Was genau wollte die unbekannte Frau, die sich am vergangenen Sonntag an der Tür einer 95-Jährigen in Lindenberg als Mitarbeiterin der Caritas-Sozialstation Westallgäu ausgegeben hat? Das fragen sich die Ermittler der Polizei, denn gestohlen worden ist offenbar nichts. Es sei kein Schaden entstanden, heißt es im Bericht. Trotzdem gibt ihnen der Fall Rätsel auf.
Sozialstation erstattet nach Vorfall in Lindenberg Anzeige
Die Sozialstation hat erst später von dem Vorfall mitbekommen, wie Geschäftsführer Alexander Schweiger berichtet – und gleich Anzeige erstattet. Das sei selbstverständlich, „wenn jemand fälschlicherweise in unserem Namen auftritt“.
Die Einrichtung, die ihren Sitz in Lindenberg hat, bietet im ganzen Westallgäu unterschiedliche Dienstleistungen an – von der Beratung in Sachen Pflege zu Hause über Tagespflege und Behindertenarbeit bis hin zur alltäglichen häuslichen Hilfe. Zu letzterer Sparte gehören Dienstleistungen wie beispielsweise das Putzen, Waschen oder Einkaufen für Seniorinnen und Senioren. Auch Aktivitäten wie Spaziergänge oder Arztbesuche sind Teil des Repertoires.

Wie erkennt man eine falsche Caritas-Mitarbeiterin
Bei dem ominösen Fall vom Wochenende in Lindenberg habe sich die Unbekannte mit einem gefälschten Ausweis vorgestellt, nennt Geschäftsführer Schweiger Details. Sie habe der 95 Jahre alten Bewohnerin erklärt, nachprüfen zu wollen, ob ihre Wohnung im Rahmen der häuslichen Hilfe zuvor ordentlich geputzt worden sei. Die Seniorin habe sie mit dieser Geschichte offensichtlich derart überrumpelt, denn anscheinend habe die Bewohnerin die Fremde hereingelassen. Erst nach Rücksprache mit einer echten Lindenberger Caritas-Mitarbeiterin stellte sich nach Polizeiangaben der Schwindel heraus.
„Wir haben zwar ein Qualitätsmanagement, derartige Kontrollen führen wir aber nicht durch“
Alexander Schweiger, Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation Lindenberg
Der Chef des Pflegestützpunkts stellt nun klar, dass die echten Beschäftigten keinen Ausweis hätten. Schon allein daran könne man einen solchen Schwindel erkennen. Außerdem: „Wir haben zwar ein Qualitätsmanagement, derartige Kontrollen führen wir aber nicht durch.“

Normalerweise kämen die Mitarbeiterinnen der häuslichen Hilfe – im Vergleich zur ambulanten Pflege seien sie nicht mit Dienstkleidung ausgestattet – nie unangekündigt, sondern stets nur nach vorheriger Terminabsprache, gibt Schweiger Einblicke in die Abläufe bei der häuslichen Hilfe. Der Organisation sei es wichtig, dass sich Kunden und die Caritas-Beschäftigten kennen und es einen persönlichen Bezug zueinander gebe.
Polizei rät Senioren ein „gesundes Maß an Skepsis“
Insgesamt sind nach Angaben des Geschäftsführers für den Westallgäuer Pflegestützpunkt in der häuslichen Hilfe 33 Mitarbeitende für etwas mehr als 100 Haushalte zuständig. Den Kunden würden sie im Vorfeld immer vorgestellt. „Wir schicken keine fremden Leute zu unseren Kunden“, betont der Chef der Einrichtung.

Sowohl er als auch die Ermittler warnen nun andere Seniorinnen und Senioren aus dem Westallgäu vor den Gefahren, wenn sie Unbekannte in ihre vier Wände lassen. „Seien Sie misstrauisch, lassen Sie keine fremden Personen in Ihre Wohnung“, heißt es dazu im Bericht der Polizei, die zu einem „gesunden Maß an Skepsis“ rät. Eine solche sei keine Unhöflichkeit. „Es gibt keine Verpflichtung, irgendjemanden ohne vorherige Terminvereinbarung hereinzulassen.“
Alexander Schweiger rät, im Zweifel bei der Caritas-Sozialstation anzurufen – oder die Polizei zu verständigen.
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