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Porträt: Erfinder des TV-Humors und Traumschiff-Kapitän: Harald Schmidt wird 65

Porträt

Erfinder des TV-Humors und Traumschiff-Kapitän: Harald Schmidt wird 65

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    Harald Schmidt, grantelnder Entertainer und Traumschiff-Kapitän, wird 65.
    Harald Schmidt, grantelnder Entertainer und Traumschiff-Kapitän, wird 65. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Archivbild)

    Irgendwelche Vergleiche mit einer anderen Person (egal welcher) fände Harald Schmidt vermutlich unangemessen, schließlich passt zwischen Größenwahn und die fünfte Ironiestufe nur ein Ego. Vergleicht man den Entertainer anlässlich seines 65. Geburtstags mit gleich vier anderen Personen, ist das dagegen vielleicht schon wieder zulässig, also: Was die Beatles für den Pop sind, ist Harald Schmidt für den deutschen Fernseh-Humor.

    Harald Schmidt hat ihn quasi erfunden. Mit seiner Interpretation der Late-Night-Show hat Schmidt, der in einem streng katholischen Elternhaus in Nürtingen aufwuchs, in den Neunziger- und frühen Nullerjahren wie kein anderer den deutschen Humor geprägt und außerdem dafür gesorgt, dass Leute wie Jan Böhmermann, Klaas Heufer-Umlauf oder Ralf Kabelka heute ziemlich fabelhaftes deutsches Satire-Fernsehen machen. Sie alle haben früher mal für die Harald-Schmidt-Show gearbeitet, die ab 1995 fast 20 Jahre lang auf wechselnden Sendern lief. Als die Sendung 2014 endgültig eingestellt wurde, fühlte sich das fast ein bisschen nach Vorruhestand an. Den perfekten deutschen Fernsehrentner-Job hat Schmidt, bekennender "deutscher Voll-Spießer", sogar schon seit 2009 – als Kreuzfahrtdirektor Schifferle auf dem Traumschiff. Er nennt es Dadaismus.

    Harald Schmidt im Wandel des Zeitgeistes: früher Ironie, heute Sexismus

    Kramt man jetzt, anlässlich seines 65. Geburtstags, in der Sprüche-Kiste, findet man solche von irrer Aktualität wie: "Als ich den Kriegsdienst verweigert habe, da wurde ich noch gefragt: 'Was machen Sie, wenn der Russe kommt?' Heute ist die Antwort darauf: 'Ich frag ihn, ob er einen Job für mich bei Gazprom hat.'" Man findet aber auch Gags etwa auf Kosten von Susan Stahnke, für die die Fernseh-Moderatorin Schmidt 1999 verklagte. Damals hatte Schmidt die Lacher auf seiner Seite: ironischer Tabubruch, wow! Heute wäre das sehr sicher anders: Sexismus, untragbar!

    Mit dem Wandel des Zeitgeistes ("Sprachpolizei", "linksliberaler Mainstream") hadert Schmidt öffentlich – in Interviews, das Internet hält er für überschätzt – was wiederum die Öffentlichkeit bisweilen mit ihm hadern lässt. Wenn der Vater von fünf Kindern so dahergrantelnd mal wieder ein Empörungsstürmchen auslöst (im Internet, klar), wirkt es bisweilen so, als wäre er den Deutschen dafür regelrecht beleidigt. Ihm und den oft wenig humorbegabten Empörten würde man dann gerne zurufen: Let it be!

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