Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Baden-Württemberg ist die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Das teilte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz in Stuttgart mit. Innerhalb von nur fünf Tagen seien in dem Betrieb in Forchheim (Landkreis Emmendingen) bis zum Mittwoch 16 von 35 Hausschweinen qualvoll verendet. Das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigte das Virus am Mittwochabend bei zwei verendeten Tieren. Die übrigen Tiere sind laut Hauk am Mittwochmorgen getötet worden. Es bestehe keine Gefahr für die menschliche Gesundheit, Schweinefleisch könne weiter verzehrt werden.
Laut dem Landesjagdverband gibt es derzeit keinen Hinweis auf infizierte Wildschweine. Wurst- und Fleischreste sollten, insbesondere an Rastplätzen, in verschlossenen Mülleimern entsorgt werden. Das Virus kann beispielsweise in geräuchertem Schinken oder Salami über 100 Tage überleben. "Werfen Sie keine Lebensmittelreste, vor allem von Wurst- und Fleischwaren, unachtsam fort, damit sich Wildschweine nicht infizieren. Die Jägerinnen und Jäger sind sich ihrer Verantwortung bewusst und helfen bei der Prävention sowie dem Monitoring. Je früher infizierte Schweine gefunden werden, desto eher wird die Seuche eingedämmt und Tierleid vermieden", sagte Landesjägermeister Jörg Friedmann.
Schweinepest in Baden-Württemberg: Schutzzone um den Betrieb gezogen
Wie das Virus in den Betrieb gelangte, ist laut Hauk unklar. Ursache sei wohl "menschliches Handeln". "Die Schweine waren im Freiland gehalten, doppelt abgesichert durch den doppelten Zaun. Der Zaun war in der Erde auch eingegraben, so dass es sicher war, dass die Wildschweine nicht reinkommen können", sagte Hauk. Um den betroffenen Betrieb in Forchheim herum werden eine Schutzzone mit einem Mindestradius von drei Kilometern und eine sich daran außen anschließende Überwachungszone mit einem äußeren Radius von zehn Kilometern eingerichtet. Die Überwachungszone erstreckt sich über die Landkreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und den Ortenaukreis.
In der Sperrzone ist laut Hauk das Befördern von Schweinen, Sperma, Eizellen und Embryonen von Schweinen verboten. Gülle, Mist und Einstreu von Schweinen dürfen ebenfalls nicht aus den Betrieben herauskommen. Zunächst einmal gelte: "Kein Schwein raus, kein Schwein rein", sagte Hauk. Ausnahmen seien nur unter strengen Auflagen möglich. Da die Seuche bei Hausschweinen ausgebrochen sei, seien pflanzliche Produkte, wie Futtermittel, Stroh oder andere landwirtschaftliche Produkte wie Rindfleisch, Obst und Gemüse von den Beschränkungen nicht betroffen.
Ab Freitag sind Suchteams unterwegs
Es gibt auch laut Hauk keine Hinweise, dass der Erreger Wildschweine befallen hat. "Um dies aber auch wirklich ausschließen zu können, müssen in den kommenden Wochen Wildschweine in der Umgebung auf die Afrikanische Schweinepest untersucht werden." Auch Fallwild werde untersucht. Ab Freitag seien jeweils Zweierteams mit einem Hund unterwegs, um nach Kadavern Ausschau zu halten. "Flankiert werden die Suchteams außerhalb von Waldflächen durch Drohnen-Einsatzteams mit Wärmebild-Kameras", sagte Hauk. Diese Suchteams werden bisher nur in Baden-Württemberg ausgebildet und kamen schon in anderen von Afrikanischen Schweinepest betroffenen Gebieten Deutschlands zum Einsatz.
Bei der Afrikanischen Schweinepest handelt es sich um eine schwere Viruserkrankung. Sie tritt ausschließlich bei Wildschweinen und Hausschweinen auf. Die Infektion verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Für den Menschen oder für andere Tierarten ist die Krankheit zwar nicht ansteckend, allerdings kann ein großes Infektionsaufkommen zu enormen wirtschaftlichen Folgen in der Tierzucht kommen. Betroffenes Schweinefleisch und daraus hergestellte Lebensmittel können bedenkenlos verzehrt werden, dennoch werden zur Vorbeugung weiterer Ansteckungen infizierte Schweine beseitigt und von der Lebensmittelgewinnung ausgeschlossen.
Afrikanische Schweinepest bereits 2019 bei Wildschweinen in Deutschland
Zunächst hatte sich die Krankheit in Osteuropa verbreitet, oft wird sie durch infizierte Wildschweine verbreitet, die sich über Grenzen hinwegbewegen. 2019 wurden solche kranke Wildschweine auch in Deutschland entdeckt. Zuletzt wurden im Spree-Neiße-Kreis im Rahmen von Fallwildsuchen erneut infizierte Wildschweinkadaver entdeckt, nachdem sich die Situation während der Wintermonate beruhigt hatte. Schwere wirtschaftliche Schäden werden befürchtet, falls die Krankheit großflächig in Zuchtbetriebe eingeschleppt wird. Mitte Juli vergangenes Jahres wurde die Tierseuche erstmals in einem Schweinemastbetrieb in Deutschland registriert. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium sind Fälle bislang in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten. (dpa)