Hängt da jemand seine Schauspielkarriere an den Nagel? „Nein, überhaupt nicht“, sagt die aus dem Münster-Tatort als Alberich bekannte Schauspielerin Christine Urspruch, „ich werde auch weiterhin meinem Beruf nachgehen als Schauspielerin, drehen und Theater spielen“. In Wangen im Allgäu, wo die 54-Jährige lebt, geht sie indes nun neue Wege.
In den Ausstellungsräumen im ehemaligen Kesselhaus im sanierten Erba-Viertel war schon während der Landesgartenschau im vergangenen Jahr Kunst zu sehen. Seit Januar hat nun Christine Urspruch einen der beiden Räume über der Steinmanufaktur von Steffi Schneider gemietet - ursprünglich, um dort Schauspiel-Workshops zu geben. Jetzt kuratiert sie dort ihre erste Ausstellung, „text.textur.textil“.
Ausstellung in Wangen: drei Künsterinnen aus Reutlingen
Zu sehen sind dort Werke dreier (Textil-) Künstlerinnen aus Reutlingen. Sie hätten bereits zur Landesgartenschau Interesse bekundet, damals habe es aber nicht geklappt, berichtet ChrisTine Urspruch - die Schreibweise mit dem großen T im Vornamen bevorzugt sie selbst, eine Anspielung auf ihre Kleinwüchsigkeit. Im Raum M4 ist „text.textur-textil“ indes durchaus wörtlich zu nehmen.

Die Werke von Annette Hecht-Bauer, Elke Pikkemaat und Christine Ziegler laden ein zum genauen Erfassen - mit den Augen, versteht sich, auch wenn die mal filigran-weiche, mal formstabil-harte Haptik zum Anfassen lockt. „Ich finde, dass sie sehr humorvoll und weiblich herangehen“, beschreibt Urspruch die Künstlerinnen und deren Arbeiten.
Urspruch über ihre Lieblingswerke
Als eines ihrer Lieblingswerke benennt Urspruch ein großformatiges Bild in barockschnörkeligem, kräftig rotem Rahmen: In einer Fülle von Buchstaben setzen sich dort große Druckbuchstaben vom Hintergrund ab, deren Botschaft zu erfassen erst auf den zweiten Blick gelingen mag.
„Das ist auch für mich ein erstes Experiment.“
ChrisTine Urspruch , Über ihre Kuratorinnentätigkeit
Auch um die Frauenfiguren in dem in grauen Tönen gehaltenen Silhouetten-Bild, das es Urspruch besonders angetan hat, verlangen ein näheres Betrachten. In der Form schnell erfasst sind hingegen die Teekannen - die beim genauen Hinsehen aber doch irgendwie verschoben wirken, was nicht allein an den gefilzten Hüllen liegt.

„Das ist auch für mich ein erstes Experiment“, sagt Christine Urspruch über ihre Kuratorinnentätigkeit. Ob sie nicht auch Lust bekomme, selbst zum Pinsel zu greifen? „Da habe ich keine Ambitionen“, sagt sie und lacht, „meine Leidenschaft liegt beim Wort“. Und mit dem hat sie auch künftig wieder einiges zu tun.
Bei den Wangener Festspielen nur im Publikum
Zwar wird man Urspruch heuer nicht bei den Wangener Festspielen erleben - „nur im Publikum, ich bin sonst bei Dreharbeiten“ - dafür aber steht sie wieder für einen Tatort vor der Kameras sowie für die Anwaltserie „Einspruch, Schatz!“. Zu sehen sein wird Christine Urspruch allerdings auch als Kleine Gräfin in „Die Blutgräfin“ mit Isabelle Huppert und Lars Eidinger.
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„Ich muss schauen, wie sich das mit meinem Beruf vereinbaren lässt“, sagt die Schauspielerin daher folgerichtig über ihr Projekt Raum M4 - benannt nach der letzten Nutzung des früheren Kesselhauses als Magazin der Baumwollspinnerei und der Adresse Spinnereigarten 4. An Ideen für den Raum mangelt es indes nicht, neben Schauspiel-Workshops plant Urspruch Mitte April zudem eine Lesung unter dem Titel „Vom Weben und Leben“.

Das ist nicht nur passend zur dann noch laufenden textilen Ausstellung, sondern auch biografisch: „Ich komme aus dem Textilbereich - mein Vater war Bandweber.“ Auch so schließt sich für Urspruch, die sich nach mittlerweile 17 Jahren in Wangen heimisch fühlt, ein Kreis. „Ich fühle mich in Wangen verwurzelt und möchte der Stadt etwas zurückgeben.“
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Interesse habe die Ausstellung bereits beim Aufbau am vergangenen Sonntag geweckt, berichtet Urspruch von neugierigen Spaziergängern, und hofft, dass viele auch nach der Eröffnung den Weg in Raum M4 finden, um Kunst zu genießen und auf sich wirken zu lassen.
Die Ausstellung „text.textur.textil“ ist bis 26. April regulär donnerstag- und freitagnachmittags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags sowie an Ostermontag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
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