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Wangen: Klinikumbau und -erweiterung statt Neubau

Krankenhauskrise im Allgäu

Der Landkreis Ravensburg will die Klinik in Wangen sanieren und erweitern

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    Der Landkreis Ravensburg will die Klinik in Wangen ausbauen.
    Der Landkreis Ravensburg will die Klinik in Wangen ausbauen. Foto: Felix Kästle, dpa (Archiv)

    Der Ravensburger Kreistag steht geschlossen hinter den Sanierungs- und Ausbauplänen für das Wangener Krankenhaus. Das wurde bei der jüngsten Sitzung nicht nur in zahlreichen Redebeiträgen deutlich, sondern auch im entsprechenden Beschluss. Denn der wurde einstimmig gefasst. Ein Überblick.

    Was bedeutet das Kreistagsvotum? Im Prinzip handelt es sich um einen Grundsatzbeschluss mit einem Bekenntnis zur langfristigen Zukunft des Westallgäu-Klinikums. Zugleich ist dieser eine Abkehr von den langgehegten Neubauplänen, da nun die Planungen für den langfristigen Erhalt und die teilweise Erweiterung des in die Jahre gekommenen Gebäudekomplexes starten können. Grundlage dafür ist eine Entscheidung des Aufsichtsrats der Oberschwabenklinik (OSK) vom November vergangenen Jahres. Der besagt im Kern, dass man sich von den Neubaugedanken verabschiedet und lieber in den Bestand investiert. Das Millionenprojekt soll vergleichsweise günstiger sein, die Arbeiten gleichzeitig schneller vorangehen.

    Allerdings beinhaltet das Kreistagsvotum vor allem Planungsleistungen und noch keinen konkreten Baubeschluss, etwa zur vordringlichsten Maßnahme, dem Neubau der OP-Säle. Der soll nach Ende der entsprechenden, für Mitte 2026 veranschlagten Planungen erfolgen. Klappt dies, könnte der Bereich Ende 2028 in Betrieb gehen.

    Um was geht es noch beim Wangener Krankenhaus? Letztlich um ein generelles, auf mehrere Jahre ausgelegtes Sanierungsprogramm. Es soll das im Groß vor rund 40 Jahren in jetziger Form entstandene Klinikum zukunftsfest machen. Vor allem zahlreiche Funktionsbereiche und technische Anlagen sollen erneuert werden. Darüber hinaus ist ein Anbau an das bestehende Bettenhaus geplant, um zusätzliche Patienten aufnehmen zu können.

    Im Blick haben Kreis und OSK dabei auch Patienten aus dem bayerischen Westallgäu, die seit der Schließung der insolventen Lindenberger Rotkreuz-Klinik vermehrt in Wangen versorgt werden. Politisch gesehen reagiert der Landkreis Ravensburg damit auch auf die Absage des Landes an einen gemeinsamen Klinikneubau für die gesamte Region Wangen/Lindenberg/Lindau.

    Wie begründen die Kreisräte ihre Entscheidung? Die Fraktionschefs von CDU, Freien Wählern und FDP begründen den Strategiewechsel mit dem Gebot raschen Handelns - zumal die Maßnahmen „notwendig und zukunftsgerichtet“ seien, wie Volker Restle, Oliver Spieß und Daniel Gallasch in der Begründung eines ebenfalls beschlossenen, gemeinsamen Antrags schreiben. Obwohl der Landkreis bei den anstehenden Investitionen in kalkulierter Höhe von rund 30 bis 50 Millionen Euro auf eigene Faust vorgeht, seien „auch weiterhin Gespräche mit den benachbarten Klinikbetreibern möglich und gewünscht“. Will heißen: Kreis und Kreistag haben mit ihrem Beschluss die Tür für mögliche Partner nicht zugeschlagen.

    Kreisräte wünschen sich Kooperation

    CDU-Fraktionsvorsitzender Volker Restle konkretisierte in seiner Rede zum ebenfalls verabschiedeten Kreishaushalt: „Enge Kooperationen und eine gemeinsame Gesundheitsversorgung müssen dabei das Ziel sein.“ Vornehmlich nannte er dabei den Medizincampus Bodensee. Zugleich dürfe aber der Gesprächsfaden mit „den Nachbarn im Landkreis Lindau nicht abreißen“. Restle reagierte damit auf die jüngst signalisierte Offenheit der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Laut einem Interview mit unserer Zeitung schließt sie eine Beteiligung am Westallgäu-Klinikum nicht aus.. Oliver Spieß, Restles Kollege von den Freien Wählern, wertete Gerlachs Äußerungen als „positives Signal“.

    Grüne-Fraktionschefin Doris Zodel betonte die Bedeutung des Wangener Krankenhauses, verwies auf die hohe Geburtenzahl im abgelaufenen Jahr und sagte überdies „Ja“ zur möglichen OSK-Beteiligung am Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im seit dem vergangenen Sommer „krankenhauslosen“ Lindenberg.

    Konkret zum Westallgäu-Klinikum äußerte sich in den Haushaltsreden außerdem Max Scharpf (ÖDP-BBM): Der aktuelle Beschluss müsse „eine langfristige Entscheidung für den Standort Wangen sein“. Aufgrund einschlägiger Erfahrungen mahnte er: Es dürfe niemals passieren, dass OP-Säle für viele Millionen saniert und die entsprechenden Krankenhäuser später geschlossen werden. Scharpf nannte in diesem Zuge die Beispiele Leutkirch und Weingarten.

    Wie gliedert sich die Klinik-Sanierung in die Kreisstrategie ein? Grundsätzlich hat der Landkreis Ravensburg in den kommenden Jahren drei Riesenprojekte in einer zusammengenommen hohen sechsstelligen Millionensumme vor der Brust: Neben dem Wangener Krankenhaus handelt es sich dabei um das Bauprogramm für die beruflichen Schulen in Ravensburg und Investitionen in die Standorte der Kreisverwaltung im Schussental. Bemerkenswert: In der ausgiebigen, mehrstündigen Debatte über alle drei Projekte sowie den Kreishaushalt für die Jahre 2025 und 2026 blieb einzig das Westallgäu-Klinikum unstrittig.

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