Ein Zimmer, Küche, Bad – und das alles auf 30 bis 35 Quadratmetern Fläche: Das ist die Idee für die kleinen, mit ausgetüftelten Einbaumöbeln ausgestatteten Wohnungen. Die Baugenossenschaft Wangen (BG) will 20 dieser Mikroappartements auf die Dächer einiger ihrer Wohnhäuser am Südring setzen. Die Signale der Stadt Wangen waren positiv, ein Bauantrag eingereicht und die BG in den Startlöchern.
Entstanden war die Idee, als klar wurde, dass die Wohnhäuser aus den 70er-Jahren ohnehin saniert werden müssen. Doch während die Sanierung laut BG Wangen definitiv kommen wird, ist die Zukunft der kleinen Appartements ungewiss: „Im Moment sind wir noch nicht überzeugt, dass wir das machen können“, sagt Christoph Bührer, neben Julius Frick Vorstand der BG.
„Das war eine Vollbremsung von 200 auf null.“
Christoph Bührer, BG-Vorstand
Eigentlich hatte die BG bereits im November mit Vorarbeiten starten, das Gerüst aufstellen und im Frühjahr 2025 mit der Umsetzung beginnen wollen. Doch es kam anders. Laut Bührer meldete die Untere Naturschutzbehörde im Genehmigungsprozess Bedenken wegen Fledermäusen an, die unter einem Vorsprung am Dach leben könnten. „Das war eine Vollbremsung von 200 auf null.“
Statt Baufirmen hat die BG nun einen Gutachter beauftragt, der die potenziellen Fledermaushabitate untersuchen wird. An Bauarbeiten ist in diesem Jahr daher nicht mehr zu denken. Das gilt auch für die Sanierung der Gebäude, für die die BG knapp zwei Millionen Euro ansetzt.
Was die Mikroappartements in Wangen kosten würden
Für den Bau der Mikroappartements geht die BG von Kosten an die vier Millionen Euro aus. Das Projekt sei knapp kalkuliert gewesen. Wie sich die Verzögerung und etwaige Auflagen für den Naturschutz auf die Kostensituation auswirken, müsse man sich im Licht neuer Erkenntnisse dann anschauen, sagt Bührer. Denn auch wenn die Appartements nicht als staatlich geförderte Sozialwohnungen entstehen sollen, so sollen deren Mieten doch im bezahlbaren Bereich bleiben.
Ein auf der Landesgartenschau ausgestelltes Mustermodell stieß laut BG-Vorstand Frick indes auf großes Interesse. Dort konnten Interessierte sich ein Bild davon machen, wie eine funktionale Innenausstattung die wenigen Quadratmeter ausnutzt. Viele Besucher hätten interessierte Fragen gestellt, etwa zu Dämmung, Isolation und dem Beheizen. So mancher Gast habe sich vorstellen können, seinen Wohnraum zu reduzieren.
„Mancher betrachtete es auch als Ferienwohnung, aber das ist nicht unsere Zielgruppe“, sagt Christoph Bührer. Die BG denkt bei Mietern für ihre Mikroappartements vornehmlich an Alleinstehende. Aber auch ein Rentnerpaar, das zum Beispiel viel auf Reisen unterwegs ist, könnte dort einziehen.
Naturschutz als Hemmschuh: BG-Vorstand verwundert
Dass der Naturschutz kurz vor der Genehmigung nun doch noch Bedenken anmeldete und das Projekt ausbremst, hat Bührer verwundert. „Natürlich muss man das ernst nehmen, aber man fragt sich in dem Moment schon: Kann das wahr sein?“ Jetzt gelte es, abzuwarten, was das Gutachten ergebe – und Sanierungsvorhaben an anderer Stelle vorzuziehen.
Neben Balkonen stehen heuer auch Nahwärmeleitungen und -übergabestationen an BG-Häusern in Epplings an. Zudem scheint in das vor eineinhalb Jahren zu den Akten gelegte Sozialwohnungsbauprojekt der BG in Kißlegg wieder Bewegung zu kommen.
Das Mustermodell der Landesgartenschau hat übrigens noch eine Sache zutage gefördert: Nach sicher mehr als 1000 Mal Auf- und Zuklappen zeigte sich: Das Bett muss andere Beschläge bekommen. Aktuell steht das Musterappartement zum Verkauf. Laut BG-Vorstand Bührer gibt es bereits Interessenten.
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