Erst Vorarlberg mit dem Kleinwalsertal, jetzt auch noch Tirol: Das deutsche Auswärtige Amt hat am Freitag eine weitere Reisewarnung für ein österreichisches Bundesland ausgesprochen.
Tirols Landeschef Günther Platter sagte am Freitagabend: "Diese Entscheidung stellt einen schweren Schlag für unseren Wirtschaftsstandort, unseren Arbeitsmarkt und ganz Tirol dar." Nach Angaben der Tiroler Regierung machen deutsche Gäste die Hälfte aller Touristen aus. "Es ist nun von größter Bedeutung, dass wir die Infektionszahlen wieder nach unten bringen und damit die Voraussetzungen schaffen, dass diese Reisewarnung möglichst rasch zurückgenommen wird", sagte Platter.
In seiner emotionalen Rede, die über Facebook verbreitet wurde, sagte Platter, es müsse allen bewusst sein, dass ohne Tourismus der Wirtschaftsstandort Tirol massiv gefährdet ist. "Das trifft nicht nur jene Orte und Täler, die maßgeblich vom Tourismus leben, sondern das gesamte Land Tirol: Die Kellnerin und den Koch, die in einem Hotel oder Restaurant arbeiten, genauso wie den Tischler und die Softwareentwicklerin, die Aufträge für den Tourismus abwickeln. Das hat ganz einfach damit zu tun, dass in Tirol jeder dritte Euro im Tourismus erwirtschaftet wird und nicht weniger als 64.000 Menschen direkt im Wintertourismus beschäftigt sind. Jeder vierte Arbeitsplatz hängt bei uns direkt oder indirekt von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ab. Wenn der Tourismus in unserem Land ins Wanken gerät, ist letztlich die Existenz vieler Tirolerinnen und Tiroler in Gefahr."
Es dürfe nicht passieren, "dass aus dieser Gesundheitskrise eine bleibende Wirtschaftskrise wird, die sich nachhaltig auf die Existenz vieler Tirolerinnen und Tiroler auswirkt", so Platter. "Die aktuellen Infektionszahlen sind eindeutig zu hoch. Noch haben wir Zeit, um diese Zahlen in den Griff zu bekommen. Warum soll uns das, was uns bereits im Frühjahr gelungen ist, nicht erneut gelingen? Dass das nicht leicht war und uns allen viel abverlangt hat, ist mir bewusst. Aber am Ende waren wir erfolgreich – und das zählt."
Tirol ist Corona-Risikogebiet
Am Vortag hatte bereits der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner die Einstufung auf einer Pressekonferenz als „harten Schlag“ bezeichnet. Überrascht sei er aber nicht gewesen. In Vorarlberg wurden innerhalb einer Woche mehr als 60 Menschen pro 100.000 Einwohner positiv auf Covid 19 getestet. Damit liegt die sogenannte 7-Tage-Inzidenz über der Grenze von 50, an der sich die deutschen Behörden bei der Einstufung von Risikogebieten unter anderem orientieren.
Als „Tiefschlag“ empfand auch Elmar Müller von Kleinwalsertal Tourismus die Einstufung. Rund 80 Prozent der Walser Gäste kommen aus Deutschland – und müssen bei ihrer Rückkehr in die Quarantäne. Deshalb haben die Walser und andere Vorarlberger Tourismus-Orte reagiert und Teststationen eingerichtet. Dort können sich die Gäste vor der Rückreise testen lassen und haben idealerweise schon das negative Ergebnis in der Tasche, wenn sie zuhause ankommen. „Besonders schmerzhaft ist, dass wir eigentlich kein Risikogebiet sind“, sagt Müller. Gerade einmal einen Corona-Fall gebe es derzeit im Tal. Hotspots sind nach Angaben der Vorarlberger Landesregierung Dornbirn, Bregenz und Bludenz.
Ein Grund warum das Kleinwalsertal bisher von der Pandemie verschont geblieben ist, ist die besondere geographische Lage. Es gibt keine direkte Anbindung an Vorarlberg, das Kleinwalsertal ist nur über Deutschland zu erreichen.
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