Eines ist schon länger klar: Die bauliche „Lebensdauer“ des Wangener Krankenhauses endet in nicht allzu ferner Zukunft – ungeachtet der Frage, wann und wo im Städtedreieck zwischen Wangen, Lindenberg und Lindau ein Neubau entstehen soll.
Deshalb kommen auf den Landkreis Ravensburg in den kommenden Jahren Millionenausgaben zu, um den Gebäudekomplex betriebsfähig halten zu können. Seit Mitte der 1980er-Jahre wurde zwar immer wieder investiert, doch das reicht nicht: Nach fast 40 Jahren Nutzung kommen die Funktionsräume an das Ende ihrer technischen Funktionsfähigkeit, konstatiert die Kreisverwaltung.
Um welche Summen geht es?
Die Verwaltung hat in der Kreistagssitzung ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt, das es in sich hat: Darin ist von einem Investitionsbedarf von mindestens 30 Millionen Euro die Rede – und das in einen Krankenhausbau, der auf Sicht keine Zukunft hat, da dessen Kern 100 Jahre auf dem Buckel hat. Gleichwohl rechnet der Kreis nicht mit einem schnellen, wo und wie auch immer gearteten Neubau und geht von einem „Interimszeitraum“ für den Bestandsbau von mindestens zehn Jahren aus: „Solange können viele technische Einheiten nicht mehr funktionieren“, heißt es.
Was muss am dringendsten saniert werden?
Untersuchungen haben ergeben, dass 93 Einzelmaßnahmen nötig sind, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Am wichtigsten sind folgende Punkte: OP-Bereich: Hier gab es schon lange keine Modernisierungen mehr, weshalb die Technik nach mehr als 40 Jahren erneuert werden muss. Auch muss der Grundriss wegen Platzmangels und veränderter Arbeitsabläufe erneuert werden.
An der Südseite der Bettenhäuser sind Markisen defekt. Zwei Aufzugtüren müssen erneuert werden, ebenso teilweise die Decken. Andere Dinge wie Absturzsicherungen auf den Dächern entsprechen nicht mehr den Vorschriften und bei den Böden in der Notaufnahme herrscht ebenfalls großer Bedarf.
Damit nicht genug: Einige Fenster in den Bettenhäusern können nicht mehr geöffnet werden, Ersatzteile für eine Reparatur gibt es nicht mehr. Ein Austausch ist also nötig, auch um den Lufttausch in den Betten-, Arzt-, und Personalzimmern zu gewährleisten. Denn eine Lüftungsanlage ist in diesem Bereich nicht vorhanden.
Der Kreis hat die vordringlichsten Sanierungsthemen in zwölf Maßnahmen gebündelt. Neben den genannten gehören dazu außerdem unter anderem die Erneuerung von Leichenkühlschränken, der Kaltwasserhauptleitung und der Telefon- und Fernsehanlage, der Austausch von Brandschutztüren, die Vergrößerung des Bettenlagers, der Einbau neuer Verteileranlagen sowie Arbeiten für einen verbesserten Brandschutz. Wegen der fortschreitenden Digitalisierung braucht es ferner ein komplett neues Datennetzwerk.
Wie teuer sind allein diese wichtigsten „Baustellen“?
Stand jetzt knapp 20 Millionen Euro, wobei die OP-Säle und die Modernisierung der Endoskopie im ersten Stock mit rund zwölf Millionen den größten Batzen darstellen. Mit jeweils siebenstelligen Beträgen rechnet der Kreis für den Brandschutz, die Telefon- und TV-Anlage sowie das neue Datennetzwerk.
Wer zahlt das alles?
Zuvorderst die Oberschwabenklinik als Krankenhausträger über die Instandhaltungsrücklage. Ins Spiel kommen aber auch der kreiseigene Immobilieneigenbetrieb IKP als Eigentümer der Gebäude und letztlich der Kreis selbst. Klar ist, dass die Rücklage angesichts der hohen Investitionen zumindest anfangs nicht ausreichen dürfte. Landesförderungen wird es aber wohl nur zum Teil geben, insbesondere für die besonders teuren OP-Säle. Bei anderen, nicht näher genannten Maßnahmen rechnet der Kreis damit aber nicht.
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In welchem Zeitrahmen soll saniert werden?
Die Planung für die OP-Säle soll bis zum ersten Halbjahr 2026 abgeschlossen sein. Von der zweiten Jahreshälfte an bis Ende 2028 könnte gebaut werden. Planungen und Arbeiten für die anderen Bereiche erster Priorität sollen bis Ende 2027 beendet sein. Alles Weitere soll ab Mitte 2026 beziehungsweise 2028 angegangen werden.
Ist alles beschlossene Sache?
Nein, nicht ganz. Ohne Diskussion und einstimmig winkte der Kreistag zunächst nur durch, die Verwaltung mit der Planung für die OP-Säle zu beauftragen. Bei den weiteren wichtigen Maßnahmen erster Kategorie gilt dies auch für Bauleistungen. Alles andere soll im Herbst 2026 auf die Agenda der Räte kommen.
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