Die griechische Tourismusbranche will in diesem Jahr an die Erfolgsserie vor der Pandemie anknüpfen. Helfen soll dabei auch die Lockerung der Corona-Reiseregeln zum 1. Mai. Aber der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise überschatten die Saison.
Der Start ist vielversprechend: Zu Ostern waren viele griechische Hotels und Pensionen ausgebucht. In den ersten drei Monaten stieg die Zahl der ausländischen Passagiere am Athener Flughafen gegenüber dem Vorjahr von 338.000 auf 1,8 Millionen, ein Plus von 428 Prozent. Auf vielen Inseln wie Mykonos, Santorin, Kos und Rhodos verzeichnen die Hoteliers bereits jetzt für den Sommer mehr Buchungen als im bisherigen Rekordjahr 2019.
Letzte Reisebeschränkungen sind aufgehoben
Mit Wirkung vom 1. Mai hat Griechenland die letzten Corona-Reisebeschränkungen aufgehoben. Besucher müssen jetzt bei der Einreise keinen Impf- oder Testnachweis mehr vorlegen. Auch Shoppen und Restaurantbesuche werden einfacher: Die bisherige 2G-Regelung entfällt.
Aber kommen die Gäste? Niemand wagt vorherzusagen, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickeln und welche Auswirkungen er auf die Urlauberzahlen haben wird. Und die explodierenden Energiekosten sind für die griechischen Hoteliers gleich ein doppelter Risikofaktor: Sie erhöhen ihre Kosten und könnten zugleich viele potenzielle Gäste zwingen, beim Urlaub zu sparen.
2021 hatte die griechische Reisebranche begonnen, sich von der Corona-Krise zu erholen. Die Touristenzahlen verdoppelten sich gegenüber 2020. Sie lagen mit 15,3 Millionen allerdings immer noch nur halb so hoch wie im bisherigen Rekordjahr 2019. Besser als die Besucherzahlen entwickelten sich mit einem Plus von 143 Prozent zum Vorjahr die Tourismuseinnahmen. Das zeigt: Die Gäste geben mehr aus als in früheren Jahren. Nach den Lockdowns und Reisebeschränkungen wollen sich offenbar viele Urlauber mehr gönnen.
Doch ob die positive Entwicklung anhält, ist ungewiss. Zu den besonders spendablen Besuchern gehörten in der Vergangenheit die Russen. 2021 kamen 120.000 russische Touristen nach Griechenland. In diesem Jahr erwartete die Branche bis zu 800.000 Besucher aus Russland, der Ukraine und Belarus. Sie werden wegen des Krieges und der Sanktionen aber ausbleiben.
Begehrte Reisende aus Nordamerika
Wettmachen könnten den Verlust zu einem Teil die Besucher aus Westeuropa. In Deutschland, Großbritannien und Frankreich steht Griechenland als Reiseziel jetzt besonders hoch im Kurs, sagen Analysten des griechischen Tourismusverbandes Sete. Große Hoffnungen ruhen aber vor allem auf den USA. Die drei großen US-Fluggesellschaft American, Delta und United verbinden in diesem Sommer die Städte New York, Boston, Washington, Philadelphia, Chicago und Atlanta nonstop mit Athen. Damit gibt es mehr Flüge zwischen den USA und Griechenland als je zuvor. Die Amerikaner sind gern gesehene Gäste, denn sie geben viel aus. Während andere ausländische Touristen im vergangenen Jahr, Flugtickets und Hotelkosten nicht gerechnet, durchschnittlich 600 Euro pro Kopf ausgaben, ließ jeder US-Besucher im Schnitt 1010 Euro im Land.