„Rettet den Regenwald!“ – ja, aber wie? Mit Baumpflanzaktionen? Mit Recycling-Klopapier und drei Kästen Krombacher? Nein, der Urwald braucht mehr als nur die Rettung seiner Bäume – findet zumindest Elon Musk. Denn der Megamann, der Multimilliardär, pflanzt jetzt Antennen im Dschungel. Mit seinem Satelliten-Projekt „Starlink“ verbreitet er den Zugang zum Internet bis in die tiefsten Funklöcher der Erde. Im Ukraine-Kriegsgebiet, in der Sahara, auf Karibikinseln – und jetzt auch im Amazonas-Urwald. Und der indigene Stamm der Marubos, der dort bisher mit der Natur, aber ganz ohne Netzanschluss lebte, der klickt sich jetzt in den digitalen Rausch. Von 0 auf 100 Megabit pro Sekunde.
Die New York Times berichtet von all dem Guten, das die Antenne verbreitet: Dr. med. Google hilft im Notfall, bei Spinnen- oder Schlangenbiss, mit dem lebensrettenden Tipp. Die Bildung digitalisiert sich, Lehrer finden frisches Unterrichtsmaterial im Netz. Kontakte unter Verwandten, getrennt durch dicken Wald, blühen wieder auf: „Huhu?“, fragt der stummgeschaltete Onkel im Video-Call.
Rettet den Regenwald mit dem Internet – oder vor Elon Musk?
Aber all das Schlechte im Netz, über das die Marubos jetzt schon klagen, klingt gruselig vertraut: Die Jugendlichen zocken stundenlang Ballerspiele. Wischen selbstvergessen durch Social-Media-Seiten. Und der Pornokonsum kennt keine Grenzen. War der Urwald ein zivilisierter Fleck, bis das „WWW“ zu wuchern begann? „Rettet den Regenwald – mit dem Internet!“, oder „Rettet den Regenwald – vor Elon Musk!“?
Noch dosieren die Marubos den Internetzugang: Das Netz hat geöffnet – zwei Stunden am Morgen, fünf am Abend und den ganzen Sonntag. Was für europäische Otto-Normal-User fast wie eine Entzugstherapie klingt. Doch: Genug Zeit für eine Rückmeldung an den Netz- und Heilsbringer, getwittert aus dem Urwald: „Danke!“ Oder aber: „Na danke, Mister Musk!“