Vor dem Hintergrund des Kriegs im Jemen hat Außenministerin Annalena Baerbock die Staatengemeinschaft eindringlich zu einem gemeinsamen Akt der Solidarität und Hilfe aufgerufen. "Wir haben in den letzten Monaten gesehen, dass wir einen Hoffnungsschimmer haben, deswegen ist es mir auch so wichtig, intensiv daran zu arbeiten, dass aus dem Schimmer dann doch ein bisschen mehr Licht wird", sagte Baerbock zum Abschluss ihrer politischen Gespräche in der saudischen Hafenstadt Dschidda. Die Grünen-Politikerin betonte gleichzeitig, dass man "noch lange nicht auf der Zielgeraden" sei.
Die Menschen in Krisengebieten und da vor allem die Kinder und Frauen, das ist einer der Schwerpunkte der Außenministerin bei ihren zahlreichen Reisen rund um den Globus. So auch der Jemen – es sei gerade in diesen Zeiten vieler anderer Krisen wichtig, die Menschen dort nicht aus dem Blick zu verlieren, mahnte Baerbock. Seit acht Jahren wütet im Jemen nicht nur ein furchtbarer Krieg, sondern auch eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Nur zwei Zahlen reichen, um das Ausmaß deutlich zu machen: 15 Millionen Menschen sind ohne Zugang zu Wasser und ein Viertel der Kinder leidet unter Entwicklungsstörungen.
Der Krieg im Jemen wird zu teuer - kommt jetzt eine Waffenruhe?
Saudi-Arabien kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen, die das Land 2014 überrannten. Der Krieg hat hunderttausende Menschen getötet, viele in die Flucht getrieben und das Land verwüstet. Doch jetzt gibt es zumindest eine kleine Hoffnung auf eine Waffenruhe, beide Seiten nähern sich einander an. Ausschlaggebend sind nicht vorrangig humanitäre, sondern finanzielle Gründe. Der Krieg wird vor allem Riad schlichtweg zu teuer.
Baerbock traf sich in Dschidda mit dem UN-Koordinator für Jemen, David Gressly, sowie mit dem jemenitischen Außenminister Ahmed bin Mubarak. Beide hätten die saudische Rolle als "konstruktiv anerkannt", verlautete anschließend aus Diplomatenkreisen.
Neben der humanitären Lage gibt es auch andere Probleme. Vor der Jemen-Küste rostet der havarierte Öltanker "FSO Safer" vor sich hin. Das Schiff ist noch voller Öl, bricht es, droht eine Umweltkatastrophe. Sie könnte Schätzungen zufolge einen Schaden von 200 Milliarden US-Dollar und eine erneute humanitäre Katastrophe verursachen. Baerbock drang bei ihren Gesprächen in Dschidda auf eine Lösung des Problems, das Deutschland schon zwölf Millionen Euro gekostet hat. Sie scheint nach acht Jahren endlich in Sicht zu sein: Der marode Tanker könnte durch ein neues, international finanziertes Schiff ersetzt werden, wie aus Baerbocks Delegation verlautete.
Baerbock soll den Emir von Katar treffen
Die deutsche Außenministerin reiste noch am Dienstag nach Katar weiter. Das kleine und doch so reiche Land gilt der Bundesregierung "aufgrund seiner engagierten Außenpolitik in vielen regionalpolitischen Fragen" als wichtiger Partner. Die Kataris haben ein weltweites politisches Netzwerk gesponnen und sind um ein gutes Image bemüht. Aus diesem Grund sicherte sich das Land die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, der Schuss ging allerdings nach hinten los.
Die prekären Arbeitsbedingungen der vielen Arbeiter, die für den Aufbau der Spielstätten benötigt wurden, löste weltweit Kritik aus. Die International Labour Organization (ILO), eine für Arbeitnehmerrechte zuständige Unterorganisation der Vereinten Nationen, leitete eine Untersuchung ein. Baerbock wollte in Doha den dortigen Leiter des ILO-Projektbüros, Max Tunon, treffen. Am Mittwoch war vor dem Rückflug nach Berlin unter anderem ein Treffen mit dem Emir von Katar geplant.