Der zugefrorene Waldsee in Lindenberg verlockt derzeit viele Menschen dazu, die Eisfläche zu betreten – zum Beispiel zum Schlittschuhlaufen. Und auch wenn der Winter in letzter Zeit eisige Temperaturen mit sich gebracht hat, ist das Eis dennoch mit Vorsicht zu genießen. Das weiß auch Thorsten Tourbier, stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht Lindenberg. „Die Eisdicke kann immer variieren“, sagt er. Neben der Wasser- und Außentemperatur hänge sie auch von der Gasbildung – die bei Moorgewässern wie dem Waldsee nicht untypisch sei – oder vom Wasserstand ab. Auch Pflanzenbewuchs könne die Eisdecke durchbrechen.
Waldsee Lindenberg: Wie dick ist das Eis?
Als Faustregel gelte: Eine Eisschicht ist erst ab einer Dicke von 15 Zentimetern aus glasklar durchgefrorenem Kern-Eis tragfähig. Als die Wasserwacht am vergangenen Mittwoch ihren traditionellen Glühweinverkauf veranstaltet hat, sei das Eis nur zehn bis zwölf Zentimeter dick gewesen, habe allerdings trotzdem viele Menschen gehalten. „Wir hatten aber ein besonders Auge auf das Geschehen und waren vorbereitet“, erzählt Tourbier. Die Wasserwacht gibt keine Empfehlung für das Betreten des Waldsees und hat im Winter auch keinen Wachdienst. Wer die Eisfläche betritt, handelt auf eigene Gefahr. Darauf machen auch Schilder rund um das Gewässer aufmerksam. Die tatsächliche Dicke des Eises könne man auch nicht mit dem bloßen Auge einschätzen, sagt Tourbier, nur Bohrproben geben Sicherheit.
Sollte das Eis nicht halten, bestehe Verletzungsgefahr, sagt Tourbier. Wer zum Beispiel beim Schlittschuhfahren einbricht, kann durch die Vorwärtsbewegung mit dem Brustbein auf der Eiskante aufstoßen. Ein weiteres Problem ist der Kälteschock durch die eisigen Temperaturen des Wassers, der zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen kann.
Nach längerem Aufenthalt im Wasser spielt vor allem die Unterkühlung eine Rolle. Die Leistungsfähigkeit der Muskulatur sinkt rasant, sodass sich die betroffene Person kaum noch aus eigener Kraft retten kann. Eine Faustregel besagt, dass die Muskelkraft in etwa der Wassertemperatur in Grad Celsius entspricht – bei zehn Grad also nur rund zehn Minuten erhalten bleibt.
Einbruch ins Eis: Wie verhalte ich mich?
Was also tun, wenn es zum Ernstfall kommt? Die erste Regel: „Nicht in Panik geraten“, rät Tourbier. Außerdem müsse man aufpassen, nicht unter das Eis zu geraten, denn das könne lebensgefährlich werden. Vielmehr solle man laut um Hilfe rufen, sich am Eisrand festhalten und mit jeder Bewegung versuchen, seinen Oberkörper langsam aufs Eis zu schieben. Da beim Einbruch Wasser auf die Oberfläche schwappt, sei das oft gar nicht so einfach. Tourbier empfiehlt deshalb sogenannte Eispicker, um sich aus dem Wasser zu ziehen. Dabei handelt es sich um Handgriffe mit Metallspitzen, die man sich beim Schlittschuhfahren um den Hals legen kann. Sollte man es aus dem Wasser schaffen, müsse man schnellstmöglich an Wärme gewinnen durch trockene Klamotten und Decken..
Wer als Außenstehender helfen möchte, sollte den Notruf alarmieren. Man dürfe dem Betroffenen nie direkt die Hand zu reichen, da dieser einen aus Panik ins Wasser ziehen könnte. Um nicht selbst einzubrechen, müsse man sein Gewicht verlagern, sagt Tourbier, „zum Beispiel, indem man kriecht.“ Rund um den Waldsee sind Eisrettungsleitern aufgestellt, die dabei helfen. Sollte jemand nicht aus eigenen Kräften oder mit Hilfe aus dem Wasser kommen, haben die Wasserwachten Lindau und Weiler spezielle Einsatzgruppen, die entsprechend – unter anderem mit Tauchausrüstung – ausgestattet sind, um zu helfen.
Es gibt auch Menschen, die sich freiwillig in die eisige Kälte des Wassers trauen. Am Waldsee halten sich Eisschwimmer ein Loch frei. „Bei Menschen, die das tun, gehe ich allerdings davon aus, dass sie wissen, was sie tun“, sagt Tourbier.
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