Auf welche Schule geht Jonas Meier*? Welche Fächer belegt er? Und wie ist sein Lernfortschritt? Antworten auf solche Fragen sollten eigentlich privat sein. Bei der Lern-App Anton ist dies aber wohl nicht mehr der Fall. Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) haben ergeben, dass es bei der App massive Sicherheitslücken gibt.
Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen Lern-App "Anton"
Diese Sicherheitslücke war der Grund dafür, dass private Daten frei abrufbar waren, weder ein Passwort noch andere Sicherheitsvorkehrungen waren nötig. Schulen aus ganz Deutschland und anderen Länden nutzen die App, dokumentieren dabei die private Entwicklung ihrer Schüler. (Lesen Sie auch: Operation Zeugnisrettung - wie schlechte Schüler die Kurve kriegen)
Aufgedeckt wurde die Sicherheitslücke durch einen Zufall bei der Recherche von BR-Datenjournalisten. Diese informierten die App-Betreiber nach eigener Aussage über die Sicherheitslücke, wenige Stunden später soll das Problem wohl behoben worden sein, heißt es vonseiten des Anbieters.
Sicherheitslücke bei "Anton": Außenstehende hätten sich als Lehrer ausgeben können
Außenstehende hätten während der Sicherheitslücke nicht nur private Daten der Schülerinnen und Schüler auslesen können, sondern sich auch als Lehrkraft ausgeben können und sogar private Nachrichten verschicken können.
Dem BR zufolge nutzen Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die App, allein für München gibt es Daten von 3000 Schülern an etwa 200 Schulen. Wie viele letztlich von der Sicherheitslücke betroffen sind, sagt der Berliner Anbieter Solocode nicht. Derzeit untersuche man, ob es in der Vergangenheit Versuche gegeben hat, die Sicherheitslücke auszunutzen, und informiere betroffene Schulen, Nutzer und die Datenschutzbeauftragten umgehend. Auch die zuständige Berliner Datenschutzbehörde sei informiert worden. "Der Datenschutz und die Sicherheit von Nutzerdaten ist uns ein wichtiges Anliegen", so das Unternehmen.
*Der Name ist fiktiv.
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