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Erdbeben in Liechtenstein während der Landtag darüber diskutiert. Video und Reaktionen im Netz

Vorfall im Video

Erdbeben trifft den Liechtensteiner Landtag - als der gerade über eine Erdbebenversicherung debattiert

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    Während eines Wortbeitrags der Abgeordneten Bettina Petzold-Mähr im Liechtensteiner Landtag wurde Vaduz von einem Erdbeben getroffen.
    Während eines Wortbeitrags der Abgeordneten Bettina Petzold-Mähr im Liechtensteiner Landtag wurde Vaduz von einem Erdbeben getroffen. Foto: Landtag des Fürstentums Liechtenstein (Screenshot)

    Liechtenstein geht viral. Ein Vorfall in dem kleinen Fürstentum zwischen dem österreichischen Bundesland Vorarlberg und der Schweiz erheitert gerade weltweit die Menschen. Dabei ist das Thema eigentlich alles andere als spaßig: ein Erdbeben erschütterte am Donnerstag das Fürstentum.

    In dessen Hauptstadt Vaduz (etwa 5700 Einwohner) tagte da gerade der Landtag Liechtensteins, der aus 25 Abgeordneten besteht, zu seiner fünften Arbeitssitzung des Jahres. 26 Traktanden, also Tagesordnungspunkte, standen auf der Sitzungsvorlage. Drei Tage waren deshalb für die Sitzung eingeplant. Traktandum 10 dieser Liste: "Postulat zur Schaffung einer Liechtensteinischen Erdbebenversicherung mittels eines Systems einer Obligatorischen- oder einer Eventualverpflichtung".

    In der Debatte ergreift die Liechtensteiner Abgeordnete Bettina Petzold-Mähr das Wort. "Eine Versicherung lebt von Solidarität", betont sie. "Das Problem ist nur: Wenn sich in Liechtenstein ein starkes Erdbeben ereignet, dann ist die Chance doch sehr hoch, dass sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner betroffen sind". Gerade als sie die letzten Worte sagt, kommt zu einem ersten leichten Ruckeln im Saal des Landtagsgebäudes.

    Petzold-Mähr kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Und es rumpelt im Saal", kommentiert sie. Nach einer kurzen Pause fährt sie mit ihrer Rede fort. Die Abgeordnete ist gegen die Einführung einer allgemeinen Liechtensteinischen Erdbebenversicherung. Da das Land sehr klein sei, wären bei einem schwereren Erdbeben automatisch die meisten Einwohner betroffen. Eine solidarische Versicherung, bei der die Allgemeinheit für die Schäden Einzelner haftet, mache da wenig Sinn.

    Als die Abgeordnete diesen Punkt erläutert hat, fährt sie fort. "Im Weiteren stellt sich für mich da auch die Frage...". Erneut wird Petzold-Mähr vom Rumpeln der Erde unterbrochen. Dieses Mal ist das Beben heftiger, Petzold-Mähr schaut weniger fröhlich, stattdessen erschrocken im Saal umher.

    "Das wird langsam heftig", sagt Landtagspräsident Albert Frick und unterbricht die Sitzung.

    Mehr zum Erdbeben am Donnerstag, das auch die Allgäuer Nachbarregion Vorarlberg erschüttert hat, erfahren Sie hier.

    Was sind Postulate in Liechtenstein?

    • "Ein Postulat ist ein Antrag, der die Regierung zur Prüfung eines bestimmten Gegenstandes oder zu einem bestimmten Vorgehen einlädt. Postulate sollen in der Regel innerhalb von vier Landtagssitzungen beantwortet werden. Über die Überweisung eines Postulats an die Regierung wird ebenfalls abgestimmt."

    Das Video der Landtagssitzung verbreitet sich aufgrund der fast schon drehbuchartigen Zusammenkommens von Rede und Naturereignis wie ein Lauffeuer im Netz. Und wie das Internet nun eben so ist, halten sich die Nutzer nicht mit frechen Sprüchen, Spott und Wortspielen zurück.

    So reagiert das Internet auf das Erdbeben-Video aus Vaduz

    Auf der Plattform Reddit erhielt das Video von der Landtagssitzung mehr als 15.000 Upvotes. Nutzer "IvorTheEngineDriver" kommentierte das fast schon zu perfekte Zusammentreffen mit: "Things that in a work of fiction would seem completely unrealistic...". Mit Blick auf die Größe des Fürstentums, Liechtenstein ist etwa 160 Quadratkilometer groß und hat knapp 40.000 Einwohner, meinte "OffendedByMyInnuendo": "Given Liechtenstein's size, are we sure it wasn't just a very large truck passing by?"

    Ein andere Nutzer mit dem Namen "thebiggreengun" schrieb augenzwinkernd, er sei der gewiefte Versicherungsvertreter, der das Landtagsgebäude genau zu diesem Zeitpunkt zum Wackeln gebracht habe. Offensichtlich hat er sich mit dem Kontext des Videos nicht genau befasst. Denn die Liechtensteiner Politiker sprachen ja darüber, eine obligatorische oder Eventual-Erdbebenversicherung einzuführen.

    Bei Zweiterer zahlen alle Liechtensteiner einen Solidaritätsbeitrag, falls es zu Erdbebenschäden in dem Land kommt. Es handelt sich also nicht um eine Versicherung, die man bei einem Makler abschließt . Ob und wie eine verpflichtende Erdbebenversicherung in Liechtenstein eingeführt wird, ist noch offen. Der Landtag hat das Postulat jedoch - nach der Sitzungsunterbrechung - an die Regierung überwiesen.

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