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Konflikte in Itzlings: AfD-Stammtisch in dem Hergatzer Ortsteil führt zu Auseinandersetzungen

Konflikte um die AfD

In einem kleinen Allgäuer Dorf treffen die AfD und deren Gegner immer wieder aufeinander

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    In Itzlings, einem kleinen Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Hergatz, kommt es immer wieder zu Kundgebungen gegen die AfD. Unser Bild ist am 7. Januar entstanden.
    In Itzlings, einem kleinen Ortsteil der Westallgäuer Gemeinde Hergatz, kommt es immer wieder zu Kundgebungen gegen die AfD. Unser Bild ist am 7. Januar entstanden. Foto: Christian Flemming (Archiv)

    Itzlings, ein paar Dutzend Häuser, mittendrin das Kirchlein „Maria Hilf“. Auf der einen Seite der Kapelle steht ein großes Wahlplakat der AfD in der Wiese, auf der anderen liegt das frühere Gasthaus Stiefenhofer. Normalerweise ist Itzlings ein ruhiges Dorf. Das ändert sich jetzt an manchen Tagen. Dann treffen in dem Ortsteil von Hergatz die AfD und ihre Gegner aufeinander. Zuletzt am 4. Februar. Die Auseinandersetzungen rund um eine frühere Gaststätte beschäftigen mittlerweile die Behörden. Und ein Ende ist nicht absehbar.

    Der AfD-Kreisverband hält seit einiger Zeit einmal im Monat einen Stammtisch in dem früheren Gasthof ab. Vor allem dessen Vorsitzender Rainer Rothfuß ist für viele eine Reizfigur. Der Lindauer Bundestagsabgeordnete unterhält seit Jahren Kontakte nach Russland. Erst im November hat er in Sotschi den russischen Ex-Präsidenten Dimitri Medwedew getroffen, der dem Westen mit dem Atomkrieg und der Ukraine mit der Auslöschung gedroht hat. Rothfuß ist auch Mitautor der Resolution zur Remigration der bayerischen AfD.

    Die Veranstaltungen von Rothfuß in Gaststätten sind regelmäßig Anlass für Protestkundgebungen. Vor Jahren an einer Pizzeria in Oberstaufen, später in Nonnenhorn an einem Weingut, jetzt in Itzlings. Dort hält die AfD an jedem Monatsanfang einen Stammtisch ab.

    Antifa bei Kundgebung dabei

    In der Vergangenheit ist es allerdings bei verbalen Auseinandersetzungen geblieben. Das änderte sich am 4. Februar. Da eskalierte die Lage im Kontext eines Stammtisches der AfD. Vor der Gaststätte kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Parteimitgliedern und Gegnern der AfD. Darunter waren offenbar auch einige vermummte Teilnehmer, Mitglieder der Antifa. Die Situation beruhigte sich erst, als Beamte dazukamen.

    Was konkret geschah, beschäftigt mittlerweile die Behörden. Augenzeugen berichten von einem Gerangel. Dem gingen wohl gegenseitige Provokationen voraus. Die Polizei berichtete mehrere Tage danach auf Anfrage von zwei Leichtverletzten und Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung, Landfriedensbruch und Beleidigung.

    Mittlerweile hat ein Teilnehmer der Kundgebung auch Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gegen ein Vorstandsmitglied der AfD erstattet. Er sei mit Fausthieben, Fußtritten und einem Reizstoff, vermutlich Pfefferspray, attackiert worden, heißt es in der Anzeige. Der Täter habe ihn weiter bedrängt, obwohl er bis auf den Gehweg auf der anderen Straßenseite zurückgewichen sei. Die Wirkungen seien bis zum folgenden Tag spürbar und bei einer ärztlichen Untersuchung auch sichtbar gewesen. Das soll ein Attest belegen.

    Der Stimmung im Ort sollte ein Dialogabend dienen, zu dem der Gastwirt an diesem Mittwochabend eingeladen hatte. Der Wirt bestätigt den Termin auf Anfrage. Im Vorfeld hat er nach eigenem Bekunden in alle Briefkästen in Itzlings Einladungen gesteckt. Der Termin verbreitete sich zudem über Facebook-Gruppen im Ort.

    Wie viele Bürgerinnen und Bürger gekommen sind, will der Gastgeber nicht sagen. Und auch zum Inhalt des Abends äußert er sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht. Es habe sich um ein „internes Gespräch“ gehandelt. Man sei darüber übereingekommen, keine Ton- und Bildaufnahmen zuzulassen und auch keine Informationen an Außenstehende zu geben.

    Bürgermeister will „Dialogabend“ nicht moderieren

    Dazu gehört auch eine Information, wer den Abend moderiert hat. Der Wirt hatte versucht, unabhängige Hergatzer dazuzugewinnen, darunter Bürgermeister Oliver-Kersten Raab. Der Rathauschef lehnte aber ab. „Ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Bürgermeister, zwischen zwei politischen Gruppierungen zu moderieren“, sagt er auf Anfrage.

    Ruhig wird es in dem Dorf vorerst aber wohl nicht werden. Es werde bei ihm weitere Veranstaltungen der AfD geben, sagt der Wirt. Und auch die nächste Kundgebung ist bereits für den 4. März angekündigt, wenn es den nächsten Stammtisch geben soll. Ab 18 Uhr wollen sich Gegner der AfD an der Kapelle treffen. Motto: „Hergatz bleibt bunt – Kein Platz für rechte Hetze in Itzlings!“. Mitorganisiert wird die Kundgebung von Personen aus dem Dorf und dem Ort Hergatz. Unterstützt werden sie unter anderem von den Omas gegen Rechts sowie dem OAT Westallgäu - einem regelmäßigen Treffen von Menschen aus dem Westallgäu, die sich gegen Rechts engagieren.

    Kaum hundert Meter vom Ort der geplanten Kundgebung entfernt hängt am Ortsausgang von Itzlings ein weiteres Plakat der AfD an einem Mast. „Wir vergessen nicht!“, ist darauf zu lesen. Man könnte das auch als Drohung verstehen.

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