gibt an, wie viele Straftaten pro 100.000 Einwohner verübt worden sind. Präsidiumsweit liegt sie bei 3736. „Das ist der beste Wert in Bayern“, hob Polizeipräsidentin Claudia Strößner bei der Präsentation der Zahlen hervor. Bayernweit liegt er bei 4635.
Extrem hoher Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger
Die Zahl für Lindau ist bereinigt, sprich: Ausländerrechtliche Verstöße wie vor allem illegale Einreise und Aufenthalt sind herausgerechnet. Zählt man diese Verstöße dazu, liegt der Häufigkeitswert bei 12.445. Entsprechend extrem hoch ist auch der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Er liegt in der Stadt bei 81 Prozent beziehungsweise bereinigt bei knapp 57 Prozent. PP-weit liegt der bereinigte Wert bei rund 40 Prozent.
Der Grund für diese Zahlen liegt nahe: die Grenznähe. Darauf weist auch Präsidiumssprecherin Magdalena Buchmiller hin: Die hohe Anzahl der tatverdächtigen Nichtdeutschen im Bereich der unbereinigten Zahlen lasse sich demnach auf die verhältnismäßig vielen Aufenthaltsverstöße in der Stadt (1513 Verstöße) und im Landkreis (1547 Verstöße) zurückführen. „Dies stellt gut 40 Prozent aller Aufenthaltsverstöße des gesamten PP Schwaben Süd/West dar.“
Tourismus am Bodensee spielt eine Rolle
Genauso verhalte es sich mit dem hohen Ausländeranteil bei den bereinigten Zahlen, so Buchmiller weiter: Wegen der Grenzregion sei auch der Tatverdächtigenanteil Nichtdeutscher bei den bereinigten Zahlen erklärbar, weil die Aufenthaltsverstöße oftmals zusätzlich zu weiteren Straftaten durch dieselbe Person festgestellt werden. „Zudem halten sich aufgrund der Grenznähe und der touristisch geprägten Bodenseeregion überproportional viele nichtdeutsche Personen im dortigen Bereich auf oder sind auf Durchreise. Dort werden sie gegebenenfalls angehalten, kontrolliert oder begehen zum Beispiel bei einem Stopp Straftaten.“
Das betreffe im Übrigen auch die Gemeinden Sigmarszell und Weißensberg. Auch dort wurden im Verhältnis zu den insgesamt begangenen Straftaten und den Einwohnerzahlen verhältnismäßig viele Aufenthaltsverstöße festgestellt. In Sigmarszell sind dies 15 von 80 Straftaten, in Weißensberg zehn von 101.
So sehen die Kriminalitätszahlen im Landkreis Lindau aus
Der Landkreis Lindau sorgt indes, obwohl in seinen Zahlen die der Stadt Lindau enthalten sind, für ein gutes Bild der Region. Mit 3698 Straftaten pro 100.000 Einwohner steht er besser da als der gesamte Bereich des Präsidiums. Und die bereinigte Aufklärungsquote ist mit rund 79 Prozent deutlich höher als präsidiumsweit (72,4 Prozent). In der Stadt Lindau liegt sie sogar bei 83,8 Prozent.
Hohe Beute machten im Landkreis im vergangenen Jahr Callcenterbetrüger, die als vermeintliche Enkel oder Polizeibeamte bei ihren Opfern anrufen. Zwar sind sie eher selten erfolgreich. Aber wenn sie es sind, ist ihre Beute beträchtlich. Zehn von 103 gemeldeten Anrufen waren erfolgreich. Die Opfer zahlten den Betrügern fast 190.000 Euro.
Drogentoter im Dienstbereich Lindenberg
Überdies gab es 2024 im Kreis einen Drogentoten. Dieser verstarb im Dienstbereich der Polizeiinspektion Lindenberg. Vier Todesopfer zählte die Polizei im Landkreis im Straßenverkehr (2023: acht). Hinzu kommen 411 (484) Verletzte. Insgesamt registrierte die Polizei 2098 Verkehrsunfälle, das ist in etwa auch der Wert der Vorjahre. Häufigste Unfallursache war zu geringer Sicherheitsabstand (245 Unfälle). Stark gestiegen ist die Zahl an Unfällen wegen zu hoher Geschwindigkeit. Sie stieg von 91 (2023) auf 145 (2024). 94 Verletzte gab es deswegen zu beklagen.
Stark zurückgegangen ist landkreisweit zwar die Anzahl Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss (27 statt 45). Doch starben bei solchen Unglücken auch zwei Menschen.
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