Stefan Banach wird heute von Google mit einem Doodle gefeiert. Ungewöhnlich: Der 22.07. ist weder Geburtstag noch Todestag des bekannten polnischen Mathematikers, wie es sonst bei Google oft läuft. Heute vor 100 Jahren wurde Banach offiziell zum Professor ernannt - eine Station eines ungewöhnlichen Lebens.
Stefan Banach wurde am 30. März 1892 in Krakau, Polen, geboren. Seine Mutter lernte er nie richtig kennen, sie verschwand bereits wenige Tage nach seiner Geburt. Banachs Vater schickte seinen Sohn daraufhin zu einer Pflegefamilie, wo er aufwuchs. Weil er kurzsichtig war, wurde Stefan Banach als untauglich für den Militärdienst eingestuft und unterrichtete während des Ersten Weltkriegs an örtlichen Schulen als Hilfslehrer.
Sehr früh entdeckte der junge Banach seine Faszination für die Mathematik. Nach der Veröffentlichung mathematischer Arbeiten, an denen er in seiner Freizeit arbeitete, erhielt er eine Stelle an der Technischen Universität Lemberg. 1920 heiratete er Łucja Braus, mit der er zwei Jahre später einen Sohn bekam.
Obwohl er keinen Universitätsabschluss hatte, wurde Banach dann 1922 an der Jan-Kazimierz-Universität promoviert.
Stefan Banach wurde heute von 100 Jahren promoviert
Der angesehene Mathematiker Hugo Steinhaus, ein früher Begründer der Spiel- und Wahrscheinlichkeitstheorie, lernte den jungen Banach 1916 durch Zufall kennen und freundete sich mit ihm an. Mit Hilfe von Steinhaus' Verbindungen begründete Banach die moderne Funktionalanalysis, einen völlig neuen Zweig der Mathematik. Viele Konzepte sind nach ihm benannt, darunter Banach-Algebra und die Banach-Steinhaus-Theorie.
1932 veröffentlicht Professor Banach das Standardwerk zur Funktionalanalysis. Sieben Jahre später wird er zum Präsident der Polnischen Mathematischen Gesellschaft ernannt.
Stefan Banach war einer der wichtigsten Mathematiker
"Banachs Hauptleistung ist der Aufbau einer Theorie der linearen Operatoren in vollständigen normierten Räumen, später nach ihm als Banachräume bezeichnet.", heißt es bei Spektrum.de. "Er leistete wichtige Beiträge zur Theorie topologischer Vektorräume, zur Maßtheorie, zur Integration, zur Mengenlehre, zu orthogonalen Reihen und zur Funktionalanalysis, die auch heute noch erforscht und angewendet werden", begründet Google die Entscheidung, ihm heute ein Doodle zu widmen. Steinhaus wiederum bezeichnete Banach später als seine "größte wissenschaftliche Entdeckung". Tatsächlich gilt Banach bis heute als einer der einflussreichsten und besten Mathematiker des 20. Jahrhunderts.
Stefan Banach, der Kettenraucher war, als Exzentriker bekannt war, und über 60 wissenschaftliche Arbeiten schrieb, erlag am 31. August 1945 einem Lungenkrebs. Sein Grab ist im Riedl-Monument auf dem Lytschakiwski-Friedhof in Lemberg.