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Insel Mainau im Bodensee: Graf und Gräfin wollen das Schloss mehr für Besucher öffnen

Interview zur Insel Mainau

Graf und Gräfin vom Bodensee: „Wir wollen das Schloss noch mehr für Menschen öffnen“

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    Graf und Gräfin Bernadotte wollen das Schloss auf der Insel Mainau mehr für Besucher zugänglich machen.
    Graf und Gräfin Bernadotte wollen das Schloss auf der Insel Mainau mehr für Besucher zugänglich machen. Foto: Uwe Jauß, Felix Kästle, dpa (Archiv)

    Wie woanders auch haben die Corona-Jahre für die Mainau einen drastischen Besuchereinbruch bedeutet. Wie entwickeln sich denn die aktuellen Gästezahlen?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Es geht wieder aufwärts. Vor der Corona-Pandemie kamen zuletzt 1,2 Millionen Besucher. Im vergangenen Jahr hatten wir knapp 900.000 Besucher. Fürs laufende Jahr visieren wir mehr als eine Million Besucher an. Wir haben zuletzt vor allem Steigerungen bei Tagungen und Seminaren gehabt. So haben wir aktuell in diesem Bereich die Vor-Corona-Zahlen leicht überschritten.

    Rückt dann die Blumenschau etwas in den Hintergrund?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Nein. Wir sehen aber die Nachfrage nach weiteren Nutzungsmöglichkeiten der Mainau. Das Ergebnis, sie als Tagungsort zur Verfügung zu stellen, war zuletzt sehr zufriedenstellend.

    Insel Mainau im Bodensee ist für ihre Blumen bekannt

    Die Mainau arbeitet schon länger an ihrem möglichen Weg in die Zukunft. Eine entsprechende Vision wurde bereits veröffentlicht. Wo wird die Insel in zehn Jahren stehen?
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Die Mainau wird die bekannte Insel im Bodensee bleiben. Als solche bietet sie etwa Menschen die Möglichkeit, Kraft zu tanken. Sie nimmt Gäste mit auf einem Weg in die Erholung und Entspannung. Man kauft sich mit dem Eintritt einen Tag lang eine Auszeit. Die Mainau ruft Emotionen hervor. Dies tut sie seit Jahrzehnten. Wir wollen nun die Insel und das Unternehmen Mainau GmbH auf dieser Basis weiterentwickeln.

    Was ist darunter zu verstehen?
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Zusätzlich zum Bestehenden soll es beispielsweise mehr Möglichkeiten für Tagungen, Gesellschaften, öffentliche und private Feiern geben. Die Interessenten bekommen so das Ambiente der Mainau als begleitenden Rahmen für ihre Veranstaltung.

    Tatsächlich geschieht dies ja schon in kleinerem Rahmen. Die Mainau verfügt dazu über einige gastronomische Räumlichkeiten wie die sogenannte Comturey bei einem alten Wehrturm. Gibt es darüber hinaus noch Vorstellungen?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Wir wollen das Schloss auf der Insel stärker mit einbeziehen. Es soll im größeren Rahmen als bisher für Gäste, Kundinnen und Kunden zugänglich gemacht werden.

    Sind damit Besuchertouren durch die barocke, 1746 vom Deutschen Orden fertiggestellte Anlage gemeint?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Eher nicht beziehungsweise nur in kleinem Umfang. Wir müssen mit dem Denkmal Schloss sehr umsichtig umgehen. Nehmen wir als Beispiel das historische Parkett. Durch einen ständigen Besucherfluss kann es leiden. Es geht darum, das Schloss vorsichtig noch mehr für Menschen zu öffnen, die dessen Atmosphäre schätzen. So können nun verschiedene Räumlichkeiten für Veranstaltungen angemietet werden. Insgesamt verfügt das Schloss über rund 100 Räume.

    Aber das Schloss steht ja nicht leer. Es existieren Büros der Mainauverwaltung, es gibt eine Wohnung, Diana Gräfin Bernadotte hat im Südflügel ihr Hutatelier. Dort liegt auch das Schlosscafé. Woran ist denn bei einer zusätzlichen Nutzung gedacht?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Gerade im mittleren Schlossflügel existieren ja mehrere Räume. Der wichtigste ist der einstige Audienzsaal, der Weiße Saal. Er wird schon länger für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen benutzt. Der Wappensaal im selben Schlossflügel kommt immer wieder bei Ausstellungen zum Einsatz. Und unsere Bibliothek mit herrlicher Aussicht über den See eignet sich sehr gut – zum Beispiel für Sitzungen und Workshops.
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Wir müssen natürlich überlegen, welchen Raum man wofür verwenden kann. In den unterschiedlichen Flügeln des Schlosses gibt es etwa ein Potenzial, das derzeit noch kaum für Gäste genutzt wird.

    Bekannt ist, dass das Schloss saniert werden muss – vor allem das Dach. Wie weit sind diese Arbeiten gediehen?
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Die Dachsanierung von Schloss und Schlosskirche wird wohl nach den bisherigen Kalkulationen sechs Millionen Euro kosten. Wobei ein Teil durch staatliche Zuschüsse getragen wird. Abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht – zumal es weitere Baustellen gibt. So werden momentan im Nordflügel des Schlosses sämtliche Rohrleitungen und die Elektrizität erneuert.

    Graf und Gräfin wollen Schloss auf der Insel Mainau öffnen

    Zurück zu den Besuchern der Mainau. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit entsprechenden Gästen im Schloss?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Sie sind gut. So gibt es ein starkes Interesse daran, dort Räume zu buchen. Für die Menschen ist es eine ganz besondere Erfahrung, im historischen Rahmen zu tagen.

    Wenn es um die Zukunft der Insel geht, so war auch vom möglichen Bau eines Hotels die Rede. Sind solche Pläne weiterverfolgt worden?
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Eine der Grundlagen für die Weiterentwicklung der Insel ist der Bebauungsplan. Und in diesem Bebauungsplan ist auch ein Baufenster für ein Hotel vorgesehen.

    Im Schloss auf der Insel könnte ein Hotel entstehen

    Wie würde der Weg hin zu einem Hotel aussehen?
    BJÖRN GRAF BERNADOTTE: Zuallererst müsste dafür der bereits erwähnte Bebauungsplan für die Mainau geändert werden. Dieser wird derzeit aus mehreren Gründen zusammen mit der Stadt Konstanz überarbeitet. Mit einem Ergebnis rechnen wir nicht vor Ende 2026. Bei der Änderung des Bebauungsplans geht es vorerst darum, Optionen für die bauliche Entwicklung der Insel zu definieren, und für die dann umzusetzenden Projekte eine gesamthafte Grundlage zu haben. Was am Ende wirklich umgesetzt wird, können wir heute noch nicht final beantworten.

    Der Ruf der Mainau als Blumeninsel geht in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Der badische Großherzog Friedrich I. ließ Gärten, Alleen und eine Baumsammlung anlegen. Er gehört zu Ihrer historischen Verwandtschaft. Inwieweit ist die Geschichte der Mainau auch Verpflichtung?
    BETTINA GRÄFIN BERNADOTTE: Das Erschaffene für die Zukunft zu erhalten und gut weiterzuentwickeln, ist zentrale Aufgabe. In diesem Sinne wollen wir auch das Werk unserer Eltern Sonja Gräfin Bernadotte und Lennart Graf Bernadotte fortsetzen.

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