Die Anlage liegt ruhig am Waldrand, von der Terrasse und den Balkonen aus eröffnet sich der Blick auf Berge. Hier am Ortsrand von Scheffau hat die Unternehmer-Familie Berger ihr zweites Hotel im Westallgäu eröffnet. „Berger‘s Bergsicht by Editya“ heißt es, bietet unter anderem 26 Zimmer, einen Seminarraum und die ersten Baumhaus-Lodges eines Hotels im Landkreis Lindau. Die Familie hatte das Haus vor eineinhalb Jahren vom Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) übernommen und saniert. Jetzt haucht sie ihm neues Leben ein. Am Sonntagnachmittag wurde die Eröffnung gefeiert, abends reisten die ersten Gäste an.
Das Haus wurde in den vergangenen Monaten gründlich saniert. Unter anderem wurden Bad- und Sanitärbereiche erneuert und die Zimmer neu ausgestattet. Das Bergsicht wird zwar als Bed-and-Breakfast-Haus geführt, also mit Übernachtung und Frühstück. Es gibt aber ein „Selbstbedienungsrestaurant“, das 24 Stunden zugänglich ist, wie Dirk Sander, Geschäftsführer der Berger Alpenblick GmbH Co. KG erklärte. Von einem Koch zubereitete Speisen kommen aus einem Automaten, Rinderrouladen, Kässpatzen oder Lachs beispielsweise.
Berger‘s Bergsicht: Naturschwimmbecken und Platz für Pickleball
Das Haus bietet einige Annehmlichkeiten und Freizeitmöglichkeiten. Innen- und Außensauna, Grillplätze, eine Boule- und eine Kegelbahn. Und ab dem Sommer auch ein Naturschwimmbecken. Zudem entsteht ein Feld für Pickleball, einer Mischung aus Tennis, Tischtennis und Badminton.

Für die Familie Berger ist es das „dritte Haus in der kleinen, wachsenden Hotelkette“ (Sander). 2010 eröffnete die Familie am Allgäu-Airport in Memmingen Berger‘s Park mit 51 Zimmern und einem Boardinghostel mit 15 Zimmern. Acht Jahre später folgte das Vier-Sterne-Hotel Edita in Scheidegg. Stillstand gab es seitdem nicht. Unter anderem wurden dort ein Poolhaus und zwei Boarding-Häuser für Mitarbeiter eröffnet.
Haus Bergsicht als neues Standbein - 125 Beschäftigte in den beiden Häusern
Nun also das Haus Bergsicht als weiteres Standbein. Es wurde auf den Tag genau sieben Jahre nach dem Edita eröffnet. Sander sprach von einem „guten Omen“. Gemanagt wird das Naturhotel vom Edita aus, das wenige Kilometer entfernt am Rand von Scheidegg liegt. Betriebsleiterin vor Ort ist Isabell Johler-Schädler. Insgesamt haben die beiden Betriebe 125 Beschäftigte.

Das Haus gehörte bisher der AWO. Sie hatte es zunächst für Kindererholungen, dann als Familienhotel und Haus für Tagungen genutzt. In den letzten zehn Jahren habe die AWO damit aber nur Defizite erzielt, sagte die Bezirksvorsitzende Brigitte Protschka. Deshalb hatte die AWO das Haus Bergsicht zum Jahresende 2023 geschlossen. Es war die einzige Ferieneinrichtung, die die gemeinnützige Organisation betrieben hatte.
Kontakt zu Bergers lief über den Bürgermeister
Den Kontakt zu Bergers stellte Bürgermeister Uli Pfanner her. Für den Bezirksverband der AWO sei die Übernahme durch die Familie ein Glücksfall. Protschka: „Ich habe heute keinen Schmerz mehr. Ich weiß, es wird gut.“

Von den Möglichkeiten, die das Haus Bergsicht bietet, ließ sich Alois Berger schnell überzeugen. „Wir haben das Haus angeschaut, er hat mich überzeugt. Dann macht man es“, sagte er über die Gespräche mit seinem Hotelmanager.

Angetan hat Alois Berger nicht zuletzt die ruhige Lage. Es sei möglich, von der Haustür weg bis auf den Pfänder zu wandern, ohne eine befahrene Straße zu überqueren, erklärte Bürgermeister Pfanner die Vorzüge. Angrenzend befindet sich das Kesselbachtal, ein Naturidyll, in dem sogar Gämsen vorkommen.
„Wenn ein Projekt mit der Natur zu tun hat, liegt es mir noch näher“, sagte Alois Berger. Der 92-Jährige stammt aus dem Böhmerwald, musste aber kriegsbedingt als Jugendlicher fliehen und baute im Unterallgäu aus dem Nichts eine weltweit tätige Unternehmensgruppe mit mehreren tausend Beschäftigten auf. Gefertigt werden unter anderem Präzisionsdreh- und Frästeile.
Die Nutzung als Hotel ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Hauses. Es ist eng mit der früher selbstständigen Marktgemeinde Scheffau verbunden, wie Thomas Heim für die Dorfgemeinschaft schilderte. Demnach stand das Haus bis Mitte des 19. Jahrhunderts mitten im Dorf, wurde dann aber im Zuge der Vereinödung ausgesiedelt. Es brannte ab, wurde wieder aufgebaut und war unter anderem Heimat einer Hebamme, die zwei Generationen Scheffauer auf die Welt half.
„Das Haus Bergsicht war immer Teil unseres Dorfes“, fasste Heim die Bedeutung zusammen und verband das mit einer Einladung. „Gäste sind in unserem Dorfleben herzlich willkommen“.
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