Schon am frühen Morgen war den Einwohnern in Nottingham klar: Es muss sich etwas Schreckliches zugetragen haben. Teile der Stadt waren großräumig abgeriegelt worden. Blaue Absperrbänder flatterten im Wind und dutzende Polizeibeamte waren im Einsatz. Busse fuhren nicht mehr, genauso wenig wie die Straßenbahn. Was war passiert?
Die Unsicherheit belastete die Menschen in der Universitätsstadt, deren Einwohner so etwas noch nie erlebt hatten. Die Polizei sprach zunächst nur von einem "schwerwiegenden Zwischenfall". Bald darauf wurde klar: In Nottingham wurden drei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt. Ein 31-jähriger Mann sei wegen Mordverdachts festgenommen worden, hieß es.
Tote in Nottingham: Welches Motiv hatte der Täter?
Die Polizei bestätigte bei einer Pressekonferenz am frühen Abend, dass kurz nach vier Uhr morgens zwei 19-Jährige in einer Straße in der Innenstadt erstochen aufgefunden worden waren. Bei den zwei Getöteten soll es sich um Studierende der University of Nottingham gehandelt haben. Die Beamten gehen davon aus, dass der Verdächtige einen 50-jährigen Mann erstochen, dann seinen Wagen gestohlen und daraufhin drei Menschen angefahren hat, hieß es. Polizisten hätten den Van daraufhin gestoppt und den Fahrer in Gewahrsam genommen. Die Beamtin Kate Meynell bezeichnete die Ereignisse als "schockierend und tragisch".
Welches Motiv hatte der Täter? Handelte es sich gar um einen Terroranschlag? Eine klare Antwort gab es darauf zunächst nicht. "Die Ermittlungen befinden sich noch in einem frühen Stadium und ein Team von Beamten arbeitet daran, genau herauszufinden, was passiert ist", sagte Meynell. "Wir bitten die Öffentlichkeit um Geduld, während die Untersuchungen andauern." Die Polizei richtete eine Hotline ein, bei der sich Zeugen melden können.
Menschen in Nottingham sollen erstochen und überfahren worden sein
Diese berichteten gegenüber Medien von grauenhaften Szenen. Menschen sollen erstochen und überfahren worden sein. Lynn Haggitt beschrieb, dass sie gegen 5.30 Uhr auf dem Weg zur Arbeit einen Mann in einem weißen Lieferwagen gesehen habe. "Er schaute in den Rückspiegel, sah ein Polizeiauto hinter sich, dann beschleunigte er und fuhr direkt in die Menschen hinein. Ich wünschte, ich hätte das nie gesehen, es hat mich wirklich erschüttert."
Ein Mann berichtete, dass er gegen vier Uhr morgens "furchtbare, markerschütternde Schreie" gehört und dann beobachtet habe, wie ein junger Mann und eine junge Frau auf der Ilkeston Road erstochen wurden. Der Angreifer sei dann einfach in Richtung Stadt gegangen.
Waren Taten in Nottingham ein Terroranschlag?

Ein wackliges Video eines Anwohners soll zeigen, wie drei Polizisten einen Mann in den frühen Morgenstunden festnehmen. Am Mittag kam es zu weiteren Polizeieinsätzen im Stadtzentrum. Spekulationen um weitere Täter wies die Polizei zurück. "Wir suchen nicht nach weiteren Personen", sagte die Polizeibeamtin Kate Meynell. Die Situation sei unter Kontrolle, die Menschen könnten bedenkenlos die Innenstadt besuchen, hieß es.
Für einen Terroranschlag spricht laut Experten, dass es zu mehreren Vorfällen an unterschiedlichen Standorten der Stadt kam, allerdings finden solche Taten gewöhnlich am Tag und an belebten Plätzen statt. Dennoch wurden Vergleiche mit den Taten in London 2019 gezogen. Damals waren bei einer Messerattacke im Zentrum der Metropole fünf Menschen verletzt worden. Zwei der Opfer starben später im Krankenhaus. Die aktuelle Terrorgefahr wird von den Sicherheitsbehörden in Großbritannien als "substanziell" eingestuft. Das ist die mittlere von fünf möglichen Stufen.
Premierminister Rishi Sunak dankte den Einsatzkräften vor Ort angesichts dieses "schockierenden Vorfalls". Seine Gedanken seien "bei den Verletzten und den Familien und Angehörigen derer, die ihr Leben verloren haben". Er rief die Bevölkerung dazu auf, der Polizei und den Ermittlern die nötige Zeit zu geben, um herauszufinden, was passiert sei.