Die Arbeitslosigkeit ist im Landkreis Lindau im August leicht gestiegen. Sie liegt damit im Deutschland-Trend. Die Zahlen stellte Liv Mary Barth gemeinsam mit Horst Holas, Geschäftsführer des Arbeitsagenturbezirks Kempten-Memmingen, vor. Die 30-Jährige ist seit Juli die neue Lindauer Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit.
Zuerst die nackten Zahlen: 1447 Menschen waren im Landkreis Lindau im August arbeitslos gemeldet, 81 Personen mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,1 Prozent und liegt damit um 0,2 Prozentpunkte sowohl über dem Vormonat als auch über dem August des Vorjahrs. 560 Personen der Arbeitslosen beziehen Bürgergeld. Das sind knapp 39 Prozent.

Die Unternehmen meldeten 1015 offene Stellen. Der Bestand hat sich damit um 43 erhöht - liegt aber deutlich unter dem Vorjahr (minus 195). „Die Arbeitgeber sind weiterhin sehr aktiv in der Mitarbeiter-Akquise“, so Barth, die sich freut, dass die Zahl wieder vierstellig ist. Die meisten freien Stellen gibt es in den Branchen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, Handel, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen sowie dem Gastgewerbe.
„Der Arbeitsmarkt ist in Lindau wie im gesamten Bezirk immer noch sehr stabil“, so Holas. Im Bezirk beträgt die Arbeitslosenquote ebenfalls 3,1 Prozent (plus 0,1). „Das ist nahezu Vollbeschäftigung.“
Eine Branche ist vor allem von Kurzarbeit betroffen
Kurzarbeit gibt es im Landkreis laut den aktuellsten gesicherten Zahlen der Agentur für Arbeit in neun Betrieben mit 300 Beschäftigten. Betroffen seien vor allem Unternehmen, die in der Branche der Automobilzulieferer tätig sind.

„Wir sind in unserer Region in einer komfortablen Situation“, beurteilt Liv Mary Barth die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Gleichwohl stellt sie fest: „Wir spüren bereits erste Ausläufer der Saisonpause in den Bereichen Gastronomie, Landschaftsbau oder Bau.“
Mit „regional geprägten Förderinstrumenten“ versuche die Agentur entgegenzuwirken. Dazu zählen zum Beispiel Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitnehmer. In dieser Zeit übernimmt die Agentur einen Teil des Lohns.
Vorteil für den Arbeitgeber: Er muss sich zu Beginn der neuen Saison nicht mühsam neue Beschäftigte suchen, sondern hat seine bisherigen, nun sogar besser ausgebildet, wieder zur Verfügung. „Diese Maßnahmen werde immer häufiger von den Unternehmen wahrgenommen. Weil aber immer noch viele davon gar nichts wissen, bauen wir unser ‚Marketing‛ in diesem Bereich derzeit aus“, ergänzt Holas.
Eine weitere regionale Besonderheit - Barth bezeichnet sie als „Lindauer Impulse“ - sind die branchen- und themenspezifischen Jobbörsen, die die Agentur für Arbeit von Zeit zu Zeit veranstaltet. Die erste gab‘s zum Thema „Kita“, eine weitere stand unter dem Motto „Quereinstieg leicht gemacht“. „Wir werden vielleicht noch in diesem, spätestens aber im kommenden Jahr die nächste Mini-Jobbörse dieser Art veranstalten“, kündigt die neue Geschäftsstellenleiterin an.
Die aus Annaberg-Buchholz im sächsischen Erzgebirge stammende 30-Jährige arbeitet seit 2020 in der Agentur in Lindau, wo sie seitdem auch wohnt. Sie übernahm zum 1. Juli deren Leitung in Nachfolge von Juliane Junghans, die nach zwei Jahren in der Inselstadt nun im Bezirk die Leitung der Berufsberatung innehat.
Barth begann ihre Tätigkeit bei der Agentur für Arbeit über ein mit dem Bachelor abgeschlossenes Duales Studium vor zehn Jahren in Traunstein. Als Leiterin ist sie in Lindau auch fachlich zuständig für die Teams der Arbeitsvermittlung und des Arbeitgeberservice.
Eng zusammenarbeiten wird Barth in Lindau mit Susanne Müller-Koberstein. Sie war als Agenturleiterin ihre Chefin, als sie 2020 in der Inselstadt begann, und ist mittlerweile die Leiterin des hiesigen Jobcenters. „Agentur und Jobcenter arbeiten von Haus aus eng in Sachen Qualifikation, Coaching oder Motivation zusammen“, sagt Liv Barth.
Landkreis Lindau hat „eine enorme Vielfalt“ an Branchen
Zum Abschluss der Präsentation der aktuellen Zahlen wagte Horst Holas auf Nachfrage noch einen Blick in die Zukunft. „Ich wage die These, dass es in unserer Region keine wesentliche Steigerung der Arbeitslosenquote geben wird, auch wenn man nie gefeit davor ist, dass große Arbeitgeber aus konjunkturellen Gründen Beschäftigte entlassen müssen.“
Doch er stelle zum einen ein hohes Verantwortungsbewusstsein in den Betrieben fest, das diese eher zum Instrument der Kurzarbeit als dem der Entlassung greifen lässt. Zum anderen habe der Landkreis Lindau „eine enorme Vielfalt“ an Branchen in Industrie und Handwerk und auch an Betriebsgrößen. „Das führt dazu, dass die Region auf Konjunkturschwankungen nicht so empfindlich reagiert“, ist er überzeugt
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