„Viele schaffen mehr“ – unter diesem Motto hat die Raiffeisenbank Westallgäu im Juni 2018 ihr Crowdfunding gestartet. Elf Projekte sind seither erfolgreich abgeschlossen worden – gescheitert ist noch keines. Nach knapp anderthalb Jahren ist der erste Schwung verloren gegangen, daher signalisiert die Bank jetzt, dass sich Vereine und andere gemeinnützige Gruppen mit neuen Projekten melden können.
Der Blick in die Liste der bisherigen Projekte zeigt, wie vielfältig es zugehen kann: Für die Spielplätze in Weiler wurde ebenso Geld gesammelt wie für die Schießstandrenovierung in Gestratz, das Jubiläum der Landjugend in Weiler, neue Trachten der Musikkapelle Stiefenhofen oder die Arbeit des Westallgäuer Heimatvereins. Die Feuerwehrjugend aus Oberreute hat auf diesem Weg ihren Raum im neuen Feuerwehrhaus und der Skiclub Gestratz neue Vereinskleidung finanziert. Aktuell rührt der TSV Röthenbach die Werbetrommel, um Spender für einen neuen Ballfangzaun und die Erneuerung der Flutlichtanlage zu gewinnen.
Das Crowdfunding-Prinzip der Raiba ist einfach: Für jede Spende in Höhe von mindestens fünf Euro legt die Bank zehn Euro obendrauf. Es gilt also, möglichst viele Spender zu finden. Bevor es soweit ist, müssen die Vereine ihr Projekt aber erst einmal vorstellen. In der Raiba ist Rita Friedrich dafür die erste Ansprechpartnerin. Dann sind Texte, Bilder oder auch Videos für die Internetplattform der Raiba zu erstellen.
Finden sich genug Fans, die das Projekt im Internet unterstützen, beginnt die dreimonatige Finanzierungsphase. In dieser Zeit muss die zuvor festgelegte Summe durch die Spender und die Raiba zusammen gekommen sein, sonst ist das Projekt gescheitert. Doch bislang hat es immer geklappt. Die Höchstsumme für ein Projekt hat die Raiba auf 5000 Euro festgelegt. Insgesamt sind in die elf Projekte 46 100 Euro geflossen, fast 18 000 Euro davon von der Raiba.
Für die Musikkapelle Stiefenhofen hat Angelika Rasch den Kontakt zur Raiba gesucht. Von deren Crowdfunding-Aktion hatte sie in der Zeitung gelesen. „Es war nicht ganz einfach, Fans und Spender zu mobilisieren“, räumt Rasch ein. Und: „Es brauchte schon etwas Erklärung.“ Sie ist sich sicher: Je länger die Aktion läuft, umso bekannter ist das Prinzip und umso einfacher tun sich die Vereine.
Sie stieß auch auf das Problem, dass viele ältere Unterstützer des Vereins keine E-Mail-Adresse haben. Die aber ist Voraussetzung, um die Spende im Internet tätigen zu können. „Doch die Bank hat uns auch hier geholfen“, blickt Rasch zurück. Durchaus mit Arbeit sei alles verbunden gewesen. Am Ende hat es sich aber mehr als gelohnt: Statt der erhofften 5000 kamen sogar 5520 Euro zusammen. „Das war schon eine tolle Geschichte“, sagt sie.
Ähnlich blickt die Elternbeiratsvorsitzende der Heimenkircher Grundschule, Anita Schneider, auf das dortige Projekt zurück. Es galt, 2500 Euro für ein Spielhaus für den Pausenhof einzusammeln. Hier kamen am Ende 3060 Euro zusammen. Schneider weiß um einen großen Vorteil: „Wir hatten bereits unser Netzwerk.“ Denn alle Mitglieder des Elternbeirates und deren Partner reichten schon, um genug Fans zu aktivieren und das Projekt zu starten. Per Smartphone und E-Mail sowie per Elternbrief wurde dann um Spenden geworben. Die Kinder hatten im Unterricht sogar einen Videofilm gedreht, um ihren Wunsch zu verdeutlichen. Und als die Spenden plötzlich etwas zäh eintrudelten, stellte sich Schneider beim Maibaum-Aufstellen auf die Bühne und warb für das Projekt. Mit Erfolg: Inzwischen steht das Spielhaus und hat dafür gesorgt, dass unter anderem klassenübergreifend gespielt wird.